Essen. Die Geister-WM in London war trotz Corona die beste Werbung für eine Sportart, die es verstanden hat, sich zu vermarkten. Ein Kommentar.

Die Karriere von Gerwyn Price ist eine dieser Geschichten im Sport, die kaum fassbar sind. In sechs Jahren hochgearbeitet vom Novizen zur Nummer eins der Welt. Ein Held der Arbeiterklasse, ein Flegel an der Wurflinie. Ausgebuht, gehasst und doch respektiert. Nun ist Price da, wo er immer sein wollte: Im Klub der Geldverdiener.

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Der Werdegang von Price beweist, dass Pfeilewerfen nichts mehr mit einem belächelten Kneipensport gemein hat. Die Spieler der Top 100 können gut von dem leben, was ihnen die Pfeile einbringen. Die Besten von ihnen sind Multimillionäre.

Seit etwa zehn Jahren sind die Preisgelder des wichtigsten Darts-Weltverbands PDC explodiert. 12.000 Pfund erhielt Phil Taylor 1995 bei seinem ersten WM-Sieg. Heute hat derjenige, der das Finale im Ally Pally gewinnt, den halben Weg zum Millionär schon geschafft: 500.000 Pfund erhält Price. Seinen ersten WM-Triumph sahen in Deutschland über zwei Millionen TV-Zuschauer.

Wer schlecht spielt, kann die Kosten nicht decken

Von der Internationalisierung und Kommerzialisierung des Darts zeugt die neue Geld- und Weltrangliste der PDC, die Order of Merit: Erstmals haben alle Spieler der Top drei in einem Jahr so viel an Preisgeld gewonnen, dass sie die Millionengrenze knackten. Price führt die Liste mit 1,32 Millionen Pfund an.

Darts kann grausam sein. Zwischen Triumph und Tragödie liegt ein Millimeter. Wer schlecht spielt, kann im Zirkus der Profis nicht einmal seine Kosten decken. Viele Spieler sind auf weitere Einnahmequellen angewiesen. Sponsoren, Werbeverträge, Merchandising.

Deutsche Hoffnung im Darts-Zirkus: Gabriel Clemens

Deswegen lebt Darts von Geschichten, die sich verkaufen lassen. Von Marken, wie etwa Paradiesvogel Peter Wright. Von Namen wie „The German Giant“: Der Deutsche Gabriel Clemens zählt erstmals zur Top 30 der Welt. Willkommen im Klub.