Dortmund. Ab Freitag geht es in der Dortmunder Westfalenhalle wieder um Titel im Springen und der Dressur. Erfahrere Sportler wie Ludger Beerbaum und Isabell Werth treten wieder an. Der Nachwuchs könnte für Überraschungen sorgen.
Ihren Aufgalopp verpatzte Fabienne Lütkemeier. Die Dressurreiterin fuhr gestern zwischen Paderborn und Dortmund geradewegs in einen Stau. So kam Lütkemeier mit einer halben Stunde Verspätung an den Westfalenhallen an. Bleibt für sie zu hoffen, dass ihr Pferd D’Agostino am Wochenende besser vorwärts kommt. Zwischen Freitag und Sonntag muss sich das Duo beim Reitturnier in der Dortmunder Westfalenhalle beweisen.
Lütkemeier ist eines dieser neuen Gesichter im Reitsport. Trotz ihrer 23 Jahre spricht sie aber schon wie eine erfahrene Sportlerin. „Einen großen Favoriten gibt es nicht. Es kommt auf die Tagesform an“, sagt Lütkemeier vor dem Grand Prix Spezial, Gut in Form, das sind derzeit die deutschen U 30-Reiterinnen: Vorjahressiegerin Kristina Sprehe oder die Weltranglistendritte Helen Langehanenberg – sie haben für eine Wachablösung im Dressurviereck gesorgt.
Auf Isabell Werth kommt die Sprache selten. Zumindest wenn’s ums Sportliche geht. Schlagzeilen produzierte die fünffache Olympiasiegerin zuletzt, weil bei ihrem Pferd El Santo eine verbotenen Substanz gefunden wurde. In Dortmund ist Werth aber dabei, startet am Sonntag ab 11.30 Uhr in der entscheidenden Kür.
Ahlmann kommt als Nummer eins
Auch in der Sprungkonkurrenz gibt es einen Sportler, der ausreitet, um den Alten das Fürchten zu lehren: Jan Wernke, ebenfalls 23, reitet mit hoher Geschwindigkeit durch den Parcours, im Gespräch drosselt er das Tempo. „In Dortmund sind ausschließlich klasse Reiter dabei. Da kann jeder gewinnen“, sagt Wernke bescheiden. Ein junger Milder.
Dabei besteht kein Grund mit Ehrfurcht zu sprechen: Immerhin ist der Niedersachse Vorjahreszweiter, nur Olympiasieger Ludger Beerbaum konnte ihn 2012 schlagen. Hinter Wernke landeten mit Christian Ahlmann die aktuelle Nummer eins der Welt und mit Marco Kutscher ein dreifacher Europameister. Sie reiten wie Beerbaum am Wochenende wieder in Dortmund. Ihr Ziel: Eine gute Platzierung am Sonntag im Großen Preis der Bundesrepublik (Beginn: 15.45 Uhr). „Für mich wird es schwer, meinen Erfolg zu wiederholen“, sagt Wernke.
Dabei denkt er auch an die Konkurrenz aus dem Ausland: An den Briten Michael Whitaker und Kevin Staut aus Frankreich, die echte Siegreiter sind. Und Wernke hat auch einen Mann auf dem Schirm, der ein Gegenentwurf zum aktuellen Jugendwahn im Reitsport ist: Hugo Simon aus Österreich. „Den habe ich schon als kleines Kind im Fernseher bewundert“, sagt der Nachwuchsmann. Simon ist mittlerweile 70 Jahre sein – könnte also Wernkes Großvater sein.