Paris. . Die willensstarke Andrea Petkovic wirft in Paris derzeit nichts um. Drei Jahre nach ihrem bisher besten Abschneiden nutzte die Darmstädterin am Montag ihre mühsam erkämpfte Chance und rang im French-Open-Achtelfinale die Niederländerin Kiki Bertens nieder.

Mit einem Jubelschrei entwich bei Andrea Petkovic alle Anspannung, die Bundestrainerin erhob sich und ballte die Fäuste: Der anfangs weit entfernte Einzug ins zweite French-Open-Viertelfinale hatte die Nerven erneut auf das Äußerste strapaziert. Doch die willensstarke Petkovic wirft in Paris derzeit nichts um, drei Jahre nach dem bisher besten Abschneiden nutzte sie am Montag ihre mühsam erkämpfte Chance und rang die niederländische Qualifikantin Kiki Bertens noch mit 1:6, 6:2, 7:5 nieder.

„Ich bin sehr erleichtert. Es ist immer schwer, wenn man die große Favoritin ist und eine schwere Gegnerin hat. Ich bin glücklich, wieder im Viertelfinale zu sein“, sagte Petkovic auch mit Blick auf die schweren Verletzungen in den vergangenen Jahren. Bundestrainerin Barbara Rittner lobte: „Als es wichtig war, hat sie viel richtig gemacht.“

Und der Lohn: Zum insgesamt vierten Mal steht die 26-Jährige unter den letzten Acht bei einem Grand-Slam-Turnier. 2011 schaffte sie dies bei den Australian, den French und den US Open – allerdings verlor sie dann stets.

Petkovic fand erst spät ins Spiel

„Ich hoffe, sie erholt sich jetzt etwas, denn sie hat in den letzten Tagen viel an Substanz verloren“, erklärte Rittner mit Blick auf die nächste Partie gegen Errani. Die Weltranglisten-Elfte und zweimalige Doppel-Siegerin setzte sich nach zwei Stunden mit 7:6 (7:5), 6:2 gegen die einstige Weltranglisten-Erste Jelena Jankovic aus Serbien durch und ist auf dem Papier die Favoritin: „So sehe ich das nicht“, widersprach Errani. „Ich spiele am Dienstag auch noch Doppel und bin sehr müde.“ Im direkten Vergleich steht es 1:1, in Madrid gewann Errani vor wenigen Wochen 7:5, 6:1.

Petkovic hofft, nach ihrem überstandenen Magen-Darm-Virus und dem dritten Drei-Satz-Sieg in Serie dann wieder im gesamten Match mit höchster Intensität spielen zu können. Das gelang ihr gegen Bertens allerdings lange Zeit nicht. „Ich kannte sie überhaupt nicht. Ich habe sie gestern bei Youtube gestalkt. Sie hat erstaunliche Schläge“, meinte Petkovic über die 148. der Weltrangliste. Die 22-Jährige spielte am Bois de Boulogne das beste Grand-Slam-Turnier ihrer Laufbahn. Das zeigte sie im ersten Satz: „Ich habe mich ein bisschen gefühlt, als wäre ich von einem Zug überrollt worden“, beschrieb Petkovic das Gefühl auf dem Court Philippe Chatrier, auf dem sich am späten Vormittag zunächst nur wenige Zuschauer verloren.

Petkovic-Gegnerin Bertens konnte ihr Nivea nicht halten

Petkovic schien ein Debakel zu drohen wie tags zuvor an gleicher Stelle Angelique Kerber, weil sie keine Mittel gegen das druckvollere und weitgehend fehlerfreie Spiel der semmelblonden Außenseiterin fand. „Ich war aufgewühlt davon, dass es so schnell ging. Ich habe mir aber gesagt: Durchatmen und jetzt noch mal ganz von vorne. Und da habe ich mich ein bisschen zusammengerissen“, berichtete sie.

Bertens konnte ihr Niveau nicht halten, Petkovic fand wie schon gegen die Schweizerin Stefanie Vögele und die Französin Kristina Mladenovic einen Weg über alle Hindernisse, obwohl sie im entscheidenden Satz eine 4:2-Führung abgab und beim 4:5 vor dem Aus stand. Die Hessin konnte aber kontern und verwandelte nach 2:03 Stunden mit einer Vorhand ihren zweiten Matchball. Tanzen wie früher mochte die gereifte Petkovic danach jedoch nicht mehr, obwohl ein Zuschauer sie aufforderte: „Andrea, tanz für mich!“