Nimes. Der Norweger Alexander Kristoff hat die 15. Etappe der 101. Tour de France gewonnen. Der Mailand-San-Remo-Gewinner siegte am Sonntag nach 222 Kilometern von Tallard nach Nimes im Massensprint vor dem Deutsch-Australier Heinrich Haussler und dem Slowaken Peter Sagan.

In einem an Dramatik kaum zu überbietenden Sprintfinale hat André Greipel seinen zweiten Etappensieg bei der 101. Tour de France verpasst. Der bullige Rostocker Radprofi musste sich im Massensprint mit dem vierten Platz begnügen. Den Sieg holte sich nach der von heftigen Gewitterschauern beeinträchtigten 15. Etappe in Nimes der norwegische Mailand-San-Remo-Gewinner Alexander Kristoff vor dem Deutsch-Australier Heinrich Haussler und dem Slowaken Peter Sagan. Die tragischen Verlierer am Sonntag aber waren Jack Bauer aus Neuseeland und der Schweizer Martin Elmiger, die nach einer 221-Kilometer-Flucht 100 Meter vor dem Zielstrich eingeholt wurden.

Im Sprint war Kristoff wie schon in St. Etienne nicht zu schlagen. Vom dreimaligen Etappengewinner Marcel Kittel war dagegen nichts zu sehen. Auch Greipel fehlte auf den letzten Metern das Stehvermögen, nachdem seine Lotto-Mannschaft einen Tag nach der nächsten Show von Spitzenreiter Vincenzo Nibali in den Alpen noch großen Anteil an der Aufholjagd hin zu den beiden Ausreißern hatte.

Die deutschen Radprofis müssen damit weiter auf den sechsten Tagessieg und die Einstellung des Rekordes aus dem Vorjahr und von 1977 warten. Der Tscheche Leopold König vom deutschen NetApp-Endura-Team, das mit einer Wildcard zugelassen wurde, verteidigte seinen in den Alpen bravourös erkämpften achten Rang im Gesamtklassement.

Vincenzo Nibali verteidigte die Spitzenposition

Der Träger des Gelben Trikots beschränkte sich einen Tag vor dem zweiten Ruhetag aufs Mitrollen. Vincenzo Nibali verteidigte seine Spitzenposition mit 4:37 Minuten vor dem Spanier Alejandro Valverde und 4:50 Minuten vor dem jungen Franzosen Romain Bardet ohne Probleme. Bereits am Vortag hatte sich der Italiener eine gewisse Großzügigkeit leisten können, als er auf dem Alpengipfel in Risoul dem eindrucksvoll kämpfenden Tagessieger Rafal Majka aus Polen nicht mit allerletzter Konsequenz nachgesetzt hatte.

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Während die Fahrer noch im Trockenen unterwegs waren, ging ein schweres Gewitter in Nimes nieder. Die Straßen waren überflutet und Absperrgitter umgekippt. 50 Kilometer vor dem Ziel begann für die Fahrer nach brütend heißen Temperaturen an den Vortagen die Fahrt durch stürmische Regenschauer. Die Witterungsbedingungen hatte das Finale mit vielen Kreisverkehren auf den letzten Kilometern noch gefährlicher gemacht.

Nach dem Ende der 14. Etappe in Risoul war Nibali zum zweiten Mal bei dieser Tour in größerem Rahmen zum Thema Doping befragt worden. Dabei wirkte der 29 Jahre alte Astana-Kapitän am Vortag nicht ganz so elegant und unantastbar wie auf dem Rad. Am Wochenende waren Vorwürfe wegen seiner angeblichen Kooperation mit dem lebenslang gesperrten Mediziner und Armstrong-Vertrauten Michele Ferrari aus dem Jahr 2009 wiederholt worden.

Nibali muss sich Fragen zu Doping stellen

"Ich habe Ferrari nie persönlich getroffen", wiederholte Nibali alte Erwiderungen zum Fall und verwies auf einen Prozess wegen Verleumdung gegen Ivano Fannini. Der frühere Teamchef wollte Ferrari, dem jegliche Tätigkeit im Radsport untersagt ist, und Nibali im Training gesehen haben. Das Verfahren war 2011 eingestellt worden.

Unterdessen hat der spanische Radstar Alberto Contador nach seinem verletzungsbedingten Ausscheiden einen Start bei der Spanien-Rundfahrt fest eingeplant. "Es ist keine Frage, ob ich an der Vuelta teilnehme. Es ist die Frage, ob ich in Form sein kann. Ich möchte teilnehmen, und ich möchte das Rennen in meiner Heimat genießen. Ich bin richtig motiviert. Ich hoffe, dass die Heilung meines Beines gut verläuft", sagte der zweimalige Tour-Champion dem spanischen TV-Sender Teledeportes. Contador war am vergangenen Montag auf der Vogesen-Etappe schwer gestürzt und hatte sich das Schienbein gebrochen. (dpa)