Essen. Zum ersten Mal in 43 Jahren kann die Ironman-WM auf Hawaii nicht stattfinden. Ex-Profi Lothar Leder warnt vor den wirtschaftlichen Folgen für die gesamte Triathlon-Branche.
Bei Jan Frodeno hielt sich die Enttäuschung in Grenzen. Die Ironman-Weltmeisterschaft im Triathlon-Mekka Hawaii fällt – wie so viele andere Sportevents – wegen der Corona-Pandemie aus. „Eine Weltmeisterschaft ist momentan nicht durchführbar mit Athleten aus allen Kontinenten, wir müssen einfach weiterhin noch regionaler denken und handeln“, sagte der Titelverteidiger. Überraschend kommt die Absage angesichts der Fallzahlen in den USA nicht, auch wenn die Inselgruppe im Pazifik im Vergleich zu anderen Bundesstaaten wenige Infizierte hat.
Das Jahresprogramm der Langstreckenserie ist ohnehin schon mächtig durcheinander gebracht worden. Im Juni musste die Ironman-Gruppe als Veranstalter bereits die Europameisterschaft in Frankfurt absagen, zu Beginn dieser Woche auch noch das letzte große deutsche Rennen in Hamburg. Seit Mittwoch hat der 38-jährige Frodeno Gewissheit, dass das jährliche Highlight der Ausdauer-Dreikämpfer ebenso ausfällt. „Leider sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie so groß, dass sich dies zum jetzigen Zeitpunkt als unmöglich erweist“, begründete Ironman-Chef Andrew Messick die Absage des prestigeträchtigen Rennens auf Hawaii, das erst für Oktober geplant war und dann aufgrund der Corona-Entwicklung in den Februar 2021 verschoben worden war.
Corona-Pandemie verhindert Austragung
Erstmals in der 43-jährigen Geschichte des Klassikers wird es keinen Sieger geben. „Wir waren hoffnungsvoll, dass wir unsere Athleten, deren Familien und Fans für diese Veranstaltungen willkommen heißen können, aber der andauernde Einfluss der Pandemie macht das unmöglich“, teilte der Veranstalter mit. „Es ist hart, diese Entscheidung im Juli zu treffen, aber das bringt die notwendige Klarheit für Athleten, Gastgeber und Partner.“ Seit März gilt ein Einreiseverbot für Personen aus dem Schengenraum – ohnehin könnte aktuell also kein europäischer Athlet nach Hawaii kommen, egal ob Profi oder Amateur.
Während sich Frodeno und Doppel-Weltmeister Patrick Lange („Eine absehbare und meiner Meinung nach sehr richtige Entscheidung“) verständnisvoll zeigten, warnt Lothar Leder (49) vor den möglichen Folgen: „Wäre ich Triathlon-Profi, würde ich mich allmählich um einen anderen Job kümmern. Wirtschaftlich wird es für die Profis bald ganz bitter“, sagt der 13-malige Hawaii-Starter.
Nächster Ironman-Versuch im Oktober 2021
Leder, der es auf Big Island sechsmal unter die besten Zehn schaffte und heute Triathlon-Veranstaltungen ausrichtet, begründet seine Sorge: „Die Preisgelder könnten ausbleiben, weil sich einige Sponsoren aufgrund wirtschaftlicher Probleme zurückziehen werden. Und ich bezweifle, dass es 2021 eine Renndichte geben wird, wie wir sie von den vergangenen Jahren kennen.“
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Grund für die Absagen ist vor allem das Ansteckungsrisiko für Zuschauer. Tausende Zuschauer sowie hunderte Athleten würden trotz geringer Fallzahlen ein Risiko für den Inselstaat darstellen. Und obwohl ein rund acht Stunden dauerndes Profi-Rennen nach Aussage von John Collins, dem Erfinder des Ausdauer-Dreikampfs, „ungefähr so spannend“ sei „wie dem Rasen beim Wachsen zuzuschauen“, hat das Interesse am Triathlon zuletzt stark zugenommen.
Im kommenden Jahr soll die Weltmeisterschaft am 9. Oktober stattfinden, auch wenn Lothar Leder jetzt noch nicht daran glaubt. Für den Fall, dass der Ex-Profi falsch liegt, will der Vorzeige-Athlet Frodeno bereit sein: „Wenn es wieder eine Weltmeisterschaft geben wird, bin ich am Start.“