Essen. Die Amateursportler halten ihren Klubs die Treue. Der Landessportbund NRW erarbeitet derzeit Konzepte, wie ab Mai wieder trainiert werden kann.

Es gibt sie, die positiven Nachrichten in der Corona-Krise. Eine kann der Landessportbund NRW vermelden: Trotz der Beschränkungen halten die Menschen ihren Vereinen die Treue. "Wir spüren keine Kündigungswelle", sagt ein Sprecher des LSB auf Nachfrage dieser Redaktion. Bei der letzten Erhebung Ende März habe der LSB immer noch "weit über fünf Millionen Mitglieder" gezählt.

Um die finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise abzufangen, haben bereits 230 Vereine Anträge auf Hilfe gestellt. Die Landesregierung stellt zehn Millionen Euro für notleidende Vereine zur Verfügung, pro Verein werden maximal 50.000 Euro ausgeschüttet. Sollten die 230 Anträge genehmigt werden, wären bereits 1,5 Millionen Euro vergeben, so ein Sprecher des LSB.

Nächster Krisen-Gipfel erwartet

Trotz Solidarität der Vereinsmitglieder und der staatlichen Hilfen: Die Zukunft ist in der Corona-Krise ungewiss. In NRW gibt es 18.300 Sportvereine. Sie alle fragen sich, wie es weitergeht. Positive Signale vermeldete am Dienstag die Rheinische Post: Der Breitensport bereite sich auf eine stufenweise Rückkehr ab dem 4. Mai vor. Dem Bericht zufolge müssen folgende Bedingungen erfüllt sein: Der Sport muss im Freien stattfinden, die Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden. Wettkämpfe und Zuschauerbesuche bleiben untersagt.

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Mit Spannung erwarten Vereine und Verbände deshalb das nächste Krisentreffen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten am 30. April. Beim vergangenen Gipfel, als Lockerungen für den Einzelhandel verabschiedet wurden, war der Sport kein Thema. Derzeit erarbeitet der LSB mit den Fachsportverbänden Konzepte, wie der Trainingsbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Als Orientierung dienen die vom Deutschen Olympischen Sportbund verabschiedeten "Leitplanken". Das ist ein Positions-Papier, in dem unter anderem empfohlen wird, auf Fahrgemeinschaften und Duschen in der Umkleide zu verzichten.

Tennis und Golf können Abstandsregeln einhalten

Sportarten wie Tennis und Golf haben bereits signalisiert, dass sie die Abstandsregeln einhalten können. Im Tennis werde auf Doppel verzichtet, im Golf biete die Anlage ausreichend Platz. Andere Sportarten dürften es da deutlich schwerer haben: Jene, die im Team, in der Halle oder mit Körperkontakt ausgeübt werden.

Auf Handball treffen alle drei Eigenschaften zu. Deshalb ist Dieter Stroband auch nicht gerade optimistisch, was die Lockerungen im Breitensport betrifft: "Handball ist ein Kontaktsport, wie wollen wir die Abstandsregeln da umsetzen?", fragt der Präsident des Westdeutschen Handballverbandes im Gespräch mit dieser Redaktion. "Das halte ich für nicht durchführbar. Wir müssen weiter warten."

Leistungssport nutzt Gesundheits-App

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Zum WHV gehören 760 Vereine und 160.000 Mitglieder. Derzeit stellt auch der Verband Überlegungen an, wie ein Training in der Corona-Krise aussehen könnte. "Man könnte in Hallen in kleinen Gruppen trainieren, wo möglich, die Halle trennen, auf Duschen und Kontakt zwischen den Gruppen verzichten", gibt WHV-Leistungssportkoordinator Christian Hentschel Einblick. Im Leistungssport werde derzeit individuell trainiert. Die Vorgaben geben die Trainer beispielsweise per Video-Chat an ihre Spieler weiter. Auch eine App mit Gesundheitsdaten soll für Sicherheit sorgen. Doch im ganzen schwankt bei Hentschel die Zuversicht "von Tag zu Tag. Je nach Nachricht von Katastrophenstimmung hin zum vorsichtigen Optimismus." Für die Sportart Handball sieht er noch einen langen Weg zur Normalität .

Hockey-Spieler hoffen auf Training in Kleingruppen

Dasselbe gilt für Hockey. Der HTC Uhlenhorst ist zwar Olympiastützpunkt, weshalb die Kaderathleten in Zweier-Gruppen und getrennt voneinander trainieren können, doch die Mülheimer hoffen, dass Lockerungen bald beschlossen werden: "Wir halten es für ganz wichtig, in Kleingruppen trainieren zu können", sagt der Vorsitzende Hanns-Peter Windfeder. "Unter Auflagen sollte das auch möglich sein. Das wäre vor allem für unsere Jugendmannschaften wichtig."

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Der HTC Uhlenhorst hat auch eine Tennis-Abteilung. Für diese Sportart sieht der Vereinsvorsitzende derweil gute Chancen, da die Abstandsregelungen ohne Probleme eingehalten werden könnten: "Da bin ich optimistisch. Im Hockey werden wir wahrscheinlich nicht zum ersten Schwung gehören."

Vereinsleben geht in der virtuellen Welt weiter

Auch in Mülheim gibt es positive Nachrichten: Laut Windfeder gibt es keine Kündigungen, die auf die Corona-Krise zurückzuführen seien. Das Vereinsleben gehe ebenfalls weiter, nur in der virtuellen Welt: "Wer haben sehr aktive Foren im Club. Wir Hilfe braucht, kann sich dort melden." Nur eines bereitet Windfeder Bauchschmerzen: In diesem Jahr feiert der Verein sein 100-jähriges Bestehen. Ein geplantes Turnier Anfang der Sommerferien müsse voraussichtlich abgesagt werden.