Bochum. Bei der Heimniederlage gegen Leipzig war den Bochumern erstmals in dieser Spielzeit kein Tor gelungen. Inzwischen, nach dem 0:1 von Braunschweig, hat der Zweitligist bereits dreimal nicht getroffen.
Wenn man von elf Spielen nur eines gewinnt, dann hat man keine guten Argumente mehr, dann hilft es auch nicht, auf die Statistiken zu verweisen, darauf, dass man mehr Ballaktionen hatte als der Gegner, mehr Zweikämpfe gewonnen hat und eine bessere Passquote aufweist. Das pure Ergebnis bekommt nun ein Gewicht, das erdrückend wirken kann. So geht es dem VfL Bochum nach der 0:1-Niederlage in Braunschweig derzeit. Und von Misserfolg zu Misserfolg wird es den Beteiligten immer schwerer fallen, das zu tun, was Sportvorstand Christian Hochstätter als alternativlos ansieht: „Wir müssen von dem, was wir tun, überzeugt sein und weiter hart arbeiten“.
So ein Absturz ist umso brutaler, desto intensiver und schöner der vorangegange Höhenflug war. Überall werden jetzt Zweifel geäußert, wo lange nur Jubel herrschte. Und die Spieler sind dermaßen frustriert, dass sie nichts wissen wollen von einer Krise und sogar behaupten, die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit sei ja schließlich nicht ihre gewesen.
Torproduktion gerät ins Stocken
Damit muss man sich nicht länger beschäftigen, denn es werden keine Ausreden gesucht oder gar Ausflüchte. Die Mannschaft arbeitet nicht weniger als in den ersten, so erfolgreichen Saisonwochen. Woran liegt es aber dann, dass die positiven Ergebnisse ausbleiben?
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Viele halten die Abwehr für nicht konkurrenzfähig im Kampf um einen Spitzenplatz. Auffallend aber ist jedoch vielmehr, dass die Torproduktion arg ins Stocken geraten ist. Im Heimspiel gegen Leipzig gab es die erste Nullnummer in dieser Spielzeit, inzwischen sind es schon drei Spiele, in denen der VfL-Offensive kein Treffer gelang.
Chancen gibt es zwar nach wie vor, aber sie werden nicht mehr genutzt. Peniel Mlapa, der schon mehrfach nur den Pfosten getroffen hat, ist bemüht und bringt viel Schwung mit, ein abgebrühter Stürmer mit Torgarantie ist er nicht; ebenso wenig wie das Bulut, Eisfeld, Haberer, Novikovas oder Terrazzino von sich behaupten können. Mit ihnen allen kann man sicher ein vernünftiges Spiel gestalten, aber der finale Torschuss ist nicht ihre Spezialität.
Es wurde an dieser Stelle ja bereits gesagt: Neben Simon Terodde gibt es beim VfL derzeit keinen verlässlichen Knipser, und Terodde ist nun bereits zweimal - in Braunschweig und gegen Union Berlin - gar nicht erst in eine gute Schussposition gekommen, hatte also gar keine Gelegenheit, sein Torkonto aufzustocken. Das ist die eigentlich gefährliche Entwicklung.
Parallelen zu St. Pauli?
Die Gegner , so scheint es, haben sich auf die Bochumer Offensive, auf Terodde und den anfangs eng an ihn angebundenen Janik Haberer im nun schwächelnden Zentrum eingestellt, haben gleichermaßen auch längst ein wachsames Auge auf die beiden hoch stehenden und stets marschierenden Außenverteidiger geworfen. Was bedeutet, dass zwar in den guten Phasen der Mannschaft weiterhin Tormöglichkeiten kreiert werden, aber nicht mehr in der Fülle, die Nachlässigkeiten erlaubt. Effektivität ist gefragt und Kühle im Abschluss, aber genau daran mangelt’s. Auch vermag das Mittelfeld nicht entscheidend einzugreifen. Zu Saisonbeginn gelang auch mal Tim Hoogland ein Treffer, momentan kommt von dieser Position wenig. Und wenn, wie jetzt in Braunschweig, nicht einmal mehr Elfmeter verwertet werden, dann wächst der Frust einer nach wie vor willigen Mannschaft umso mehr.
Gibt es etwa Parallelen zum FC St. Pauli, der auch durchhängt derzeit? Die Hamburger haben im Sommer personell nicht viel geändert und gingen, wie der VfL, gut vorbereitet in die Spielzeit. Inzwischen aber hat sich die Konkurrenz entwickelt und Boden gut gemacht. Eine weitere Niederlage - gegen Heidenheim - und der VfL wird wohl aus den Top Ten rausfallen.