Doha. Malaika Mihambo behält als Favoritin die Nerven und gewinnt mit 7,30 Metern den Weitsprung-Wettbewerb. Nie war ein Vorsprung größer.
Malaika Mihambo stand da, bereit für den letzten großen Sprung, da huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Die Weitspringerin schien realisiert zu haben: Sie läuft hier jetzt als Weltmeisterin von Doha an. Die 25-Jährige animierte noch einmal das Publikum, sie zu unterstützen. Es gehorchte, Mihambo setzte noch einen 7,16-Meter-Sprung in den Sand des Khalifa-Stadions. Eine fantastische Weite – aber die Athletin der LG Kurpfalz hatte schon vorher mit einem unglaublichen Sprung auf 7,30 Metern als Siegerin festgestanden. „Es war der beste Sprung meines Lebens. Und vielleicht kommt so einer auch nicht so schnell wieder“, sagte sie und genoss den Moment.
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Sie riss die Arme hoch, warf Luftküsschen in Richtung der deutschen Fans und strahlte vor Glück. Dann schnappte sie sich eine Deutschlandfahne und genoss ihre Ehrenrunde. „Ich bin so dankbar“, sagte sie ins Stadion-Mikrofon. „Das Publikum war großartig.“
Die Krönung eines großen Jahres
Malaika Mihambo krönte ein Jahr, das wie ein einziger Rausch war. Sechsmal hatte sie vor der WM bereits die für Weitspringerinnen magische Marke von sieben Metern übersprungen. Als erste Deutsche hatte sie die Diamond League gewonnen. Mit 7,16 Metern war sie als Nummer eins der Welt in Katars Hauptstadt gereist. „Es ist eine Ehre, Favoritin zu sein“, hatte sie gesagt. Es sei ihr Anspruch, dem auch gerecht zu werden. Und das wurde sie: Mit ihrem Siegsprung auf 7,30 Meter zeigte sie die drittbeste Weite, die je bei einer WM erzielt wurde – nur US-Ikone Jackie Joyner-Kersee sprang bei ihren Titelgewinnen 1987 (7,36) und 1991 (7,32) weiter.
„Ich wusste, dass ich die Beste bin. Das hat der Saisonverlauf gezeigt“, sagte Mihambo. „Aber dass ich so weit vorne liege, das ist unfassbar. Ich bin richtig glücklich. Es hat alles gestimmt.“
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Doch bis zum ganz großen Glück hatte sie es spannend gemacht. Erst im dritten Versuch traf sie das Brett nahezu perfekt, landete sie bei 7,30 Metern. Ihre Konkurrentinnen nahmen sie bereits in den Arm. Mihambo brauchte kein weiteres Mal anzutreten, doch sie wollte. Sie legte zweimal nach: 7,09 und 7,16 Meter. Damit hätte sie eigentlich auch noch Silber und Bronze gewonnen. Denn die Zweitplatzierte Maryna Bech-Romantschuk aus der Ukraine kam auf 6,92 Meter, Bronze-Gewinnerin Ese Brume aus Nigeria auf 6,91.
Der Titel von Mihambo bedeutet den dritten WM-Sieg für eine deutsche Weitspringerin. Zuvor war dies nur Heike Drechsler 1993 für die Bundesrepublik und 1983 für die DDR gelungen.
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Malaika Mihambo ist eine erstaunliche Athletin. Sie ist keine Lautsprecherin, keine, die die Show sucht. Abseits des Sports spielt sie gerne Klavier, sie engagiert sich sozial. Zuletzt reiste sie durch Indien, sie meditierte viel. Sie hat einen tiefen Glauben an sich selbst. Sie ruht in sich. Und sie ist sehr zielorientiert. „Das Potenzial für einen 7,20-Meter-Sprung ist da“, hatte sie vor der WM gesagt. In Doha zeigte sie, dass sie sogar noch mehr kann.
Doch es hatte nicht immer so ausgesehen, dass Malaika Mihambo, die an der Fernuni Hagen Umweltwissenschaften studiert, noch einmal die Weltelite so aufmischen würde. 2017 stand sie kurz davor, ihre Karriere zu beenden. Eine schwere Fußverletzung bremste sie. Aber sie fand einen Weg aus der Krise. 2018 dann ihr internationaler Durchbruch: Sie wurde in Berlin Europameisterin. „Dass ich versuche, meinen eigenen Weg zu finden und immer offen zu sein“, sagt sie. „Das ist vielleicht das Erfolgsgeheimnis.“