Khanty-Mansiysk. . Arnd Peiffer aus Niedersachsen gewinnt bei der Biathlon-Weltmeisterschaft Gold im Sprint. Er braucht immer ein paar Rennen, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Hat er diese jedoch einmal erreicht, ist er nur schwer zu bremsen - wie bei der WM.

Selbst nach seinem größten Triumph wirkte Arnd Peiffer, als seien ihm Baldrian-Tropfen verabreicht worden. Er ertrug den Rummel um ihn herum mit stoischer Ruhe, beanwortete jede Frage mit druckreifen, dialektfreien Sätzen - auch wenn sie ihm noch so häufig gestellt wurde. Und auf einen emotionalen Ausbruch wartete man beim 23-Jährigen auch in Sibirien vergebens. Cooler als Peiffer geht nicht.

„Das scheint nur so“, sagt er selbst. „Innerlich sieht es da schon anders aus.“ Aber selbst diejenigen, die ihm nahe stehen, können keine Nervosität erkennen. „Arnd ist wie ein Roboter, wie eine Maschine. Den macht man an, dann läuft er und läuft und läuft“, meint Christoph Stephan. Der flippige Thüringer gehört zu den besten Freunden des analytischen Niedersachsen. Gegensätze ziehen sich offenbar an.

Indirekt verhalf Stephan der Karriere von Peiffer auf die Sprünge. Im Dezember 2008 waren die Beiden bei einem Fußball-Trainingsspiel mit den Köpfen zusammen gerauscht. Während der Rudolstädter mit einem Nasenbeinbruch auf dem OP-Tisch landete, nahm Peiffer dessen Platz im Weltcup-Team ein und feierte wenige Tage später einen umjubelten Einstand in Oberhof.

Seitdem geht es für den Niedersachsen steil bergauf. Seine erste Saison schloss er als Weltcup-38. ab, die zweite als Neunter, derzeit liegt er auf dem fünften Rang . Eine Entwicklung, die vor fünf Jahren utopisch erschien. Damals dachte Peiffer sogar ans Aufhören. Er konnte weder in der Jugend, noch bei den Junioren auf sich aufmerksam machen. Seine Leistungen reichten nicht aus für einen Bundeskader-Status. Ohne diesen war eine Anstellung bei einer Bundesbehörde nicht möglich - und so fehlte die Basis für professionellen Sport.

„Mit Engelszungen habe ich damals auf Arnd eingeredet“, sagt Frank Spengler. Der Entdecker und Förderer des neuen Weltmeisters schaffte es schließlich, das Talent zum Weitermachen zu bewegen. Spengler arbeitete 20 Jahre in Oberhof als Trainer, ehe er 1991 nach Clausthal-Zellerfeld ging, um einen Stützpunkt für Biathlon und Skilanglauf aufzubauen. Mit Peiffer und Daniel Böhm sind zwei seiner ehemaligen Schützlinge in Khanty-Mansiysk dabei.

Der entscheidende Schritt in deren Laufbahn war allerdings der Umzug nach Oberhof. Im Sommer 2008 folgte Peiffer dem ein Jahr zuvor gewechselten Böhm und schloss sich der Trainingsgruppe von Mark Kirchner an. Dort fand er in den täglichen Einheiten die Konkurrenz, um sich weiterzuentwickeln. „Auch menschlich hat es von Anfang an gepasst“, sagt der Wahl-Thüringer.

Der Wohlfühlfaktor ist ihm sehr wichtig. Während vor den Olympischen Spielen in Vancouver „viel Unruhe“ geherrscht hätte, empfand er die „stressfreie Vorbereitung auf die aktuelle WM“ als äußerst angenehm. Auch die Mixed-Staffel zum Einstieg wäre für ihn genau das Richtige gewesen. Peiffer gilt nicht nur, was seine Karriere betrifft, als Spätzünder. Er braucht immer ein paar Rennen, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Hat er diese jedoch einmal erreicht, ist er nur schwer zu bremsen.

„Arnd kann noch viel erreichen“, sagt Kirchner und verweist auf die Akribie, mit der Arnd Peiffer seinen Sport betreibt. Er plant in kleinen Schritten, schätzt sich stets realistisch ein - und große Sprüche wird man von ihm nicht hören.