Leverkusen. Der VfL Bochum verliert in Leverkusen unglücklich mit 0:1. Nach dem Spiel ärgert sich der Aufsteiger über Entscheidungen des Schiedsrichters.
Vasilios Lampropoulos und Konstantinos Stafylidis gingen einerseits erhobenen Hauptes, andererseits tief enttäuscht in die Kabine. Sauer waren sie. „Foulelfmeter“, hörte man in den Katakomben der BayArena Lampropoulos noch granteln, ehe die beiden griechischen Verteidiger verschwanden Richtung Dusche.
VfL Bochum belohnt sich nicht für gute Leistung
Sie hatten mit dem VfL Bochum, dem Aufsteiger, in Leverkusen, dem Europa-League-Klub, einen forschen, mutigen, guten Auftritt hingelegt. Bochum kam auf 21 Torschüsse, Leverkusen auf elf. Leverkusen aber gewann mit 1:0 dank eines frühen Kopfball-Treffers von Amine Adli (3.).
Bochum hatte sich nicht belohnt für die bisher mit Abstand beste Auswärtsleistung. Nicht nur, aber auch, weil Schiedsrichter Daniel Schlager am Ende der ersten Halbzeit keinen Elfmeter gab.
Nationalspieler Jonathan Tah hatte, so sah es aus, Christopher Antwi-Adjei von hinten attackiert und an den Hacken getroffen am Bayer-Strafraumrand. Es gab einen VAR-Check. Schlagers Kollegen im Kölner Keller aber hatten offenbar kein Foul gesehen, nicht einmal verdachtsweise. Schlager wurde nicht zum Bildschirm-Check geschickt. Was Bochum erzürnte. „Wir haben Glück gehabt", gab Tah im Sky-Interview zu.
„Wenn ich Schiedsrichter gewesen wäre, hätte ich ihn gegeben“, sagte Antwi-Adjei hinterher. „Ich habe einen Kontakt gespürt, er trifft mich, ich kann nicht weiterlaufen. Es gab schon für weniger einen Elfmeter“, meinte der Flügelstürmer, der mit der Leistung seines Teams, nicht aber mit dem Ertrag zufrieden war. Wie alle Bochumer an diesem Samstag nach einer offenen Partie mit wenig Mittelfeldgeplänkel und viel Tempofußball in beiden Richtungen.
VfL Bochum: Frimpong hätte Rot sehen können
Und mit einer weiteren wesentlichen Entscheidung „zu unseren Ungunsten“, so VfL-Trainer Thomas Reis. Bereits vor dem Nicht-Elfmeter hätte es eine Rote Karte gegen Leverkusens Frimpong geben können, eher: müssen. Er traf Elvis Rexhbecaj mit gestreckter Sohle am Knie.
„Dunkelgelb“ sei es für Schlager gewesen, berichtete der Bochumer Mittelfeldspieler, was ihm der Schiedsrichter gesagt habe. „Dunkelgelb gibt es aber nicht“, schimpfte Rexhbecaj bei Sky. „Ich weiß nicht, was die im Keller machen. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, ob wir nur der VfL Bochum sind“, ärgerte sich der 24-Jährige.
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Thomas Reis war ebenso sauer. Als Spieler hätte er womöglich andere Worte gewählt. Als Coach hielt er sich zurück. Blieb sachlich. „Bei Elvis sind Emotionen dabei kurz nach dem Spiel, solche Aussagen sollte man nicht überbewerten“, meinte er mit Blick auf den „Nur-Bochum- Satz“. „Es ist schade, dass zwei gravierende Entscheidungen heute gegen uns ausgefallen sind. Aber das müssen wir jetzt akzeptieren.“
Man merkte dem Coach an, dass ihm genau diese Akzeptanz innerlich schwerfiel. Dass er die Entscheidungen nicht nachvollziehen konnte, wurde trotz seiner Contenance deutlich. „Wenn der Schiedsrichter die Farbe der Karte anders einschätzt, kann das sein. Wir wurden aber belehrt, dass bei einem Foul mit offener Sohle eine andere Farbe gezeigt werden muss“, sagte Reis.
