Essen. Das lange Wochenende steht von Duisburg bis Balve ganz im Zeichen der Finals 2021. In zehn Sportarten werden Deutsche Meister ermittelt.

Ja, ist denn schon Olympia? Die Frage mag einem in den Kopf schießen, wenn man sich das Programm der Finals 2021 anschaut. An den kommenden vier Tagen werden in Berlin, Braunschweig sowie an Rhein und Ruhr in 18 Sportarten 140 Deutsche Meistertitel vergeben. Rund 2300 Athletinnen und Athleten werden an den Start gehen. ARD und ZDF übertragen über 25 Stunden live, hinzu kommen etliche Live-Streams – nur vor Ort fehlt das große Treiben. Jubelnde Fanscharen wird es an keinem Standort geben. Immerhin: Hier und da sind ein paar Zuschauer erlaubt – auch in NRW.

Gleich zehn Sportarten bereitet Rhein-Ruhr die große Bühne. So weht von Duisburg bis Balve ein Hauch von Olympia durch die Region. Mancherorts geht es noch um die Qualifikation für die Sommerspiele (23. Juli bis 8. August) in Tokio, woanders steht die Präsentation des Sports und die Titeljagd im Fokus. Ein Überblick von West nach Ost.

Duisburg

Auf der Regattabahn im Sportpark Duisburg gibt es neben dem Olympia-Klassiker Kanu auch die exotischeren Sportarten Kanupolo und Stand-Up-Paddling zu sehen. Letztgenannte tragen ihre DM über eine Sprintdistanz auf dem Cross-Parcours aus. Im Kanupolo – eine Mischung aus Handball, Rugby und Basketball im Kajak – haben bei den Männern die Lokalmatadore vom MKC Duisburg die Chance auf die Meisterschaft. Sie treffen auf Titelverteidiger WSF Liblar.

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Während die Athletinnen und Athleten dieser beiden Sportarten vor leeren Tribünen um die Titel kämpfen, sind bei den Kanu-Rennen pro Tag 500 Zuschauer zugelassen. Die Olympia-Tickets sind hier zwar schon vergeben, und einige Top-Athleten wie der Essener Max Hoff fehlen, weil sie bei der parallel stattfindenden EM antreten, dennoch soll es schnell werden. Es geht um die Titel im Kajak und Canadier über die Sprintdistanz. Olympiasieger Ronald Rauhe will bei seinem letzen Rennen in Deutschland noch einmal den Kajak-Titel sichern.

Bochum

In Bochum kommt es zum Event im Event. Denn im Vonovia Ruhrstadion – der Heimat des Bundesliga-Aufsteigers VfL Bochum – finden die Deutschen Meisterschaften der Kletterer in den Disziplinen Speed und Bouldern als Teil der Ruhr Games statt. Die Athletinnen und Athleten mit den starken Fingern teilen sich die Bühne also beispielsweise mit Skateboardern und BMX-Fahrern. Auch hier sind pro Tag 500 angemeldete Besucher zugelassen.

Klettern wird erstmals als extra erschaffener Dreikampf „Olympic Combined“ in Tokio im Programm sein. Neben Bouldern und Speed gibt es dort noch die Lead-Disziplin, die bei den Finals aber nicht ausgetragen wird. Die Tickets für Olympia sind bereits vergeben – zum Beispiel an Jan Hojer (Köln), der in Bochum seine Form testen will. Aus der Region wollen Yannick Flohe (Essen) und Franziska Ritter (Wuppertal) ihren Heimvorteil nutzen.

Dortmund

Hier ist am meisten los – obwohl in den Hallendisziplinen keine Zuschauer erlaubt sind. In der Westfalenhalle kämpfen die Geräteturner bei ihrer ersten Möglichkeit um die Tokio-Qualifikation. „Ich bin mir sicher, dass wir auch ohne Publikum für eine tolle Stimmung sorgen werden und hoffe, dass ich in diesem Rahmen meine beste Leistung erbringen und somit die erste Herausforderung auf dem Weg zu meinem Traum von Olympia meistern werde“, sagt die Kölnerin Sarah Voss.

Zwölf Olympia-Fahrer schwimmen in Berlin um DM-Titel

Auch Berlin ist Teil der Finals 2021. Neben Triathlon, Bogenschießen, 3x3-Basketball, Trial und Modernem Fünfkampf werden auch im Becken deutsche Meister ermittelt.

Während es für die Wasserspringer um Patrick Hausding noch um Olympia-Tickets geht, ist die Qualifikation bei den Schwimmern schon durch. So verzichten einige Top-Athleten wie Doppel-Weltmeister Florian Wellbrock oder Sarah Köhler auf eine Teilnahme. Doch zwölf der insgesamt 27 Tokio-Fahrer steigen in Berlin ins Becken – darunter Damian Wierling und Poul Zellmann von der SG Essen. Zellmann startet über alle fünf Freistilrennen. „Ich trete dabei immer an, um zu gewinnen“, sagte der 25-Jährige bei der Pressekonferenz. Über 100 Meter werde es mit Vereinskollege Damian Wierling als Gegner „wohl schwierig, aber sonst ist es schon möglich“.

In der gleichen Halle kommt es zum Vereinswettbewerb in der Rhythmischen Sportgymnastik, die Nationalmannschaft bereitet sich noch auf die Olympia-Qualifikation vor. Auch in der nahe gelegenen Helmut-Körnig-Halle geht es nicht mehr um die Olympia-Tickets – auch wenn im Taekwondo in den olympischen Klassen gekämpft wird. Im Karate werden die Mannschaftsmeister ermittelt. Gleiches gilt fürs Tischtennis. Dort steht Top-Star Timo Boll mit Rekordmeister Borussia Düsseldorf im Fokus. Er trifft auf Titelverteidiger 1. FC Saarbrücken um seinen Kumpel und Nationalspieler Patrick Franziska.

Balve

Ein Hauch von Olympia weht ab heute auch über die Reitanlage rund um Schloss Wocklum in Balve. Denn für die Dressurreiter sind die Deutschen Meisterschaften eine Pflichtstation auf dem Sichtungsweg für die Olympischen Sommerspiele in Tokio. Die Frage, die sich nicht nur Experten stellen: Verteidigt Isabell Werth ihre Vormachtstellung, oder stürzt Jessica von Bredow-Werndl sie dieses Mal komplett vom nationalen Thron?„Darüber denke ich nicht nach. Klappe halten und reiten – das ist mein Motto“, sagte von Bredow-Werndl. Im vergangenen Jahr gewann sie den Special-Titel, ehe Werth in der Kür zurückschlug. Beide präsentieren mit Dalera und Bella Rose ihre Top-Pferde. Bundestrainerin Monica Theodorescu freut sich auf ein Top-Niveau im Viereck. „Wir werden das Team der olympischen Spiele von Tokio zu sehen bekommen. Wir wissen nur noch nicht, wer ins Team kommen wird“, sagte sie.

Bei den Springreitern führt Weltmeisterin Simone Blum mit Cool Hill das Favoritenfeld an. Übrigens: Neben den 500 Besuchern, die mit einem negativen Test auf die Anlage dürfen, können sich täglich rund 600 durchgeimpfte oder genesene Fans ein Ticket buchen.