London. . Der britische Schwergewichtler David Haye schlug Dereck Chisora k.o., und schon sind die Hünen aus der Ukraine als Gegner im Gespräch. Haye schaltete nach dem Kampf vom Kämpfer- in den Verkäufer-Modus um. Es gibt etwas, das er noch besser kann als Boxen: Die Werbetrommel in eigener Sache rühren.
Erst eine Links-Rechts-Kombination, dann ein Schlaghagel, und schon waren alle Klischees erfüllt. So also beenden echte Kerle einen Zwist, Mann gegen Mann mit nichts als ihren Fäusten. Danach ist dann alles wieder gut, man klopft sich auf die Schultern, lächelt gemeinsam in die Kameras, ja in diesem Fall bekundet der K. o. geschlagene Oberrüpel Dereck Chisora gar, seinem Bezwinger David Haye brav die auf den Sieg verwetteten 20000 Pfund (gut 25000 Euro) zahlen zu wollen. Für einen guten Zweck, erklärt Haye daraufhin schnell, das Echte-Männer-Gute-Männer-Bild soll jetzt bloß nicht noch bröckeln.
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Die beiden britischen Schwergewichtsboxer trafen am Samstagabend in Upton Park, dem Fußballstadion des Londoner Klubs West Ham United, aufeinander. Das Duell war das Resultat einer Schlägerei am Rande einer Klitschko-Pressekonferenz im Februar in München, damals gerieten Haye und Chisora heftig aneinander. Als anschließend bekannt wurde, dass Chisoras Manager Frank Warren diese neue Popularität der beiden Briten nutzen wollte, um ein Duell zu lancieren, gab es hitzige Diskussionen. Warren war das Gezeter nur recht, es kurbelte den Ticket-Verkauf an. Und so strömten 30 000 Menschen ins Stadion.
Der K.o. in der fünften Runde
Es war ein spannender Kampf, aber in der fünften Runde hatte Chisora der überragenden Technik Hayes dann nichts mehr entgegen zu setzen. Er ging zu Boden, stand wieder auf, nur um von einer gnadenlosen Serie Hayes erneut gefällt zu werden. „Ich habe eine Sekunde nicht aufgepasst“, sagte Chisora anschließend, „es war ein Glückstreffer, aber diese Schläge sind es nun einmal, die dich umhauen.“ Von Animositäten war nichts mehr zu spüren. „Nachdem ich mit Dereck im Ring stand, habe ich einen ganz neuen Respekt für diesen Mann“, sagte Haye.
Er lobte den Gegner und sich selbst dann noch ein bisschen: „Das hat sich angefühlt wie ein großartiger Kampf, ich habe gehört, wie das Publikum mitgegangen ist, da sind ab der ersten Runde Knock-out-Schläge von beiden Seiten gekommen, so sollte Schwergewichtsboxen sein. Ich hätte liebend gern unter den Zuschauern gesessen und mir den Kampf angeguckt.“ Der Satz war an die ukrainischen Weltmeister Vitali und Wladimir Klitschko gerichtet, die ihre Gegner derart dominieren, dass selten wirklich spannende Kämpfe zustande kommen. Auch gegen Haye nicht, der seine Chance gegen Wladimir hatte und nicht nutzen konnte.
Boxen und Verkaufen
Vitali kämpft nun am 8. September in Moskau gegen Manuel Charr. Der in Köln lebende Deutsch-Syrer teilte Haye in London bei einem kleinen Sturm der Pressekonferenz mit, dass er Vitali „zerstören“ und dann gegen ihn, Haye, kämpfen wolle. Der Brite lächelte und sagte etwas später auf die Frage, ob er wirklich glaube, eine Chance gegen Vitali Klitschko zu bekommen: „Nach einem Auftritt wie diesem von mir, in Vitalis Alter, nachdem er Millionen investiert hat, um Bürgermeister von Kiew zu werden, würdest du da gegen David antreten oder lieber gegen irgendwen, der ungeschlagen ist, wie der Gentleman, der als nächstes dran ist?“
Da hatte Haye längst vom Kämpfer- in den Verkäufer-Modus umgeschaltet. Es gibt etwas, das er noch besser kann als Boxen: Die Werbetrommel in eigener Sache rühren.