Essen. Alexander Powetkin und Marco Huck boxen in Stuttgart angeblich um den Schwergewichts-Titel des WBA-Verbands – aber den hat Wladimir Klitschko. Den ernannte die WBA zum Super-Champion, kann nun einen 1-B-Weltmeister küren und doppelt kassieren.
Werbung braucht eigentlich jeder. Sogar der Liebe Gott, er hat dafür die Kirchenglocken. Box-Profi Marco Huck hat stattdessen seine PR-Leute. Und die reden davon, dass er am heutigen Samstag der neue Max Schmeling werden könnte. Mit einem Sieg in Stuttgart gegen den Russen Alexander Powetkin (22.15 Uhr/ARD) wäre Huck demnach der erste deutsche Schwergewichts-Weltmeister nach Schmeling.
Eine sehr eigenwillige Interpretation. Die Fakten sehen so aus: Der Weltverband WBA, einer der vier großen Verbände neben der WBC, der IBF und der WBO, hat dem Kampf in der Tat das Prädikat „Weltmeisterschaft“ verliehen. Das kleine Problem: Am Samstag in einer Woche wird Wladimir Klitschko in Düsseldorf in den Ring klettern. Und zwar mit den drei WM-Gürteln der IBF, der WBO – und der WBA.
Um diese Absurdität zu verstehen, muss man die Tricks der Box-Verbände kennen. Die WBA hat Klitschko zum Super-Champion ernannt. Damit bleibt er der Weltmeister aller Weltmeister, aber der Verband kann zusätzlich einen 1-B-Weltmeister küren.
Dem Sieger des Kampfes von Stuttgart wird also ein protziger Gürtel umgeschnallt. Doch das ist Etikettenschwindel. Der Weltmeister der WBA ist bei Licht betrachtet Wladimir Klitschko. Er hat den Titel nicht verloren, er hat ihn nicht niedergelegt, er wurde ihm nicht aberkannt.
Bleibt die Frage, warum der Verband so etwas macht. Er macht es, um Geld zu verdienen. An jedem Titelkampf ist die WBA prozentual beteiligt, und auf diese Weise kassiert sie doppelt. Am heutigen Samstag bei Powetkin gegen Huck, und noch einmal am kommenden Samstag bei Klitschko gegen den Franzosen Jean-Marc Mormeck.
Unnötiges Theater
Doch offensichtlich reicht dieser Etikettenschwindel noch nicht. Am Donnerstag tauchte laut dem veranstaltenden Sauerland-Boxstall auch noch eine Morddrohung gegen Huck auf. Die letzte Morddrohung gab es vor einer Woche, als Dereck Chisora in München dem früheren Weltmeister David Haye hinterher rief: „Wenn du nicht kämpfst, erschieße ich dich.“ Dieses Mal steckte die Drohung angeblich in der Fanpost: Huck sei nur ein Angeber mit großer Klappe, der nun gejagt werde.
Das Werbe-Theater um diesen Kampf ist ziemlich unerträglich, und das ist schade. Es ist nämlich ein Box-Kampf, dessen Ende nicht wie so oft vorher klar ist. Huck, der bisherige Cruisergewichts-Weltmeister, hat sieben Kilo zugenommen und tritt erstmals im Schwergewicht an. Er ist ein Mann, der mit dem Kopf durch eine Betonwand geht. Ob er das auch gegen den echten Schwergewichtler Powetkin kann, ist eine wirklich spannende Frage. Auch ganz ohne das Tamtam um einen neuen Schmeling.