Bochum. Für Bochums Trainer Peter Neururer ging es gegen St. Pauli auch um seinen Job. Tobias Weis rettete dem VfL mit seinem Treffer zum 3:3 einen Punkt.

Ob dieses Spiel die Position von Peter Neururer verbessert hat, darf bezweifelt werden. “Wir wollen eine Entwicklung sehen, haben hohe Ziele”, hat VfL-Sportvorstand Christian Hochstätter kürzlich gesagt. Und das 3:3 gegen den FC St. Pauli am Freitagabend fällt beim besten Willen nicht in die Kategorie Entwicklung.

Der VfL-Trainer war seiner Gewohnheit treu geblieben. Selim Gündüz, der im Abschlusstraining zum A-Team gehört hatte, war erstmals in der Zweiten Bundesliga von Beginn an am Ball. Der 20-Jährige, häufig etwas übermotiviert wirkend, strich damit nach zwei Kreuzbandrissen den verdienten Lohn seiner Trainings-Mühen ein. Abgesehen von Gündüz, der Marco Terrazzinos Platz einnahm, spielte die Elf, die sich in Ingolstadt nicht gerade mit Ruhm bekleckert hatte.

Und sie begann so, als ob die Köpfe noch voll wären mit den Eindrücken von Bayern. Gündüz versuchte zwar Betrieb zu machen, aber die kompromisslos kämpfenden Hamburger machten einen dicken Strich durch die Rechnung der Gastgeber, jedenfalls nachdem Simon Terodde die frühe und große Chance zur Führung vertan hatte. Nach Gündüz’ gutem Einsatz musste der Bochumer Torjäger den Ball nur nach an St. Paulis Schlussmann Robin Himmelmann vorbei bekommen. Zuviel verlangt an diesem Abend.

Ballverluste hüben wie drüben

Anschließend entwickelte sich ein Spiel der eher grausamen Art. Ballverluste hüben wie drüben prägten das unschöne Bild. Just als der VfL allmählich die Oberhand gewann, kam der Nackenschlag. Gündüz, bemüht aber unerfahren, spielte zentral vor der Abwehr auf Anthony Losilla, der, bedrängt von mehreren Hamburgern, den Ball verlor - John Verhoek, gegen den VfL Bochum immer torhungrig, ließ sich nicht lange bitten. Ein Betriebsunfall, so schien es, weil Philipp Ziereis nach Teroddes Hereingabe nur wenige Minuten später den Ball ins eigene Tor bugsierte.

Dieses etwas glückliche Tor werde dem VfL Sicherheit und Ruhe veschaffen, hätte man meinen können. Weit gefehlt, wieder fehlte die nötige Konsequenz und Aufmerksamkeit. Als Dennis Daube sich von Losilla löste, Patrick Fabian zu spät das Loch zuzulaufen versuchte und Timo Perthel Verhoek nicht am Abspiel hinderte, war es erneut geschehen. Daube überwand Andreas Luthe mit einem Schuss ins Torwarteck. Drei Minuten später wäre das Spiel aus Bochumer Sicht bereits vorbei gewesen, aber diesmal bekam Luthe die Hände noch an den Ball. Sebastian Schachten, der Außenverteidiger mit viel Offensivdrang, war frei vor ihm aufgetaucht.

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Die zweite Halbzeit wurde von den Bochumer Ultras eröffnet, die zum 15-jährigen Bestehen ihren Hang zur Pyrotechnik auslebten. Als sich der Rauch verzogen hatte, übernahm zunächst wieder der FC St. Pauli das Kommando - in Gestalt von Sebastian Maier, der jedoch an Andreas Luthe scheiterte. Das sollte sich für die Hamburger, die eindeutig im Abstiegskampf-Modus den Negativtrend brechen wollten, rächen. Stanislav Sestak, dem das Spielerische mehr liegt als der Kampf, hob den Ball gefühlvoll per Kopf ins Hamburger Tor, Stefano Celozzi hatte geflankt.

Zaghafte "Neururer raus"-Rufe

Damit aber nicht genug, patzt die Bochumer Defensive erneut, sie versagt praktisch komplett bei dem missglückten Versuch, Christopher Buchtmanns Lauf an der Strafraumgrenze zu stoppen. Am Ende hat Maier diesmal mehr Glück als bei seinem ersten Versuch, die Arme der Pauli-Fans fliegen in die Höhe. Die ersten, wenn auch noch zaghaften Neururer-raus-Rufe sind zu hören.

Noch sind 15 Minuten zu spielen, aber von Spiel auf dem Rasen keine Spur. Und dann doch noch Ballkunst. Eine perfekte Aktion von Terodde, der sich rechtzeitig löst, den freien Raum erlennt und dem eingewechselten Tobias Weis maßgerecht auflegt - und wieder hat der VfL ausgeglichen. Es ist der erste Treffer der Leihgabe aus Hoffenheim für Bochum.

Danach ist Schluss. Nur vereinzelt wird der Trainer geschmäht, es bleibt größtenteils ruhig. Zögerlich nähert sich die Mannschaft der Osttribüne. Applaus und Pfiffe halten sich die Waage. So ist die Situation derzeit beim VfL: Man weiß nicht so recht, wie man sich verhalten soll.