Bochum. 2:0, 2:2, Elfmeterschießen: Der VfL Bochum hat gegen Augsburg erst begeistert, dann wurde es turbulent. Nun sind die Bochumer weiter.
Was für ein Finale im Bochumer Ruhrstadion. Die Ostkurve, in der die Fans noch auf Sitzplätze pfeifen dürfen, explodierte. Manuel Riemann, der Torwart, erzielte das entscheidende 7:6 im Elfmeterschießen gegen den Bundesliga-Konkurrenten FC Augsburg. Aufsteiger VfL Bochum zog mit Ovationen ins Achtelfinale des DFB-Pokals ein. Dank Riemann.
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Trainer Thomas Reis wechselte den Stammkeeper nach 118 Minuten, als es wie schon nach 90 Minuten 2:2 stand, für Michael Esser ein. 25 Mal hat der 32-Jährige bereits einen Strafstoß pariert, zuletzt am Sonntag gegen Frankfurt. Seine Quote ist besser als die von Manuel Neuer.
Riemann hielt keinen Elfmeter. Aber Augsburgs fünfter Schütze, Arne Maier, drosch den Ball in die Fan-Menge übers Tor. Riemann schnappte sich den Ball zum letzten Schuss. Einem Schuss ins Glück. Bochum außer Rand und Band.
Trainer Thomas Reis mit sechs Wechseln beim VfL Bochum
Trainer Thomas Reis nahm nach dem kräftezehrenden 2:0 gegen Eintracht Frankfurt und vor dem Spiel in Mönchengladbach am Sonntag gleich sechs Wechsel vor. So kam Torwart Michael Esser zu seinem Saisondebüt, der 33-Jährige ersetzte lange Zeit Manuel Riemann. Zudem kehrte Talent Armel Bella-Kotchap in die Innenverteidigung zurück. Auch die Flügel besetzte Reis mit den schnellen Gerrit Holtmann und Christopher Antwi-Adjei neu.
Sein Augsburger Kollege Markus Weinzierl, im Umfeld des Bundesliga-Sechzehnten bereits schwer in der Kritik, setzte auf Wiedergutmachung. Der Ex-Schalker nahm nach dem 1:4-Debakel in Mainz nur zwei Änderungen vor.
Esser durfte sich nach acht Minuten erstmals auszeichnen, als er nach einer Ecke den Schuss von Andre Hahn auf der Linie parierte. Doch kurz darauf schlug Bochum zu.
Milos Pantovic trifft für den VfL Bochum
Milos Pantovic, ebenfalls neu in der Startelf, traf nach einer einstudierten Eckenvariante zum 1:0. Der gelernte Linksverteidiger Konstantinos Stafylids, der als Vertreter von Cristian Gamboa auf der rechten Abwehrseite eine starke Partie ablieferte, führte sie kurz aus, Holtmann legte ab, Stafylidis flankte scharf, und am langen Pfosten drückte Pantovic den Ball volley über die Linie. Holtmann klatschte umgehend Trainer Reis und Co-Trainer Markus Gellhaus ab, der im Training für die Standards zuständig ist.
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Der VfL hatte die Partie auf überschaubarem Niveau gegen zwar bemühte, aber harmlose Augsburger im Griff, ohne selbst für Akzente zu sorgen. Defensiv stabil, fehlte es an Genauigkeit und Harmonie in der Offensive.
Recht entspannt genossen die diesmal „nur“ 15.220 von 20.000 möglichen Fans im Ruhrstadion ihr Pausenbier. Die Stimmung war trotzdem bestens, wenn auch die Emotionen zunächst nicht so überschäumten wie am Sonntag gegen die Eintracht. Was auch am Spiel lag.
Das änderte sich nach der Pause. Die Partie nahm deutlich an Tempo auf, an Torgefahr und an Dramatik. Pantovic, der als Zehner agierte, erzielte seinen ersten Doppelpack in seiner über dreijährigen VfL-Zeit. Kein Augsburger attackierte, als er den Ball durchs Mittelfeld trieb und ihn Richtung rechtes Eck schlenzte (53.). Pantovic hat in sozialen Foren einen schweren Stand in Bochum – die Fans in der Ostkurve schlossen den 25-Jährigen aber nicht erst jetzt in ihr blau-weißes Herz.
FC Augsburg schlägt gegen den VfL Bochum zurück
Doch nach dieser vermeintlich beruhigenden Führung schlug der FCA zurück. Nach einem Freistoß von Arne Maier köpfte Reece Oxford unhaltbar ein. Kurz darauf kam Augsburg energisch über die rechte Seite und zentral zum Abschluss. Esser hielt den Schuss von Andi Zeqiri nicht fest, Vargas stocherte ihn über die Linie. 2:0-Führung verspielt binnen zwei Minuten (55./57.).
Trainer Reis reagierte, brachte Takuma Asano und Cristian Gamboa für Antwi-Adjei und Danilo Soares. Stafylidis verteidigte nun links, Gamboa rechts, Asano sorgten für frischen Wind. Bochum kam zurück in einer nun so munteren, intensiven wie offenen Partie. Asano und Holtmann, der es immer wieder versuchte, zielten nicht genau genug. Holtmann probierte es volley –FCA-Kapitän Gouweleeuw klärte auf der Linie (77.). Längst war das Stadion hellwach, längst sahen sie einen echten Pokalfight mit dem Top-oder-Flop-Charakter.
„Gegen Riemann, habt ihr keine Chance“, dröhnt es beim VfL Bochum
Es ging in die Verlängerung, es blieb vogelwild, wie man im Fußball so sagt. Polter und Asano hier und Michael Gregoritsch, der Ex-Bochumer, dort vergaben das 3:2. Augsburg war nun die bessere Mannschaft. Reis brachte Lampropoulos und Blum für den entkräfteten Bella-Kotchap und Holtmann. Und der VfL übernahm im vierten Viertel wieder das Kommando, hatte die Riesenchance: Polter vergaß den Abschluss, Pantovic kam nicht mehr durch (108.). Rexhbecaj scheiterte aus 16 Metern – und Esser parierte gegen Gregoritsch. Spektakel pur. Mit dem Elfmeter-Drama als Schluss-Akt.
„Gegen Riemann, habt ihr keine Chance“, dröhnte es von den Rängen. Und ein paar Minuten stand Riemann auf dem Zaun vor den Fans, und die sangen: „O wie ist das schön.“