London. Bei der WM in London wird über die künftige Ausrichtung des Sports diskutiert. Die Macher zeigen jedoch wenig Interesse am Groß-Sportereignis.
Die Pfeile werden weiterfliegen, um die Zukunft muss sich der Darts-Verband PDC keine Sorgen machen. Bei der WM in London vollzieht sich derzeit ein Generationenwechsel. Nach den Rücktritten der Legenden Phil Taylor und Raymond van Barneveld sind es immer häufiger junge Spieler, die Klasse und Nervenstärke beweisen und ihre deutlich älteren Rivalen auf der größten Bühne bezwingen. So wie es der 28-jährige Engländer Nathan Aspinall tat, als er am späten Freitagabend den schottischen Ex-Weltmeister Gary Anderson (49) aus dem Turnier warf und anschließend die gewachsenen Ambitionen der nächsten Generation betonte. „Wir haben Hunger. Wir wollen das Geld, und wir wollen die Titel. Wir haben keine Angst vor den großen Namen, vor den Arrivierten“, sagte er.
Doch reicht der Appetit auch alle vier Jahre für einen Abstecher zu den Olympischen Spielen? Derzeit bemüht sich der zweitgrößte Darts-Weltverband WDF beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) um die Anerkennung der Sportart und will so den Weg zum Turnier mit dem fünf Ringen ebnen. Der Deutsche Olympische Sportbund hat Darts schon in sein Programm aufgenommen. Und Weltmeister Michael van Gerwen sagte der Sportbild einmal: „Golf ist olympisch, dann sollte auch Darts olympisch sein.“
Soll Darts überhaupt olympisch werden?
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Darts bei Olympia – das wäre eine weitere große Veränderung in dem einstigen Kneipensport, der sich im Dezember während der WM des weltgrößten Verbandes PDC großer Beliebtheit, stets ausverkaufter Plätze im Londoner Alexandra Palace und stolzer TV-Quoten erfreut. Dieser Tage wird in London deshalb heftig diskutiert: Könnte Darts olympisch werden? Soll Darts überhaupt olympisch werden?
Es gibt Sportarten im olympischen Programm, die durchaus Ähnlichkeiten mit dem Darts aufweisen: Golf, Sportschießen und Bogenschießen. Allesamt Sportarten, die auf eine einzige Bewegung und das Zielen auf einen bestimmten Punkt ausgelegt sind. Ein weiteres Plus: Das Publikum bei Darts-Turnieren ist jung, Darts würde also gut in die Verjüngungskur passen, die das Internationale Olympische Komitee im kommenden Sommer in Tokio mit der Hereinnahme von Baseball, Karate, Sportklettern, Skateboard und Surfen verstärkt.
Darts ohne Alkohol? "Fuck off"
Doch passen die von Traditionen geprägte olympische Bewegung und der zum Festival inszenierte Trendsport Darts wirklich zusammen? Immerhin ist ein nicht unerheblicher Teil der Beliebtheit des Pfeilsports dem Drumherum geschuldet: Darts ist Party! Bei den großen Turnieren fließt der Alkohol, die Zuschauer feuern die Spieler bierselig in Kostümen an. Karneval trifft auf Oktoberfest trifft auf Sport. Und im Gegensatz zu anderen Sportarten reißen sich die führenden Macher – nämlich die des Weltverbandes PDC – gar nicht um eine Aufnahme ins Olympische Programm.
„Wenn das IOC zu mir sagt, ihr könnt morgen ein olympischer Sport sein, aber es gibt keinen Alkohol mehr, weil wir das so wollen, dann sage ich: fuck off“, meint PDC-Präsident Barry Hearn. Denn der 71-jährige Engländer sieht die wachsende Beliebtheit eben darin, dass Darts „der einzige Sport der Welt“ ist, „bei dem es eine richtige Party gibt“.
"Olympia sehe ich als Verbrechen am Athleten"
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Der deutsche Manager Werner von Moltke glaubt ohnehin nicht an eine Aufnahme ins olympische Programm. „Es würde nicht zusammenpassen. Wir brauchen es nicht, es ist nicht notwendig“, sagt der Geschäftsführer der PDC Europe. Weitere große Sportarten und Ligen wie Fußball, die Formel 1, der Motorsport allgemein oder die Basketball-Liga NBA funktionierten auch ohne Olympia prächtig, fügte er an, und ohnehin hat der 49-Jährige eine ganz eigene Meinung zu den Spielen: „Olympia sehe ich als Verbrechen am Athleten, das ist genau das Gegenteil von dem, was wir machen. Da kämpfen 10.000 Athleten, verdient werden 10 Milliarden und beim Athleten landet nichts. Es ist die größte Ungerechtigkeit des Lebens.“ Olympia bringe seiner Ansicht nach keine Sportart nach vorne. „Die Kernsportarten haben sich alle komplett nach hinten entwickelt“, sagte der Manager mit Blick auf Leichtathletik und Schwimmen