Sjusjön. Die deutschen Skilangläufer starten mit vielen Fragezeichen in die anstehende Weltcup-Saison. Keiner weiß so recht, wie sie in Form sind. Doch die alten Hasen Tobias Angerer, Axel Teichmann und Jens Filbrich präsentieren sich hoch motiviert.

Letztlich musste Jochen Behle seine Koffer doch packen. Der Bundestrainer war bis wenige Tage vor der Abreise zum ersten Weltcup nach Sjusjön fest davon überzeugt, dass die Saison für seine Skilangläufer erst Ende November beginnen würde. Ein Kälteeinbruch in der Gegend um die norwegische Olympiastadt Lillehammer hat dann doch noch dafür gesorgt, dass die Pisten für das Wochenende präpariert werden konnten.

Als Behle sich am Donnerstag auf den Weg nach Norwegen machte, waren seine Sorgen allerdings lange nicht verflogen. "Für uns war die Situation dramatisch", sagt Behle über die Vorbereitung. Bis zuletzt drehten Tobias Angerer und Co. ihre Runden im Skitunnel von Oberhof. Immer wieder wurden die 1,96 Kilometer beackert. Monotonie bestimmte die vergangenen Wochen.

Die Suche nach Schnee

Was ihnen definitiv fehle, sagt Behle, sind Wettkampf-Kilometer. "Wir hatten ja eigentlich in Skandinavien das ein oder andere Testrennen geplant. Von daher sind die Erwartungen für das erste Wochenende sicher nicht allzu hoch", betont der 51-Jährige. Man müsse erstmal sehen, wo man leistungsmäßig stehe.

Die Suche nach Schnee war jedoch nicht die einzige Aufgabe, die Behle zu meistern hatte. Nach dem vergangenen Winter wagten die drei Routiniers Angerer, Axel Teichmann und Jens Filbrich einen Vorstoß. Man wolle eine eigene Trainingsgruppe gründen - unabhängig vom langjährigen Männer-Trainer Cuno Schreyl.

Behle zufrieden mit den "Oldies"

Was intern nicht ganz ohne Reibungsverlust abgelaufen sein dürfte, begrüßt der Chef heute. "Ich bin sehr zufrieden mit den Oldies. Sie bringen viele eigene Gedanken ein. Ich bin froh, dass wir diesen Weg gewählt haben", sagt Behle. International sei dieser Weg Standard, und an Stelle des Trios hätte Behle diesen bereits früher eingeschlagen: "Aber so etwas muss immer von den Sportlern kommen."

Den Abtrünnigen scheint die neue Struktur auf die alten Tage gut getan zu haben. "Die individuelle Vorbereitung hat mir noch einmal zusätzliche Motivation gegeben", sagt der 34-jährige Angerer. Er habe eine super Vorbereitung gehabt. Beim Auftakt in Norwegen solle man aber nicht zu viel erwarten. Seine beste Form möchte der Bayer bei der Tour de Ski haben.

Tour de Ski ist der Saisonhöhepunkt

Das Etappenrennen um den Jahreswechsel ist der Höhepunkt in einem Winter ohne Weltmeisterschaften und Olympische Spiele. Behle will die Saison nutzen, um den Nachwuchs an höhere Aufgaben heranzuführen. Speziell bei den Männern werde man sonst nach den Winterspielen 2014 in Sotschi ohne Spitzenläufer dastehen.

"Von daher ist es ganz gut, dass die Oldies ihren eigenen Weg gehen. Jung und alt wären schwierig zu kombinieren gewesen", sagt Behle. In den ersten Saisonrennen - nach Sjusjön folgt das Nordic Opening im finnischen Kuusamo - sei es für ihn vor allem wichtig, dass der Abstand zur Spitze im "erträglichen Bereich" sei.

Sachenbacher mit den Biathleten untwerwegs

Für die Frauen gilt die gleiche Vorgabe - mit der Ausnahme Evi Sachenbacher-Stehle. Die Teamsprint-Olympiasiegerin pausierte im Sommer länger, um ihren geschlauchten Körper auszukurieren. "Mein Körper musste einfach mal zur Ruhe kommen", sagt Sachenbacher.

Die 30-Jährige ist derzeit mit den Biathleten im Trainingslager im finnischen Muonio. Dort wurde immerhin eine drei Kilometer lange Piste präpariert. "Immerhin ist es Schnee", sagt Sachenbacher. "Auch wenn man manchmal Slalom laufen muss."