Essen. Der DFB appelliert an die Politik, die Maßnahmen im Amateursport für Kinder zu lockern. In NRW wird es das zunächst nicht geben.
Der Ball ruht auf den Amateursportplätzen - und das wird in NRW auch erstmal so bleiben. Auf Anfrage dieser Redaktion teilte das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales mit, es seien keine Änderungen bei den rechtlichen Vorgaben für den Kontaktsport geplant. "Gleichwohl ist klar, dass das Ministerium den Verlauf des weiteren Infektionsgeschehens weiterhin aufmerksam verfolgen wird", sagte Sprecher Axel Birkenkämper.
Der Deutsche Fußball-Bund hatte einen Appell an die Politik gerichtet, die Maßnahmen zumindest im Kinder- und Jugendbereich zu lockern. „Aktiver Sport stärkt verschiedene gesundheitsförderliche Aspekte, zudem hat er eine hohe gesellschaftliche und soziale Bedeutung - ohne in diesen schwierigen Zeiten für eine erhöhte Gefährdung zu sorgen", hatte DFB-Präsident Fritz Keller gesagt. Als Vorbild wurden die Lockerungen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin gesehen. Auch Thüringen möchte die Vorgaben für den Amateursport aufweichen.
NRW-Ministerium: Reduktion der Kontakte ist auch beim Amateursport das Gebot der Stunde
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In NRW stehen die Chancen schlecht. "Trotz aller bisherigen Maßnahmen sowie der Hygiene- und Infektionsschutzkonzepte, auch im Amateur- und Breitensport, ist die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus in Nordrhein-Westfalen erheblich angestiegen. Daher ist die Reduktion der Kontakte in allen Bereichen des Lebens das Gebot der Stunde", betonte Sprecher Birkenkämper. Nur ein entschiedenes Vorgehen könne diese Entwicklung stoppen. "Es ist dabei allen bewusst, dass die nun ergriffenen Maßnahmen auch für den Amateur- und Breitensport schwer sind. Sie treffen viele. Wir sind aber überzeugt, dass auch für den Sport der Schaden um ein vielfaches schlimmer ausfallen wird, wenn es uns jetzt nicht gelingt, das Virus durch einen Akt entschlossenen Handelns einzudämmen."
Bis zum Monatsende gelten die strikten Vorgaben des Landes, die den Amateursport auf allen Anlagen verbieten. Einer der betroffenen Vereine ist der Fußballverein DJK TuS Essen-Holsterhausen. 350 Kinder und Jugendliche müssen auf den Sport in der Gemeinschaft verzichten. "Ich bin der Meinung, wir könnten ruhig trainieren. Unser Sport findet draußen an der frischen Luft statt. Die Kinder sind sowieso in der Schule, in Klassenräumen und Bussen zusammen", sagt der Vorsitzende Ingo Schwarz.
DFB verweist auf geringes Ansteckungsrisiko
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Mit einem geringen Ansteckungsrisiko auf Fußballplätzen appelliert auch der DFB. „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst, für die Gesundheit, die Gesellschaft und nicht zuletzt für unsere Kinder. Nach allen bisher vorliegenden Erkenntnissen und Zahlen birgt die Ausübung von Freiluftsport – auch in Mannschaftssportarten – kaum ein Ansteckungsrisiko“, erklärte DFB-Präsident Keller. In einem Interview auf der Verbandshomepage hatte Tim Meyer, Leiter der Medizinischen Taskforce für den Spielbetrieb in den höchsten Klassen, auf eine niederländische Studie und Analysen der Deutschen Fußball-Liga verwiesen. "Übereinstimmendes Ergebnis war, dass während des Fußballspielens die Dauer der engen Kontakte so kurz ist, dass es eigentlich auf dem Spielfeld kaum zu Infektionen kommen kann", sagte er.
Essener Fußballverein spürt großen Rückhalt der Mitglieder
Ingo Schwarz kann die Reaktionen der Landesregierung auf der einen Seite verstehen. Im Verein hat es bereits einen Coronafall gegeben, er selbst musste ebenfalls nach einem positiven Test in Quaratäne. "Es ist ein schwieriges Abwägen", sagt Schwarz. Was ihn aber stört: Der Amateursport sei mit dem Sport "einkassiert worden". Dabei habe der Amateursport eine viel größere gesellschaftliche Bedeutung, die er auch an der Reaktion nach dem ersten Lockdown festmacht: "Wir haben in unserem Verein eine totale Rückendeckung bekommen. Das war eine bemerkenswerte Ruhe." Es habe keine Kündigungen gegeben. Vielmehr hätten Verständnis und das Interesse nach einem Neustart im Vordergrund gestanden. Der Amateursport trage die Maßnahmen eben zum großen Teil mit. "Das darf die Politik nicht vergessen."