Berlin. . DOSB-Präsident Thomas Bach hat erstmals Stellung zur öffentlichen Debatte um die deutsche Sportförderung bezogen. Dabei weist Bach die Kritik von Politik, Verbänden und Sportlern wie Diskus-Olympiasieger Robert Harting deutlich zurück.

Status Quo statt Reformen: Mit einem Machtwort hat sich DOSB-Präsident Thomas Bach erstmals zur öffentlichen Debatte um die deutsche Sportförderung geäußert und jeglicher Kritik von Politik, Verbänden und Sportlern wie Diskus-Olympiasieger Robert Harting deutlich widersprochen. "Es herrscht eine große Einigkeit, an den Prinzipien der Leistungssportförderung festzuhalten", sagte Bach beim Jahrestreffen des Forums Sport der SPD im Berliner Willy-Brandt-Haus.

Zwar musste der oberste deutsche Sportfunktionär aufgrund der überraschenden Kür von Peer Steinbrück zum Kanzlerkandidaten der SPD seine Rede anstatt im großen Atrium der Hauptstadt-Repräsentanz in einem Nebensaal abhalten, Kampfeslust und deutliche Worte ließ Bach allerdings auch auf der kleineren Bühne nicht vermissen.

Diskussion nach 30 Minuten beendet

Vorschläge zur Änderung der Förderkriterien? Abgetan mit einem süffisanten Spruch. Forderungen nach einem an Großbritannien ausgerichteten nationalen Institut? Nicht zu bezahlen. In weniger als 30 Minuten war die zuletzt öffentliche Diskussion eigentlich beendet.

"Der Vorschlag ist sehr interessant, da muss man erstmal drauf kommen. Man kommt da drauf, wenn man die Statistiken liest, dass da zufällig dieser Verband etwas mehr Geld bekommen würde", sagte Bach zum medienwirksamen Vorstoß des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB). Dieser hatte am Dienstag gefordert, dass vor allem die Breitensport-Bedeutung einer Sportart bei der Verteilung von Fördergeldern stärker gewichtet werden solle.

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Den Kampf ums Geld sieht der Fecht-Olympiasieger von 1976 ohnehin als Grund für die derzeitigen öffentlichen Vorstöße an. Und kann das sogar nachvollziehen. "Ich habe jedes Verständnis dafür, dass jetzt, wo die Mittel insgesamt nicht ausreichen, einige Verbände versuchen, sich zu positionieren, um sich ein größeres Stück vom Kuchen zu erstreiten", sagte er: "Am Ende wird der Wert des Vorschlags aber nicht an der öffentlichen Lautstärke gemessen, sondern an der Kraft der Argumente."

Man kann nicht "eine Bobbahn mit einer Tischtennisplatte vergleichen"

Unmissverständlich stellte der 58-Jährige klar, dass auch zukünftig nach Bedarf, Aufwand und Besonderheiten einer Sportart gefördert werden solle. "Da kann ich eben nicht eine Bobbahn mit einer Tischtennisplatte vergleichen", sagte Bach.

Auch die Forderung nach einem "deutschen Sportinstitut" nach Vorbild Großbritanniens wies der oberste deutsche Sportfunktionär deutlich zurück. "Das ist ein wunderbarer akademischer Beitrag, aber auf dem Weg nach Rio 2016 oder 2020 führt er uns nicht weiter", betonte er: "Der Aufbau eines nationalen Insitituts würde mehrere hunderte Millionen Euro kosten."

Auch Vorschlägen von Sportlern wie eine lebenslange Rente oder Steuernachlässe erteilte er eine deutliche Absage. Beim Vorschlag der zweimaligen Fecht-Europameisterin Imke Duplitzer, neben Harting so etwas wie die Chefkritikerin des DOSB, erfolgreichen Sportlern zwei Prozent der Steuern zu erlassen, wurde Bach sogar mehr als ungehalten. "Das möchte ich nicht weiter kommentieren. Sonst würden mir vielleicht für die Art und Weise Vorwürfe gemacht werden, wie ich dem entgegne", sagte Bach.

Erhöhung der Effizienz als Lösung für bessere Sportförderung

Eine Lösung für eine bessere Sportförderung ist für Bach eine Erhöhung der Effizienz, er warb jedoch darüber hinaus erneut für eine deutliche Aufstockung der finanziellen Mittel: "Es wird nicht gehen ohne mehr Geld. Wir brauchen ein Bekenntnis zu Leistung." Vor allem im Trainerbereich seien Bedürfnisse da, zudem dürfe Deutschland seinen immer dünner werdenden Vorsprung im Bereich der Wissenschaft nicht verlieren.

Das Ziel für Rio 2016 ist für Bach bereits anderthalb Monate nach Ende der Spiele in London klar: "Wir wollen mindestens so viele Medaillen gewinnen wie in London."

(sid)