Essen. Die Tour de France hat ein Hygienekonzept entwickelt, was eventuell fragil ist. Es geht um fehlerhafte Tests und Gerechtigkeit. Ein Kommentar.

Dass Ärzte und Wissenschaftler bei der Tour de France eine wichtige Rolle spielen, ist nicht neu. Die Verschmähung „Rollende Apotheke“ kommt ja schließlich nicht von ungefähr. Und doch rückt das Thema Doping bei der 107. Auflage der Frankreich-Rundfahrt ausnahmsweise in den Hintergrund – was längst nicht heißt, dass 176 Saubermänner Richtung Paris radeln.

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Dabei gäbe es gute Gründe, über den Radsport-Dauerbrenner zu sprechen: Von Frühjahr bis Juni fanden aufgrund von Corona kaum Trainings- geschweige denn Wettkampfkontrollen statt. Verbotene Substanzen, die Betrüger da eingenommen haben könnten, sind nur sehr aufwändig nachweisbar.

Tour de France: Veranstalter ruderte zurück

Medizin und Wissenschaft sind in diesem Jahr allerdings viel mehr gefragt, das Virus nicht in die Quarantäne-Blase eindringen zu lassen. Die Auflagen sind knallhart. Sollten zwei Fahrer binnen sieben Tagen positiv getestet werden, wird der Rennstall aus dem Verkehr gezogen. Zunächst war die Regel nicht nur auf Profis, sondern auch auf Betreuer und Mechaniker bezogen. Der Veranstalter ruderte nach Protesten zurück. Trotzdem ist weiterhin das Szenario möglich, dass der Träger des Gelben Trikots vor der letzten Etappe nach Hause fahren muss, weil sich zwei Kollegen infiziert haben.

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Oder haben sollen? Die ambitionierte deutsche Mannschaft Bora-hansgrohe musste wegen eines positiven Tests unter der Woche das Eintagesrennen Bretagne Classic absagen. Ein paar Stunden später stellte sich aber heraus, dass die Probe fälschlicherweise einen Corona-Befund angezeigt hatte. Nun soll es immerhin auch einen Gegentest geben. Doch wie zuverlässig ist dieser?

Kontrollsystem könnte Fehler haben

Man stelle sich vor, ein Top-Star müsste bei der Tour zu Unrecht aufgeben, weil das Corona-Kontrollsystem Fehler hat. Nach vielen schmutzigen Doping-Jahren wäre das die Ironie der Geschichte.