Bochum. Es hatte was von Papst-Wahl, allerdings negativ gewendet. Marcel Koller ist nicht mehr Trainer des VfL Bochum. Vorerst übernehmen Frank Heinemann und Dariusz Wosz die Leitung der Profis.

Der Tag danach, nach der desaströsen Vorstellung des VfL Bochum gegen den 1. FSV Mainz 05 und nach den massiven Fan-Protesten, war geprägt von wartenden Journalisten. Viele waren gekommen, viele auch, die sich an normalen Tagen nicht so sehr für diesen Klub interessieren. Und sie alle warteten auf die Entscheidung, warteten auf den weißen Rauch, der nicht die Ankunft eines neuen kirchlichen Oberhauptes, sondern den Abschied eines Fußball-Trainers signalisieren würde. Schließlich dampfte es tatsächlich: Die Trennung von Marcel Koller war perfekt.

„Die vielen schweren Phasen in den vergangenen Monaten haben das Verhältnis zwischen Cheftrainer und Mannschaft nachhaltig belastet”, so wurde Sportvorstand Thomas Ernst in einer verdeckten Mitteilung auf der Homepage des Bundesligisten zitiert. Später sprach Pressesprecher Christian Schönhals von einem Fehler, noch später war - in der offiziellen Mitteilung - nur noch von der sofortigen Trennung die Rede und davon, dass man Koller zu Dank verpflichtet sei.

Verwirrung: Schon am Nachmittag sorgte diese Pressemeldung auf der VfL-Internetseite für Chaos bei den Fans. Da war die Koller-Entlassung noch gar nicht offiziell verkündet.
Verwirrung: Schon am Nachmittag sorgte diese Pressemeldung auf der VfL-Internetseite für Chaos bei den Fans. Da war die Koller-Entlassung noch gar nicht offiziell verkündet. © Unbekannt | Unbekannt





Übergangsweise übernehmen Co-Trainer Frank Heinemann und Dariusz Wosz die Leitung der Profis, die bereits am Dienstag im Pokalspiel den FC Schalke 04 erwarten und drei Tage später beim 1. FC Nürnberg antreten müssen. Spätestens bis zum Heimspiel am 18. Oktober gegen den BVB will man eine langfristige Lösung präsentieren.

Damit hat sich der Bochumer Vorstand gegen den Aufsichtsrats-Vorsitzenden Werner Altegoer durchgesetzt. Thomas Ernst und Ansgar Schwenken hatten bereits kurz nach der Niederlage gegen Mainz keinen Hehl daraus gemacht, dass sie einen Neuanfang ohne Koller für richtig halten. „Es baut sich eine Wand auf, und wir laufen Gefahr, die Leute emotional zu verlieren”, sagte Ernst, der dabei sowohl die Anti-Stimmung im Auge hatte, wie auch das nur halbvolle Stadion. 16 225 Besucher wurden gezählt am Samstag, so wenige wie zuletzt vor dreieinhalb Jahren, als die Zweitliga-Partie des VfL gegen Kickers Offenbach über die Bühne ging. In Bochum gibt es eine Abstimmung mit den Füßen - zu Lasten des VfL.

Schwenken, der Mann für die Finanzen, sprach erst vielsagend davon, dass „der Mannschaft die Überzeugung fehlt”, redete dann über „Abnutzung”, die sich an der Zahl der zu bewältigenden „Krisen” bemisst, um schließlich zum Grundsätzlichen zu kommen: „Die Verkörperung von Nähe ist immer von Personen abhängig.” Und der VfL Bochum, so Schwenken, müsse im Gegensatz zum rundum vorherrschenden „Gigantismus” auf „Nähe” setzen. Angesichts dieser Aufgabenstellung, war unschwer herauszuhören, hielt Schwenken Marcel Koller - unabhängig von den aktuellen Misserfolgen - für eine Fehlbesetzung.




„Ohne Koller Dienstag im Pokal”, hatten etwa 600 VfL-Anhänger nach Spielschluss vor der Geschäftsstelle gebrüllt und lagen mit dieser Prophezeiung goldrichtig. Auf wen sich ihre Hoffnung künftig gründen wird, steht noch in den Sternen. Plan B liegt nicht fix und fertig in den Schubladen der Verantwortlichen. Einer der üblichen Verdächtigen, wie Friedhelm Funkel, Dieter Hecking oder Mirko Slomka, soll es aber nicht werden, war zu hören.