Essen. . In Essen, Köln und Dortmund werden nur noch ausgewählte Athleten betreut. LSB-Direktor Scharf glaubt nicht mehr an Olympia-Austragung.
Die Olympiastützpunkte in NRW reagieren auf die Corona-Krise und reduzieren ihr Programm. „Wir konzentrieren uns auf diejenigen, die sich für die Olympischen Spiele qualifiziert haben“, sagte Michael Scharf, Direktor Leistungssport beim Landessportbund (LSB) NRW, im Gespräch mit dieser Redaktion. Darauf hätten sich die Olympiastützpunkte Westfalen, Rhein-Ruhr und Rheinland bei einem Treffen am Montag geeinigt.
Zur Gruppe der Kaderathleten zählten in NRW etwa 120 Sportler, sagt Scharf. Vor der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus betreute der LSB an den drei Olympiastützpunkten Westfalen, Rhein-Ruhr und Rheinland bis zu 1400 Athleten.
NRW ist besonders stark vom Coronavirus betroffen. Die Landesregierung hat nahezu alle Sportangebote gestoppt. Schwimmbäder bleiben ebenso geschlossen wie Turnhallen.
Olympia-Athleten: Beratung im Internet
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An den Olympiastützpunkten in Essen, Dortmund und Köln würden die Olympia-Athleten weiterhin beraten, „aber nur in Ausnahmefällen vor Ort“, sagt LSB-Direktor Scharf. Die 1:1-Beratung, beispielsweise bei medizinischen Fragen, bei Ernährungs- und sportpsychologischen Themen soll möglichst digital erfolgen, etwa per Videotelefonie. Die Stimmung in den einzelnen Stützpunkten sei „wie überall: Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, so Scharf.
Michael Scharf glaubt derzeit nicht mehr daran, dass die Sommerspiele in Tokio (24. Juli bis 9. August) ausgetragen werden: „Ich persönlich gehe davon aus, dass die Olympischen Spiele nicht stattfinden. Die Athleten haben sich dreieinhalb Jahre darauf vorbereitet und finden jetzt in der entscheidenden Phase nicht mehr die Situation vor, sich optimal vorzubereiten.“ Laut Scharf würden die meisten Athleten ohnehin nur noch zu fünfzig Prozent an die Austragung der Spiele glauben. „Ich bin bei zwanzig bis 30 Prozent angelangt.“
Spitzenverbände sollen Sonderanträge stellen
Damit Athleten dennoch trainieren können, erwartet Scharf, dass die Spitzenverbände gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) Anträge auf Sondergenehmigungen stellen. Dies sei nicht Aufgabe des LSB. „Die Spitzenverbände sind diejenigen, die Athleten nominieren, die die Nationalteams zusammenstellen.“ In Kienbaum bei Berlin oder in Warendorf könnten die Spitzenverbände ihre Teams zusammenziehen.
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Am Dienstag äußerte Ingrid Unkelbach, Leiterin des Olympiastützpunktes (OSP) Hamburg/Schleswig-Holstein, Skepsis an der Durchführung der Olympischen Spiele: „Tatsächlich ist für mich aktuell nicht mehr vorstellbar, dass Olympia wie geplant stattfindet“, sagte Unkelbach im Interview mit dem Hamburger Abendblatt. Die Qualifikationswettbewerbe seien in vielen Sportarten ausgesetzt und nach Ende des Banns „schlicht nicht mehr gerecht durchzuführen“, sagte Unkelbach.