Bochum. Der VfL-Torwart verwandelt gegen Augsburg den entscheidenden Elfmeter. Er erinnerte aber auch an den zweiten wichtigen Akteur des Pokalsieges.
Diesen Moment ließ sich Manuel Riemann nicht nehmen. Nachdem der Torwart des VfL Bochum den entscheidenden Elfmeter in der Zweiten Runde des DFB-Pokals gegen den FC Augsburg verwandelt hatte, marschierte er zur Ostkurve und lieferte außergewöhnliche Momente an einem außergewöhnlichen Abend.
Zunächst suchte der 32-Jährige einen kleinen Fan, dem er seine Handschuhe geben wollte. Der Stammkeeper kletterte dafür auf den Zaun der Ostkurve. Als er seine Handschuhe übergeben hatte, kletterte er weiter. Oben angekommen deutete er den Fans an, leise zu sein. Nach und nach verstummten die Bochum-Anhänger und setzten sich auf Anweisung von Riemann hin. Der Torwart stimmte das Humba-Lied an - und alle machten mit.
Riemann feiert mit den Fans des VfL Bochum Torhüter Michael Esser
Das gelbe Trikot Riemanns leuchtete vor der Masse der Fans, die Party begann. Der Stammkeeper und die Anhänger vergaßen jedoch nicht, wem sie diesen spektakulären 7:6-Sieg nach Elfmeterschießen auch zu verdanken hatten: Torwart Manuel Esser, der sein Startelfdebüt gab und bis zur 118. Minute spielte, ehe Trainer Thomas Reis Elfmeter-Killer Riemann einwechselte. Riemann stimmte auf dem Zaun "Michael Esser"-Gesänge an, die Fans machten sofort mit.
Die Mannschaft schickte den Rückkehrer, der vor der Saison aus Hannover gekommen war, zu den Fans und Riemann. Esser, in der Liga bislang ohne Einsatz und mit einigen starken Paraden gegen Augsburg, wurde lautstark gefeiert. "Wir pushen uns gegenseitig", sagte Esser in der ARD. "Mir ist eigentlich egal, ob ich spiele oder nicht. Wenn wir am Ende die Klasse halten, ist alles super." Er sei zufrieden mit dem Spiel. "Dass es so ein Ende nimmt, ist umso schöner."
Riemann schaute sich noch Videos an
Riemann rechnete laut eigener Aussage nicht damit, dass er für ein Elfmeterschießen eingewechselt werde. Das sei vorher nicht abgesprochen gewesen. In der 103. Minute habe Torwarttrainer Peter Greiber sich erkundigt, wie lange er brauche, um warm zu werden. In der Kabine habe Riemann sich noch ein paar Elfmeter-Videos angeschaut.
Schon vor dem Elfmeter-Schießen hatten die Fans ihrem Elfmeter-Killer die volle Unterstützung zugesagt. "Gegen Riemann habt ihr keine Chance", sangen sie in Richtung der Augsburger. Erst beim 2:0-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt hatte Riemann einen Elfmeter entschärft.
Zwar blieb Riemann bei vier Augsburger Schüssen machtlos, doch Arne Maier drosch den Ball übers Tor. Riemann, ebenfalls ein guter Schütze, schnappte sich das Leder und versenkte den fünften Schuss zum Sieg. "Dass ich einen guten rechten Fuß habe, ist bekannt", sagte Riemann in der ARD. "Ich war mir ziemlich sicher heute."
Manuel Riemann feiert persönliches Happy End
„Wir wollten dieses Spiel definitiv gewinnen. Wir wussten, dass Manu ein Elfmeter-Killer ist“, sagte Trainer Thomas Reis. „Beide, Michael und Manu, haben dazu beigetragen, dass wir in der nächsten Runde stehen.“ Das Spiel sei "nichts für schwache Nerven" gewesen. Das sah man auch an der Reaktion von Reis nach dem Abpfiff, der sich wild zu den Fans drehte und seine Freude für einen Moment hinausschrie.
Durch den Pokalsieg gegen Augsburg zieht der VfL Bochum ins Achtelfinale ein. Wie schon in der vergangenen Saison nach einem 2:2 in der regulären Spielzeit und einem Elfmeter-Krimi. Damals war der Gegner Mainz 05. Riemann verpasste das Elfmeterschießen, weil er in der Verlängerung die Rote Karte gesehen hatte. Diesmal feierte er auch sein persönliches Happy End.