Dortmund/Essen. Jenseits der WM wird die Bundesliga in Kneipen gespielt. Der Verband ist dennoch zuversichtlich und hofft auf die Anerkennung als Schulsport.
Die Heimat des DSV Blind Gewinnt steht an der Dortmunder Kaiserstraße. Im „Lueders“ trägt der BundesligaKlub seine Spiele aus, hier wird trainiert. Außergewöhnlich, sagt der Vorsitzende Fred Kotzan: „Als einziger Bundesligist haben wir eine eigene Gaststätte.“ Und ebenso außergewöhnlich ist die Geschichte des Vereins. Mit neun Mitgliedern habe der DSV nach der Jahrtausendwende angefangen, mittlerweile seien es 130. Aufstieg um Aufstieg folgte bis in Bundesliga. Der Sprung ins Oberhaus 2014 lockte internationale Spieler nach Dortmund. Der DSV ist im Darts, was der BVB im Fußball ist: erstklassig.
Im Fokus steht das selten. Das Rampenlicht gilt im Darts anderen: Den teils schrillen Profis des Weltverbandes PDC, die zwischen den Jahren ein Publikum zum Toben bringen. In diesem Jahr fiel die Party im Londoner Ally Pally coronabedingt zwar aus, doch der Sport fand statt. Das Echo war nicht minder groß. Als der Saarländer Gabriel Clemens den Titelverteidiger Peter Wright aus dem Turnier warf, schaute ein Millionen-Publikum an den Bildschirmen zu. Auch in Deutschland füllen die Stars große Hallen. Zum Rekordevent auf Schalke 2018 kamen mehr als 20.000 Zuschauer.
In der Bundesliga kommen zwanzig Zuschauer
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Wenn der DSV Blind Gewinnt im Lueders spielt, kommen zwanzig Zuschauer. „Darts ist immer noch ein Kneipensport“, sagt Kotzan, auch wenn heute „mehr Cola als Bier“ verkauft würde.
„Der Darts-Sport wird in Deutschland zu wenig gefördert“, sagt Ralf Brisch, Präsident des Bundesliga-Konkurrenten DV Kaiserslautern, bei dem auch Gabriel Clemens gemeldet ist. „Das ist auch der Grund, warum nicht viele Deutsche oben mitspielen können.“ Clemens könne vom Darts-Sport leben und sich ganz darauf konzentrieren, für seine Teamkollegen vom DV Kaiserslautern gelte das nicht. „Sie können es sich nicht leisten, nicht arbeiten zu gehen.“ Brisch sagt: „Selbst in der obersten Liga kann man kein Geld mit Darts verdienen.“ Der neue Weltmeister Gerwyn Price strich für seinen Sieg mehr als eine halbe Millionen Euro Preisgeld ein. Der Topf der PDC wird jedes Jahr dicker.
Fallon Sherrock zu Gast bei Verein aus Dortmund
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Woanders ist Darts Schulsport Die DSV-Spieler in Deutschlands höchster Spielklasse trainieren zwei bis drei Stunden täglich – neben der Arbeit. „Sie bekommen dafür keinen Cent“, sagt Kotzan. An Klasse fehlt es ihnen nicht. Im vergangenen September hatte der DSV Besuch aus England: Fallon Sherrock, die als erste Frau in der Geschichte des Darts ein WM-Spiel gewann, kam ins Lueders. „Einer unserer Spieler hat sogar gewonnen“, sagt Kotzan nicht ohne Stolz.
Beim Deutschen Darts-Verband ist man zufrieden mit der Entwicklung der letzten Jahre. „Wir steuern auf die 17.000 Mitglieder zu“, sagt Präsident Michael Sandner. Die Zahl befinde sich momentan auf einem „Allzeit-Hoch“. Nach der Darts-WM sei stets ein gesteigertes Interesse spürbar. Sandner führt für den Aufwärtstrend aber auch an, dass Darts vor zehn Jahren vom Deutschen Olympischen Sportbund als Sport anerkannt wurde. Seit fünf Jahren gebe es zudem eine Trainerausbildung. „Wir haben in den letzten Jahren den sportlichen Bereich in den Vordergrund gestellt.“
Verband: Darts als Schulsport anerkennen
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In den Niederlanden, die in Raymond van Barneveld schon 1998 einen Weltmeister des Verbandes BDO hatten, wird Darts in der Schule gespielt. Daran arbeitet auch der deutsche Verband. In Bayern sei Darts bereits als Schulsport anerkannt. „Nun liegt es an den anderen Landesverbänden, nachzuziehen“, sagt Sandner. Kopfrechnen, soziales Miteinander, ein Sport für Jedermann, das seien die großen Stärken. "Jeder kann Darts spielen."