Essen. . Favorit Novak Djokovic ist bei den US Open spektakulär disqualifiziert worden. Die nächste Wende in einem bizarren Turnier. Ein Kommentar.
Die US Open 2020 – sie werden schon jetzt als eines der bizarrsten Turniere in die Tennis-Geschichte eingehen. Zunächst das lange Ringen darum, ob der Grand Slam in New York angesichts der Corona-Pandemie stattfinden kann. Dann die Zusage mit einem so komplexen Hygienesystem, dass im ständigen Tauziehen zwischen Vorgaben des US-Verbandes und den örtlichen Behörden noch während des Turniers Chaos entstand. Dazwischen die Absage der Top-Stars Roger Federer und Rafael Nadal. Zuletzt die coronaleeren Ränge.
Kleine Disziplinlosigkeit mit schweren Folgen
Nur eines schien in diesen Tagen gewiss, ja normal zu sein: Der Sieger konnte nur Novak Djokovic sein. Der Weltranglistenerste war überlegen durch die Saison und das Turnier geglitten, als hätte man ihm Schienen auf den Hartplatz gelegt. Doch durch einen Moment der mentalen Schwäche ist auch dieses Stück Normalität dahin. Weil Djokovics weggepfefferter Ball nicht gegen eine Werbebande, sondern an den Hals einer Linienrichterin flog, hat seine kleine Disziplinlosigkeit schwerenFolgen.
Für ihn, den Disqualifizierten, und für das Turnier. Für Alexander Zverev könnte diese Wendung eine gute sein. Die Chance des Deutschen auf seinen ersten Grand-Slam-Titel ist so groß wie nie. Jedoch darf der 23-Jährige, der ähnlich temperamentvoll wie Djokovic sein kann, sich keine Schwäche erlauben – sportlich wie mental.