Bochum. Der 27-jährige Innenverteidiger Jan Simunek gilt beim VfL Bochum als Nachfolger von Marcel Maltritz. Simunek war bereits mit dem VfL Wolfsburg Deutscher Meister und Vizeweltmeister mit der U20 Tschechiens. Star-Gehabe ist ihm jedoch komplett fremd.
Da ist überhaupt kein Gewese und Getue. Wer auch immer sich mit Jan Simunek unterhält, würde niemals auf die Idee kommen, es mit einem Star zu tun zu haben, mit einem, der schon einmal die Meisterschale in den deutschen Himmel gereckt hat. Was Spielern des VfL Bochum ja ausgesprochen selten passiert. Stattdessen sagt der Tscheche mit den herausragenden Deutschkenntnissen: „Direkt das erste Gespräch mit Peter Neururer war positiv. Wie gut er über mich gesprochen hat, da war ich schon etwas überrascht.“
Vielleicht hat Simunek, dessen lustige Sprachfärbung von den drei Jahren herrührt, die er als Kind eines Fußball spielenden Vaters in der Schweiz zugebracht hat, einfach zu oft und zu lange die Kehrseite des Geschäfts kennengelernt, um mit der Selbstgewissheit des international erfolgreichen Profis durch die Landschaft zu laufen. Sicher, da ist der Meistertitel mit Wolfsburg, da ist auch der U20-Vizeweltmeister Tschechien, angeführt damals von dem Kapitän Simunek. Da sind aber auch schier endlose Verletzungspausen, da ist auch der nagende Zweifel, ob es überhaupt Sinn macht, die Karriere fortzusetzen. „Die Leute“, sagt der drahtige Innenverteidiger, sehen ja nicht den ständigen „Konkurrenzkampf“, und das Risiko, wegen „schwerer Verletzungen außen vor zu sein“.
In Lautern nicht auf die Beine gekommen
In Kaiserslautern, wohin er nach seinen drei Wolfsburger Jahren wechselte, war es - gelinde gesagt - schwierig für den 27-Jährigen. 13 Monate war er wegen eines Muskelrisses in der Leiste komplett lahm gelegt. Der Mann, der als Meister aus der Pfalz gekommen war, konnte nicht eingreifen. Dass er anschließend nach nur zehn Tagen der Vorbereitung auf Vollgas hochschaltete, bekam ihm auch nicht gut. Mal knirschte es hier, mal dort, sein Körper rebellierte gegen die Tortur - und damit war wieder eine Spielzeit weg.
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Was dann zum Ende seiner Zeit in Kaiserslautern, als er wieder gut bei Kräften war, kam, will er nicht vertiefen. Nur soviel sagt er: „Mal war ich auf der Tribüne, mal auf dem Platz. Es ging immer hin und her mit mir. Da sind Dinge passiert, die ich nicht verstanden habe.“
Simunek schaut wieder nach vorne
Wenn Jan Simunek darüber spricht, klingt das nicht anklagend, es klingt nicht einmal klagend. Er sagt es einfach, und gut ist. Denn nun wird er wieder nach vorne und nicht nach hinten schauen. „Für mich ist das hier ein neuer Anfang, ich will zeigen, dass ich Fußball spielen kann“, sagt er, und außerdem fühle er sich in Bochum „so wohl“ wie lange nicht mehr: „Hier sind super Jungs - und die Bedingungen sind erstklassig.“
Dass Peter Neururer ihn zum legitimen Nachfolger von Marcel Maltritz und damit zu einer Führungsfigur ernannt hat, macht ihn fast verlegen. Ob er diesen Anspruch einlösen kann, werde sich im Training und im Spiel zeigen: „Niemand kriegt das gratis.“