Essen. Deutschland ist Basketball-Weltmeister. Ein unglaublicher Erfolg, an dem über viele Jahre erfolgreich gearbeitet wurde. Ein Kommentar.

Charles Barkley ist nicht nur eine Basketball-Legende, der heute 60-Jährige wusste auch schon immer durch seine wilden Geographie-Kenntnisse zu überzeugen. Vor dem Auftakt mit dem Dream Team bei den Olympischen Spielen 1992 sprach der US-Amerikaner philosophische Worte über Auftaktgegner Angola („Ich weiß absolut nichts über Angola, aber ich weiß, dass Angola in Schwierigkeiten steckt“). Und während der WM bescheinigte er der Sportart Basketball in den „Dritte-Welt-Ländern Frankreich oder Deutschland“ einen enormen Popularitätsgewinn durch einen eventuellen Titeltriumph.

Schneidet das Netz vom Korb: Deutschlands Kapitän Dennis Schröder.
Schneidet das Netz vom Korb: Deutschlands Kapitän Dennis Schröder. © Firo

Deutschland, ein Dritte-Welt-Land? Barkley, einst Dampflok auf dem Spielfeld und nun Dampfplauderer als TV-Experte, hat die Entwicklungen der vergangenen Jahre im internationalen Basketball offenbar ignoriert. Sicher, Deutschlands EM-Titelgewinn 1993 mag noch ein sensationeller „Ausrutscher“ gewesen sein, doch auch nach der starken Ära um Dirk Nowitzki hat der Sport mit den zwei Körben hierzulande keineswegs im Dornröschenschlaf gelegen. Und nun: Weltmeister! Längst ist Deutschland basketballtechnisch kein Dritte-Welt-Land mehr. Doch warum ist das aktuelle Nationalteam so gut? Weil die Saat schon vor vielen Jahren gelegt wurde.

Deutsche Spieler in der NBA und Euroleague

Elf der zwölf Spieler sind aktuell in der weltbesten Liga NBA beschäftigt oder spielen für Klubs, die auch in der Euroleague antreten, Europas Königsklasse des Klubbasketballs. Vor der Jahrtausendwende war das noch undenkbar, viele deutsche Talente erhielten in der von ausländischen Spielern dominierten Bundesliga kaum Einsatzzeit. Die Gegenmaßnahmen der vergangenen Jahre fruchteten: Der Nachwuchs wurde durch die Einführung der U19-Bundesliga gestärkt, das deutsche Oberhaus erließ das Gebot, mindestens sechs Spieler mit deutschem Pass im Kader zu haben.

Natürlich braucht es Ausnahmetalente wie Dennis Schröder, einst ein auf dem Freiplatz entdeckter Teenager mit Disziplinproblemen. Doch auch der benötigt ein starkes Umfeld, das sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Das deutsche Team ist jung, es kann noch viele Jahre auf starkem Niveau spielen. Künftige Gegner dürften Schwierigkeiten haben. Auch Angola.

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