Augusta. . Beim ersten Golf-Highlight der Saison, dem Masters in Augusta, gibt es unter den vielen Stars diesmal keinen Favoriten. Der Weltranglisten-Erste Tiger Woods fehlt erstmals seit 1995. Ein eingeklemmter Rückennerv machte eine OP erforderlich.

Seltsam unbestimmt wirkt die Profigolfszene in der jungen Saison vor dem ersten frühen Highlight, dem Masters in Augusta, Georgia. Eine Favoriten gibt es nicht. Vor allem die Stars aus Europa schwächeln. Etwa der Engländer Luke Donald, von dem viele Jahr um Jahr gedacht hat, jetzt perfektioniert er endgültig sein strategisch durchdachtes Spiel, dümpelt auf Platz 27 der Weltrangliste. Landsmann Lee Westwood wird sogar nur noch auf Position 37 geführt und fällt zusehends durch kontinuierlich zunehmenden Körperumfang auf.

Der Absturz von Martin Kaymer

Oder Rory McIlroy: Dem Nordiren, lange als Kronprinz von Branchenprimus Tiger Woods gehandelt, fehlt es an Konstanz, seit er vor zwei Jahren, geködert mit einem gigantischen Sponsorenvertrag, auf eine neue Schlägermarke umsteigen musste. Der Spanier Sergio Garcia landete zwar zwei Turniersiege im letzten halben Jahr, aber gegen Majors hat er bislang wie Westwood eine Allergie. Und Justin Rose, Peter Hanson, McDowell, Molinari, Jimenez?

Es gibt genügend Golfer auf der Tour, die, wie der schrill-gekleidete Teenie-Star Ricky Fowler aus den USA, gar nicht um jeden Preis den großen Triumph brauchen. Wenn man sichere Sponsoren hat, regelmäßig passable Ergebnisse, verlässlich mittlere Preisgelder, kann man im üppig gepamperten Golfsport bestens leben. Als Mitläufer hat man weniger Medienhype, weder Zusatztermine noch Berge von Erwartungen und Prophezeihungen, an denen man dann scheitert.

So wie Martin Kaymer, 29, vor drei Jahren noch Weltranglistenerster und Hoffnungsträger des darbenden deutschen Golfsports. Seit Februar ist er erstmals seit sechs Jahren nicht mehr unter den Top 50. Eine wichtige Marke nicht nur fürs Selbstbewusstsein, denn damit ist man für alle großen Turniere automatisch startberechtigt. Und ohne große Turniere auch weniger Weltranglistenpunkte. Ein Teufelskreis. Ab Ende 2015 wird auch sein automatisches Startrecht bei den vier Majors vorbei sein.

2013 engagierte der öffentlichkeitsscheue Mann einen neuen Coach und beendete die Liaison bald. Jetzt soll wieder sein deutscher Schwung-Guru helfen, Günter Kessler aus Neuss. Kaymer, staunt man, ist für das Masters dennoch „bester Hoffnung“. Beim Ryder Cup 2012 gehörte er noch zum 12köpfigen Europa-Team und versenkte spektakulär den entscheidenden Putt zum Sieg. Das ist erst anderthalb Jahr her und klingt wie eine Erinnerung an prähistorische Zeiten.

Bernhard Langer, 56, dagegen ist seine eigene Prähistorie, aktuell und scheinbar ewig. Durch seine Masters-Siege 1985 und 1993 ist er lebenslang startberechtigt. Für den allseits geliebten Altmeister ist Augusta, was Wimbledon für Boris Becker war: „Es ist, als würde ich nach Hause kommen.“ Im Vorjahr landete er auf Platz 25 (und war am Schlusstag zwischenzeitlich Vierter). „Technisch war ich nie besser als heute“, sagt Langer.

Tiger Woods fehlt nach einer OP

Tiger Woods fehlt erstmals seit 1995. Ein eingeklemmter Rückennerv machte eine OP erforderlich. Er wird bis Sommer kein Golf spielen können und schon bald nicht mehr Weltranglistenerster sein. Der starke Schwede Henrik Stenson oder der australischen Masters-Titelverteidiger Adam Scott werden Woods vielleicht schon am Sonntag vom Thron stoßen.

Der fast ewige Phil Mickelson, 43, ist selbstbewusster denn je: „Das kurze Spiel ist entscheidend in Augusta, damit ist der Kurs wie maßgeschneidert für mich. Ich fühle immer deutlicher, ich kann hier zum vierten Mal gewinnen.“ Um noch mal die Bedeutung für alle Profis klarzustellen: „Wenn Du die Wahl hast ein Turnier auf der Welt zu gewinnen, wird Dir jeder Spieler sagen: Das Masters.“