Essen. Rugby schein ein brutaler Sport zu sein, doch im Umgang mit Schiedsrichtern ist das Spiel dem Fußball um Welten voraus. Ein Kommentar.

Rugby ist auf den ersten Blick ein archaischer Sport. Männer, scheinbar geschnitzt aus Baumstämmen, preschen aufeinander zu, verkeilen sich ineinander. Es wird gedrängt und geklammert, geschwitzt und geblutet. Am Samstag wird das Finale der Weltmeisterschaft zwischen England und Südafrika gespielt (10 Uhr/Pro7Maxx).

Was das nun mit Fußball zu tun hat? Fußball gilt als weniger brutal als das Spiel, das 1823 entstanden sein soll, als ein 16-jähriger Engländer während des Schulsports den Fußball plötzlich in die Hand nahm und in Richtung Tor rannte, um zu punkten. Rugbyspieler bezeichnen ihre Tätigkeit als Rowdysport für Gentlemen. Fußball sieht sich als Spiel von Gentlemen, die leider viel oft zu Rowdys werden. Man braucht sich nur die Meldungen der jüngsten Tage anzusehen: In Gladbeck attackierte ein Kreisliga-Torwart den Schiedsrichter und sorgte so für den Abbruch des Spiels. In Berlin streiken die Schiedsrichter in den unteren Klassen angesichts zunehmender Gewalt. In Italien schubst Ex-Bayern-Star Franck Ribéry beim Spiel seines AC Florenz zweimal den Linienrichter.

Weniger Hitzköpfe

Beim Rugby, diesem scheinbar so brutalen Sport, geht es um Welten gesitteter zu. Es gibt keine nervige Rudelbildung, keine lamentierenden Spieler: Zum Gespräch mit dem Schiedsrichter darf nur der Kapitän schreiten, der dessen Entscheidung wiederum seinen Mitspielern vorträgt. Eine Regel, die die Zahl der Hitzköpfe minimiert und Autorität des Unparteiischen noch einmal betont. Im Eishockey verläuft es ähnlich, aber im Fußball kommt es Woche für Woche zu neuen Angriffen auf die Unparteiischen. Dass diese durch Regeländerungen und eine damit hoffentlich bessere Form des Miteinanders besser geschützt werden müssen, wird immer deutlicher. Und hier lohnt sich der Blick auf das Finale der Rugby-WM.