Köln. Berhold Beitz ist 99 Jahre alt geworden. Im engsten Familienkreis feierte der Menschenretter, Unternehmer und Sportfunktionär seinen Geburtstag. Stets war er ein Star ohne Allüren, ein “Diplomat ohne staatlichen Auftrag.“
In der Hall of Fame des deutschen Sports steht hinter seinem Namen Menschenretter, Unternehmer, Sportfunktionär. Es sind drei Rollen, die der am Mittwoch (26. September) 99 Jahre alt werdende Berthold Beitz in seinem Leben ausfüllte. Stets war er ein Star ohne Allüren, ein "Diplomat ohne staatlichen Auftrag", wie Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt bei der Laudatio zum 90. Geburtstag von Beitz vor neun Jahren sagte, ehe er sich vor ihm verbeugte.
Damals wurde noch groß gefeiert, dieses Mal fällt die Feier kleiner aus. "Im engsten Familienkreis mit meiner Frau und meinen Töchtern", sagte Beitz dem sid auf Anfrage. Mit seiner Ehefrau Else, die er einst auf dem Tennisplatz kennenlernte, ist der Jubilar seit 73 Jahren verheiratet.
Beitz hatte großen Anteil am Ende der olympischen Boykott-Ära
Als Seiteneinsteiger ins Internationale Olympische Komitee (IOC) gekommen, zählte der Generalbevollmächtigte des Krupp-Konzerns, der schon wegen des Firmenlogos den Beinamen "Herr der Ringe" trug, von 1972 bis 1988 zu den einflussreichsten deutschen Sportpolitikern. Vier Jahre lang von 1984 bis 1988 war Beitz IOC-Vizepräsident. Ein Amt, das man ihm antrug, um ihn über das Alterslimit hinaus im IOC halten zu können.
Gerade in den Zeiten des Kalten Krieges war Beitz für die olympische Bewegung von besonderem Wert: hoch geachtet als Retter Hunderter Juden im Zweiten Weltkrieg, allgemein angesehen als Wirtschaftsführer, der Brücken zwischen Ost und West baute. Am Ende der olympischen Boykott-Ära 1988 in Seoul soll er großen Anteil gehabt haben.
Dabei war er alles andere als ein Sportfunktionär, dem Metier nur als Mäzen verbunden. Der Visionär Willi Daume berief ihn zum OK-Chef der olympischen Segelwettbewerbe 1972 und setzte gegen erhebliche Widerstände im deutschen Sport seine Aufnahme ins IOC durch. Nach seinem Ausscheiden aus dem IOC und der Ernennung zum Ehrenmitglied sorgte Beitz für den finanziellen Aufbau des Olympischen Museums in Lausanne, für das er viele Millionen sammelte.
Beitz rettete Hunderten Juden das Leben
Noch heute, das bestätigte Berthold Beitz dem SID auf Anfrage, ist er täglich in seinem Büro nahe der Essener Villa Hügel, wo die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung ihren Sitz hat. Er ist deren Kuratoriumsvorsitzender, unter seiner Leitung schüttete die Stiftung bereits weit über 400 Mio. Euro für gemeinnützige Zwecke aus. Als Ehrenvorsitzender gehört Beitz zudem dem Aufsichtsrat des ThyssenKrupp-Konzerns an. Seit Mai 2008 ist er Mitglied in der Hall of Fame des deutschen Sports.
Im zweiten Weltkrieg hatte Beitz zusammen mit seiner Frau als kaufmännischer Leiter der Karpathen-Öl AG im polnischen Boryslaw das Leben von Hunderten Juden gerettet, indem er sie aus den Deportationszügen der Nazis befreite. "Ich habe darüber eigentlich gar nicht nachgedacht. Ich habe spontan gehandelt, aus dem Gefühl heraus. Ich musste es einfach tun", sagte er einmal der Süddeutschen Zeitung in einem seiner wenigen Interviews. 1973 wurde Beitz dafür von Yad Vashem, der Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem, als "Gerechter der Völker" geehrt. Eine Auszeichnung, die 2006 auch seine Frau erhielt.
(sid)