Bochum. Der Bochumer Lucas Matzerath hat vor den Finals einen engen Zeitplan. In Berlin will er seinen DM-Titel über 50 Meter Brust verteidigen.

Wenn Lucas Matzerath am Beckenrand entlanggeht, ist er nicht zu übersehen. Der 22-Jährige ist ein großer Mann, ein sehr großer Mann. Wenn er mit seinen 2,01 Metern auf dem Startblock im Unibad steht, gleicht er einem Turm. Doch anders als das Bauwerk ist Lucas Matzerath beweglich. Sehr beweglich. Vor allem im Wasser.

Geschmeidigkeit und Kraft vereint der Bochumer Brustschwimmer äußerst effektiv, wenn er mit langen Zügen durchs Wasser pflügt. Er ist amtierender Deutscher Meister über die 50 und 100 Meter Brust auf der Kurz- und auf der Langbahn. Und jüngst teilte er sich bei der Weltmeisterschaft in Budapest das Becken mit der internationalen Schwimm-Elite, schwamm auf Augenhöhe der Besten. Erreichte zweimal das WM-Finale und setzte sogar ein Ausrufezeichen. Denn: Über die 50 Meter Brust war es das beste DSV-Ergebnis bei einer WM seit 36 Jahren. „Es ist nicht ganz die Zeit, die ich mir erhofft hatte. Dennoch bin ich ganz zufrieden“, sagte Matzerath nach dem Rennen: „Ich denke, der sechste Platz bei einer Weltmeisterschaft kann sich sehen lassen. Der nächste Angriff kommt dann bei der Europameisterschaft.“

Trainer Jayasundara schwärmt von Matzerath

Fokus und Disziplin sind die Dinge, die der 22 Jahre alte Athlet als seine Stärken bezeichnet, was auch sein Coach Mark Jayasundara bestätigt: „Er hat eine absolut professionelle Einstellung. Er ist ein richtiger Arbeiter und versucht alles im Training genau umzusetzen.“ Mit seinen jungen Jahren hat Lucas Matzerath bereits verinnerlicht, worauf es beim Leistungssport ankommt. „An der Spitze haben alle Talent, alle trainieren viel und wollen gewinnen. Da sind oft Kleinigkeiten entscheidend. Wie konzentriert bin ich beim Training, wie strikt halte ich auch die Regeneration ein“, weiß der Nachwuchsmann. Deshalb gehören straffe Zeitpläne zum Alltag.

Ein ehrgeiziger Athlet: Lucas Matzerath.
Ein ehrgeiziger Athlet: Lucas Matzerath. © Getty Images | Getty Images

Wie straff sie sind, zeigt sich an diesem Wochenende. Dann plant der Neu-Bochumer, der Anfang des Jahres seinem Trainer Jayasundara ins Ruhrgebiet folgte und seitdem an der hiesigen Hochschule sein Studium der Elektrotechnik fortsetzt, einen Coup. Er steigt am Sonntagmorgen um 6 Uhr in Budapest ins Flugzeug, um dann am Mittag schon bei den Finals in Berlin seinen DM-Titel über die 50 Meter Brust zu verteidigen. „Quasi aus dem Flugzeug ins Becken“, sagt Lucas Matzerath und lacht. „Die Finals sind ein tolles Konzept und es kommt so ein ganz kleines bisschen Olympia-Flair auf“, meint der 22-Jährige, der weiß, wovon er spricht. Unter seiner linken Brust prangen die fünf Olympischen Ringe. Eintätowiert für die Ewigkeit. Ein Kindheitstraum, den sich der junge Mann, der aus Titz bei Mönchengladbach stammt, schon erfüllt hat. Platz neun über 100 Meter Brust sprang bei den Spielen in Tokio für ihn heraus. Das Finale verpasste er dort knapp um 13 Hundertstel.

Vorfreude auf die EM in Rom

Auch das nächste Ziel hat er vor Augen: Die Europameisterschaften in Rom. „Ich war zwar schon einmal in Rom, aber noch nicht im Schwimmstadion. Ich freue mich riesig“, sagt Lucas Matzerath. Bei der EM will er sich neben Florian Wellbrock und Lukas Märtens als deutsche Medaillen-Hoffnung etablieren.

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„Den Deutschen Rekord über 100 Meter möchte ich mir dann auch holen. Momentan liegt der bei 58,95 Sekunden, gehalten von Fabian Schwingenschlögl.“ Matzerath lächelt, aber selbstbewusst. Er hat die Distanz bisher schnellstens in 59,31 Sekunden absolviert. Über 50 Meter steht eine Zeit von 26,99 zu Buche, aufgestellt jetzt bei der WM.

Spätestens geknackt werden soll diese Zeit wieder bei der Europameisterschaft, die im August stattfindet und einen besonders hohen Stellenwert hat. Warum, das erklärt Trainer Jayasundara so: „Im Jahreszyklus finden die Europameisterschaften zu einem ähnlichen Zeitpunkt wie die Olympischen Spiele 2024 in Paris statt. Wir können also schon mal schauen, ob sich die beste Saisonleistung zu diesem Zeitpunkt abrufen lässt.“ Der Trainer der SG Ruhr ist vom Potenzial seines Schützlings überzeugt: „Lucas ist ein Wettkampftyp.“