Essen. Christina Schwanitz und Niklas Kaul beeindrucken nicht nur sportlich. Sie bleiben auch herrlich bescheiden. Ein Kommentar zur Leichtathletik-WM.

Es war schon berührend, als Christina Schwanitz beim ARD-Interview losheulte und man ihr dabei ihr Glück ansah. Sie lachte Tränen. Überwältigt von ihrer Leistung, von ihrer Medaille, von ihrem ganzen Leben. Sie dankte ihrer Familie, sie dankte überhaupt allen, die ihre eigenen Zeiten nach ihren gerichtet und es damit erst möglich gemacht hatten, dass sie als Mutter von Zwillingen im Alter von 33 Jahren noch einmal eine Medaille bei einer Weltmeisterschaft gewinnen konnte. Dieses Bronze sei für sie wie Gold, sagte Deutschlands beste Kugelstoßerin.

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Es sind solche Geschichten, die die Leichtathletik braucht, um Popularität zurückzugewinnen. Christina Schwanitz ist eine Gewinnerin dieser seltsamen WM in Katar, aber ihr bemerkenswerter Auftritt wurde in der Stunde ihres Erfolges noch übertroffen. Von einem jungen Mann, mit dessen Triumph keiner gerechnet hatte: Niklas Kaul ist der neue König der Athleten, ein 21-jähriger Außenseiter besteigt den Thron – welch eine Story.

Beeindruckende Aufholjagd

Der Zehnkämpfer aus Mainz hatte bei seiner ersten WM scheinbar aussichtslos zurückgelegen, aber er kämpfte sich beeindruckend nach vorn – und vertraute am Schluss einfach nur sich selbst: Er wusste, dass er der beste 1500-Meter-Läufer im Feld war. Und so raste er entschlossen zum Gold.

Wenn man ihn dann so reden hörte, den neuen Star der Szene, konnte man sich über ihn genauso freuen wie über Christina Schwanitz. Solche Top-Sportler, die sich selbst nicht überhöhen, die trotz herausragender Ergebnisse bodenständig bleiben, haben höchste Anerkennung verdient. Niklas Kaul wird der Sportler des Jahres 2019 werden. Wer sonst?