Bochum. Die Fans des VfL Bochum honorierten nach dem Schlusspfiff den Einsatz, Punkte gab es aber nicht. Friedhelm Funkel schaffte mit 1860 München einen 2:1-Sieg und damit den ersten Löwen-Sieg beim VfL aller Zeiten. Am Freitag fehlen in Karlsruhe Florian Jungwirth und Slawo Freier.
Fast keiner geht. „Die Ost“ singt. Tausende Anhänger, viele mit VfL-Bayern-Schal über dem Kopf, applaudieren ihrer Mannschaft. Den unglücklichen Verlierern. „Ihr habt gekämpft, wir hams gesehn“ rufen die Fans aus der Ostkurve, aus Block A. Die Profis kommen, schlecht gelaunt zwar, aber sie hören gut zu. „Das gibt uns einen Schub“, sagt Richard Sukuta-Pasu wenig später. „Danke für diese Anerkennung“, blickt auch Trainer Peter Neururer nach dem bitteren 1:2 gegen den TSV 1860 München gleich voraus: „Das muss für uns Aufforderung sein, die letzten drei Spiele zu nutzen, wieder eine Serie aufzubauen.“
Ausgerechnet unter Funkels Leitung gewann 1860 erstmals seit der Erfindung des Profifußballs in Bochum
An diesem verflixten 1. Adventssonntag rissen gleich mehrere. Erstmals seit der Erfindung des Profifußballs, nach zehn Siegen und sechs Unentschieden, gewann der „Lieblingsgegner“ aus München in Bochum - ausgerechnet unter der Leitung von Friedhelm Funkel, vor gut zwei Jahren beim VfL frühzeitig gefeuert. Seinen Sieg kostete der Bundesliga-Rekordtrainer, der in gut einer Woche 60 wird, im Duell mit seinem Bundesliga-Dino-Kollegen Peter Neururer (58) aber maximal innerlich aus: „Das war ein ganz wichtiger Sieg für uns, wir haben uns von unten etwas abgesetzt“, sagte er. Historisches klingt anders.
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Ein Satz, den Neururer auch gerne losgeworden wäre. Doch nach vier Partien ohne Gegentor, nach drei Siegen in Serie musste er feststellen: „Wir haben alles versucht, aber es hat nicht gereicht.“ Weil am Ende „ein Quäntchen Glück“, so Funkel, auf Seiten der Löwen war. Weil der TSV 1860 seine zwei Chancen eiskalt nutzte. Weil der VfL in diesen Szenen schlecht verteidigte: Erst durfte Dominik Stahl recht ungehindert einköpfen (10.), dann narrte Moritz Stoppelkamp den diesmal schwächeren Florian Jungwirth, seine Flanke kam bei Daniel Adlung, den Patrick Fabian und Jonas Acquistapace ziehen ließen, an. Adlung wiederum köpfte ein. Es war sein erstes Saisontor, irgendwie typisch für diesen Sonntag.
Und der VfL? Versäumte es, aus zehn ordentlichen bis hundertprozentigen Möglichkeiten mehr als nur einen Treffer zu erzielen. Vor allem zwischen der 20. und 45. Minute zeigte Bochum die fußballerisch beste Leistung seit Monaten, lediglich Yusuke Tasaka aber vollendete im zweiten Versuch eine der guten Kombinationen. Eingeleitet von links mit dem an vielen Szenen beteiligten Felix Bastians, dem aber eben noch ein paar Spiele fehlen bis zur Topform. Nach der Pause verlor der VfL zwar nie den Einsatz, aber doch den Fluss. Tasaka hätte trotzdem das 2:1 machen müssen, als er aus drei Metern den starken 60-Keeper Gabor Kiraly anschoss - das Tor fiel kurz danach auf der anderen Seite, für die Löwen, die doch nach der ersten Führung noch „gebettelt“ hatten um Bochumer Treffer, so Funkel. Gegen immer tiefer stehende Gäste, die ihren Defensiv-Raum nun wieder ganz gut im Griff hatten, tat sich Bochum schwer, die Kräfte schwanden, die Lufthoheit bei Flanken und Ecken ging ohnehin an die Gäste, und die Einwechslungen brachten nichts als Verzweiflung: Mirkan Aydin scheiterte ebenso wie Piotr Cwielong, der frei vom Elfmeterpunkt den Ball neben das Tor hämmerte (89.).
Jungwirth und Freier kassierten ihre fünfte Gelbe Karte
Dumm gelaufen - auch für Florian Jungwirth und Slawo Freier. Beide kassierten nach Fouls ihre fünfte Gelbe Karte, werden am Freitag beim starken Aufsteiger Karlsruher SC fehlen. Vermutlich rücken Danny Latza und Piotr Cwielong dann in die Startelf, Jonas Acquistapace verteidigt rechts, Felix Bastians links. Und Stürmer Richard Sukuta-Pasu, am Sonntag Bochums Bester dank fulminanter Balleroberung und -behauptung, sagt: „Ich hoffe, dass wir unsere tollen Fans in Karlsruhe auch wieder belohnen können.“