London/Essen. Gabriel Clemens bezwingt Peter Wright und zieht als erster Deutscher in ein WM-Achtelfinale ein. Die große Stärke des 37-Jährigen: Seine Ruhe.

In seinem Heimatverein fieberten sie an den Fernsehern genauso mit wie Millionen deutsche Darts-Fans. Als Gabriel Clemens im Londoner Alexandra Palace seinen letzten Pfeil ins Ziel schickte, Peter Wright aus dem Turnier warf und als erster deutscher in ein WM-Achtelfinale einzog, brach auch beim DV Kaiserslautern Jubel aus. „Ich hätte mir ein einfacheres Los für ihn gewünscht. Dass es gegen so jemanden klappt, hätte ich nicht gedacht“, sagt Vereinspräsident Ralf Brisch dieser Redaktion. Der deutsche Riese entzaubert den Weltmeister aus Schottland.

Darts-WM: Clemens fehlen die Worte

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Peter Wright biss sich am „German Gaint“ die Zähne aus. Sensationell ging der Außenseiter mit 3:1 in Führung. Der 50-Jährige mit dem Hang zu auffälligen Kostümen fand seine Klasse wieder, rettete sich in den Entscheidungssatz. Aber Clemens ließ sich im zuschauerleeren „Ally Pally“ nicht aus dem Konzept bringen, weder vom Weltmeister, noch anschließend von der historischen Einmaligkeit seines Sieges. Nur kurz kämpfte der 37-Jährige nach dem 4:3-Erfolg mit den Tränen, fiel dann wieder zurück in seine ureigene Ruhe. Ihm fehlten die Worte, sagte er. „Ich fühle mich ziemlich leer, bin aber total glücklich.“ Im Achtelfinale trifft die deutsche Nummer eins am Dienstag (20.15 Uhr/Sport1 und DAZN) auf den Weltranglisten-15. Krzysztof Ratajski aus Polen.

Der erste Deutsche im WM-Achtelfinale heißt also nicht Max Hopp. Viele hatten dem 13 Jahre jüngeren Hessen diesen Schritt zugetraut. Doch in diesem Jahr lief Clemens Hopp den Rang als deutsche Nummer eins ab. Mit konstanten Leistungen spielte sich der Saarländer in seinem dritten Profijahr auf Platz 31 der Weltrangliste, ergatterte für die WM ein Erstrunden-Freilos und gewann das deutsch-deutsche Duell gegen Nico Kurz.

Vereinspräsident nennt Stärke von Gabriel Clemens

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Auf der Bühne ist der gelernte Industriemechaniker ein Riese, nicht nur körperlich. „Es ist ihm quasi wurscht, gegen wen er spielt. Er ist kaum aus der Ruhe zu bringen“, sagt Ralf Brisch vom DV Kaiserslautern, wo Clemens immer noch für die Bundesliga nominiert ist. Brisch traut Clemens „mindestens noch ein, zwei Runden“ zu. Die Clemenssche Reaktion ist dagegen ganz typisch: „Da mache ich mir morgen Gedanken drüber. Jetzt bin ich erstmal froh, wenn ich ins Bett kann.“