Bochum. Der VfL Bochum hat in einem denkwürdigen Spiel die Bayern geschlagen und dabei einen Jahrzehnte alten Fluch gebrochen. Ein Kommentar.

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Fans des FC Bayern München erleben so etwas einfach zu selten. Die bekommen Schnapp­atmung, wenn ihre Mannschaft mal einen gebrauchten Tag erwischt wie am Samstag, in den Sozialen Netzwerken brach schon Panik aus. Natürlich muss man hinterfragen, weshalb sich ein so prominent und hochwertig besetztes Team derart überrollen lässt. Aber bei aller berechtigten Kritik: Das war doch kein Weltuntergang. Die Meisterschaft ist dadurch noch lange nicht in Gefahr geraten, und wenn die Mannschaft die richtigen Lehren aus diesem Erlebnis zieht, wird das in der Champions League schon am Mittwoch RB Salzburg zu spüren bekommen.

Außerdem ist es höchst respektlos gegenüber dem Gegner, diese ebenso überraschende wie deutliche Niederlage der Bayern allein mit deren schwacher Tagesform zu erklären. Der VfL Bochum hat sich nicht auf die weit verbreitete Ansicht eingelassen, dass bei Begegnungen mit dem Branchenführer ohnehin nichts zu holen ist. Die Bochumer haben drei Punkte geholt, die sie nicht einzuplanen gewagt hätten, um die sie aber trotzdem leidenschaftlich kämpften. Sogar nach dem frühen 0:1-Rückstand schlich sich nicht der lähmende Gedanke ein, dass nun doch wieder alles so kommen könnte wie bei der 0:7-Demütigung im Hinspiel. Nein, der Aufsteiger drehte das Ding. Mit Mut. Mit Po­wer. Mit Hingabe. Und auch mit Cleverness. 4:1 zur Halbzeit, ein unfassbarer Zwischenstand.

Der Fluch des VfL Bochum ist besiegt

Und diesmal kam es nicht so wie in jenem Spiel, das die VfL-Anhänger trotz einer Niederlage zum Jahrhundertspiel gewählt hatten. 1976 hatten die Bochumer gegen die Bayern schon mit 4:0 geführt, bevor sie doch noch mit 5:6 als Verlierer vom Platz schlichen. VfL-Fans, die das miterlebten, blieben seitdem auch bei höheren Führungen stets skeptisch. Seit Samstag wissen sie: Der Fluch ist besiegt.

Der VfL Bochum hat den FC Bayern diesmal regelrecht zerlegt und dabei auch noch Traumtore geschossen. Auch die werden zur Legende gehören: Denn dieses Spiel wird noch sehr lange in Erinnerung bleiben – als historische Leistung.

Die Bayern hingegen haben nun eine Debatte am Hals, die sonst eher über ihren ersten Verfolger Borussia Dortmund geführt wird. Hausintern wurde offen die Mentalitätsfrage gestellt. Aber sie wird voraussichtlich keine allzu große Relevanz haben, denn eben dieser BVB hat zwar nun bei Union Berlin eine feine Reaktion auf seine Heimniederlage gegen Leverkusen gezeigt, hängt aber trotzdem noch mit sechs Punkten zurück. Konstanz bleibt das große Stichwort.