Düsseldorf. In Düsseldorf wurden am Freitagabend die NRW-Sportler des Jahres 2019 gewählt. Bei den Fußballern gab es einen überraschenden Sieger.

Als Richard Schmidt kurz vor 23 Uhr in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle auf das Podium stieg, war es schon fast Routine für den Kapitän des Deutschlandachters. Bereits zum achten Mal gewannen die Ruderer vom Olympiastützpunkt Dortmund die Wahl zur „Mannschaft des Jahres“ in Nordrhein-Westfalen. Beim Online-Voting, bei dem 65.700 Stimmen abgegeben wurden, setzte sich der Deutschlandachter, der in diesem Jahr zum dritten Mal in Serie den Weltmeister-Titel gewonnen hatte, vor dem Deutschen Feldhockey-Meister HTC Uhlenhorst und den deutschen Säbelfechtern vom Olympiastützpunkt Dormagen durch.

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„Jetzt bereiten wir uns konzentriert auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio vor“, sagte Richard Schmidt, der bereits seit elf Jahren im deutschen Paradeboot sitzt.

Boll und Klosterhalfen bedanken sich per Videobotschaft

Ebenso lange ist Steuermann Martin Sauer Mitglied des Deutschlandachters. Der mit 1,69 Metern kleinste und mit 55 Kilo leichteste Weltmeister nimmt in seiner typisch forschen Art die Favoritenrolle für die Sommerspiele in Tokio an. „Wir werden trotzdem trainieren. Irgendeiner muss Favorit sein. Besser wir als andere. Für Olympia haben wir unser ganzes Leben trainiert“, sagte der 36-Jährige in Düsseldorf.

Während die Ruderer in kompletter Besetzung in elegantem Anzug ihre Auszeichnung entgegennahmen, mussten sich Timo Boll und Konstanze Klosterhalfen bei der Ehrung entschuldigen und konnten ihrer Freude über die Auszeichnung nur per Videobotschaft Ausdruck verleihen. Tischtennis-Ass Boll spielt derzeit bei Turnieren in China und Lauf-Talent Klosterhalfen bereitet sich in den USA auf die Olympiasaison vor.

Für Timo Boll war es nach 2009, 2010 und 2011 bereits das vierte Mal, dass er zum NRW-Sportler des Jahres gewählt wurde. Damit landete er vor dem Essener Kanu-Weltmeister Max Rendschmidt und dem Kölner Andreas Mies, der bei den French Open das Tennis-Doppel mit Kevin Krawietz gewonnen hatte. „Habe ich überhaupt dieses Jahr einen Titel geholt?“, fragte sich Boll in seinem Videogruß. Doch hat er. Mit dem deutschen Team wurde er erneut Europameister und im Einzel qualifizierte sich der 38-Jährige von Borussia Düsseldorf zum sechsten Mal für Olympia. Die Wähler scheinen Beständigkeit zu honorieren.

Manchmal entscheiden sie sich aber auch für Senkrechtstarter. Konstanze Klosterhalfen ist mit 22 Jahren noch jung für eine Weltklasseläuferin, musste aber durch ihre Zugehörigkeit zum umstrittenen Nike Oregon Projekt viel Kritik einstecken. Bei der Weltmeisterschaft 2019 in Doha stürmte sie über 5000 Meter auf den dritten Platz. Nächstes Jahr will sie bei Olympia weiter angreifen. „Es gibt noch schnellere Läuferinnen, als ich es bin. Das spornt mich an“, sagte die Leverkusenerin, die sich schon auf Weihnachten in Deutschland mit Eltern und Brüdern freut.

Gladbach-Torwart Sommer distanziert BVB-Star Reus

Die Wahl zum NRW-Fußballer des Jahres kam mehr als überraschend. Yann Sommer, Torhüter und Kapitän von Borussia Mönchengladbach stach sensationell Dortmunds Star Marco Reus, der im Vorjahr NRW-Fußballer des Jahres war, aus und landete auch vor Bayer Leverkusens Shootingstar Kai Havertz, Fortuna Düsseldorfs Kapitän Oliver Fink und Schalkes Torhüter Alexander Nübel. „ Es freut mich riesig und es macht mich stolz, als Schweizer in dieser fußballverrückten Region gewonnen zu haben“, sagte Sommer, der es sich nicht nehmen ließ, persönlich die Auszeichnung am Freitagabend in Düsseldorf entgegenzunehmen. „Die Region hier ist zu meiner zweiten Heimat geworden. Hier habe ich meine Frau kennengelernt, hier ist jetzt meine Tochter geboren worden.“

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Der emotionale Höhepunkt der NRW-Gala war die Auszeichnung für Karl- Heinz Düe als Trainer des Jahres. Nach der beeindruckenden Laudatio des mehrmaligen Paralympics-Siegers Heinrich Popow standen die 1000 Gäste in Düsseldorf spontan auf und klatschten. Nicht ganz so lange wie bei Parteitagen, dafür umso ehrlicher.

Düe, der von einen Jury der früheren Sieger der Trainer-Wahl gekürt wurde, ist seit 47 Jahren Trainer in Leverkusen. „Du hast schon Inklusion vorgelebt, als noch niemand das Wort benutzte“, sagte Popow. Eigentlich war der 70-jährige Düe schon in Rente, doch seine Leverkusener Athleten gaben nicht eher Ruhe, bis sie ihren Trainer zurück hatten.

Leon Schäfer Behindertensportler des Jahres 2019

„Kalle ist der Beste“, sagte dann auch Leon Schäfer, der Behindertensportler des Jahres 2019. Auch Schäfer hat seine Erfolge Düe zu verdanken. Mit 6,99 Metern stellte der 22-jährige Schäfer in diesem Jahr einen Weltrekord im Weitsprung seiner Klasse auf. „Jetzt bereiten wir uns mit unserem Trainer auf die Paralympics in Tokio vor“, sagte Schäfer. Dies gilt auch für die NRW-Newcomerin des Jahres Sarah Voss. In der japanischen Hauptstadt will die 19-jährige Turnerin bei den Sommerspielen an ihrem Lieblingsgerät Schwebebalken noch weiter vorne landen als bei ihrem siebten Platz bei der WM 2019 in Stuttgart.