Noch mehr ärgerte ihn aber, dass eine Prüfung der Elfmeter-Situation ausblieb. „Offenbar hatten auch die Kollegen im Kölner Keller einen anderen Eindruck, das ist sehr schade. Beide Entscheidungen fielen gegen uns aus, sonst hätte das Spiel vielleicht noch eine andere Richtung nehmen können.“ In Überzahl. Mit Elfmeter, vielleicht dem 1:1. Reis: „Ein Punkt wäre nicht unverdient gewesen.“
Rexhbecaj humpelte nach dem Foul erst übers Feld, konnte dann bis zur 70. Minute weiterspielen. Beim Gang in die Kabine umhüllte ein dicker Eisbeutel sein geschwollenes Knie. Jetzt habe er Schmerzen, im Spiel „hat man ja andere Gedanken“, sagte Rexhbecaj. Gegen Freiburg, so scheint es, kann er in einer Woche erneut dabei sein.
Wie Trainer Reis, wie Kapitän Anthony Losilla, wie Eduard Löwen und wie auch Antwi-Adjei wollten alle die „Schuld“ an der sechsten Niederlage im siebten Auswärtsspiel aber nicht (nur) am Schiedsrichter festmachen. Im Abschluss war Bochum letztlich wieder zu harmlos. „Wir müssen unsere Umschaltmomente noch besser nutzen“, meinte Reis zum „alten Thema“.
Dabei gab er seinem Kollegen, Bayer-Trainer Gerardo Seoane, durchaus Recht, dass Bayer die klareren Möglichkeiten hatte – weil der letzte Pass zu oft nicht saß beim VfL. So sah es auch Anthony Losilla: „Im letzten Drittel ist weiter noch viel Luft nach oben“, meinte er.
Der Routinier ging im Zentrum eines leidenschaftlich kämpfenden Teams, das die Partie beim Champions-League-Aspiranten phasenweise bestimmte, erneut mit voran. Angetrieben vom überragenden Danilo Soares und dem unermüdlichen und spielfreudigen Takuma Asano presste der VfL erfolgreich, schaltete gut um, erspielte sich etliche Gelegenheiten. Die Abschlüsse von Asano, Antwi-Adjei, dem glücklosen Polter und Co. aber waren letztlich zu leichte Beute für Bayers Torwart Lukas Hradecky.
„Wir müssen weiter an unserer Effektivität arbeiten. Wir trainieren das viel, müssen das immer wieder trainieren. Wenn wir uns belohnen, werden wir vorne auch selbstbewusster“, meinte Eduard Löwen, betonte aber auch das Positive. „Wir haben insgesamt ein gutes Spiel gemacht, haben uns hier über 20 Torschüsse erspielt. Das können wir mitnehmen. Trotzdem ist es ärgerlich, dass wir keinen Punkt geholt haben. Wir dürfen uns auf einer guten Leistung allein nicht ausruhen, wir müssen weiter hart arbeiten und punkten.“
Ähnlich äußerte sich Losilla. „Es ist positiv, dass wir uns so viele Möglichkeiten erarbeiten bei einem so starken Gegner. Wir haben eine richtig gute Leistung gezeigt, darauf können wir aufbauen. Ich bin stolz auf das Team“, sagte Losilla.
Nur in den ersten zehn, 15 Minuten passte die Positionierung im Mittelfeld noch nicht ganz, meinte Reis, danach „hatten wir es besser im Griff, hatten viele gute Pressingsituationen und Ballgewinne, machen aber noch zu wenig daraus“, so Reis.
VfL Bochum am kommenden Samstag gegen den SC Freiburg
Dabei ließ sich Bochum auch vom frühen 0:1, als die Zuordnung nicht stimmte und Manuel Riemann den Kopfball von Adli erst hinter der Linie parierte, nie entmutigen - und das macht Mut. „Es war erneut eine Entwicklung zu sehen“, meinte Reis. Antwi-Adjei blickte optimistisch voraus: „Wir haben ein gutes Spiel gemacht, müssen unsere Angriffe aber besser durchziehen, müssen noch präsenter sein im letzten Drittel.“
Gegen Freiburg am kommenden Samstag (15.30 Uhr) wird sich der VfL, so ist der derzeitige Stand, wohl wieder auf bis zu 20.000 Fans nach 2G-Regel verlassen können. Wie in Leverkusen, als mehr als 3000 VfL-Anhänger aus dem Auswärtsspiel ein Heimspiel machten. Und ihr Team auch nach dem Schlusspfiff feierten wie einen Sieger.