Essen. In der Essener Grugahalle, in der einst Muhammad Ali boxte, ertönt am Samstag wieder der Gong: Patrick Korte will Marino Goles besiegen.

Sie war seit 1958 Austragungsort großer Boxkämpfe, lockte die edelsten Vertreter des Sports zu sich, die sich vor ausverkauftem Haus um Titel und Ruhm bekämpften: die Grugahalle. Vor 40 Jahren kam kein Geringerer als Boxlegende Muhammad Ali nach Essen, um den Deutschen Meister Georg Butzbach sowie seinen einstigen WM-Gegner Karl Mildenberger auf die Bretter zu schicken. Doch nachdem Dariusz „der Tiger“ Michalczewski vor 19 Jahren seinen Titel im Halbschwergewicht (WBO) in Essen verteidigen konnte, wurde es ruhig in der ehrwürdigen Halle. Bis jetzt.

Die Chance auf internationale Kämpfe

Denn an diesem Samstag kehrt das Boxen in die Grugahalle zurück – und das mit einem waschechten Essener Jungen. Der „WBF Eurasia Champion“ Patrick Korte, der in Essen-Borbeck zur Welt kam, wird gegen den Kroaten Marino Goles um den „IBO-Continental“- Titel boxen. Für den 35-jährigen Korte ist es der bislang größte Auftritt seiner Karriere, vielleicht der Kampf seines Lebens. In jedem Fall eine riesige Chance, einen Fuß auf die internationale Bühne zu setzen – obgleich aufgrund des Alters der beiden Schwergewichte (Goles ist bereits 39) der Kampf nicht als zukunftsweisend angesehen wird.

Vor dem Kampf am Samstagabend mussten die beiden Titelaspiranten am Freitag zum offiziellen Wiegen. Das fand an einem ungewöhnlichen Ort statt: in der Lounge der Funke- Mediengruppe in Essen. Freunde, Familie, Vertreter des Boxverbandes und nicht zuletzt die vielen Boxer (es finden insgesamt zehn Kämpfe im Amateur- und Profibereich vor dem Hauptkampf statt) verteilten sich auf die Sofas und Ledersessel der gut gefüllten Lounge. Wenn jemand gehofft hatte, dass das Wiegen sich schon zu einem Spektakel entpuppen würde, wie es nicht selten im Vorfeld von Boxkämpfen passiert – man denke nur an die Auftritte eines Tyson Fury – der wurde enttäuscht.

Patrick Korte aus Essen in Aktion gegen John Napari.
Patrick Korte aus Essen in Aktion gegen John Napari. © Stefan Arend / FUNKE Foto Services

Patrick Korte sitzt unaufgeregt mit seiner Frau und der kleinen Tochter auf der Couch. Er wirkt entspannt, ausgeruht und fast zu freundlich, um glaubhaft zu vermitteln, dass er seinem Gegner am nächsten Tag einen K.o. verpassen möchte. Höflich steht er auf, er schüttelt Hände, umarmt, lacht, nimmt sich Zeit für Fotos und Autogramme, die von den Nachwuchsboxern gewünscht werden. Ihn mache es „sehr, sehr stolz“ in der legendären Grugahalle in seiner Heimatstadt kämpfen zu können, er freue sich auf den morgigen Abend. Von Nervosität keine Spur.

Kortes Gegner bringt eine Menge Erfahrung mit in den Ring

Der Frieden wird auch dann nicht gestört, als sein Kontrahent den Raum betritt. Kaugummikauend, mit goldener Sonnenbrille und schrillen, neonfarbenen Schuhen ausgestattet, stolziert Marino Goles an Korte vorbei. Er ist es, der das Motto des Duells „King of the Ring“ in diesen Momenten für sich beansprucht, der sein Selbstvertrauen nach außen trägt. Leisten kann er es sich durchaus. Mit 24 Siegen aus 33 Profikämpfen, darunter 22 durch K.o., bringt er in über zehn Jahren als Profiboxer eine Menge Erfahrung in den Ring. Korte ist da trotz seiner 35 Jahre im Vergleich noch das Greenhorn – bestritt er doch seinen ersten Profikampf erst vor vier Jahren. All das scheint jedoch kein Zündstoff für Nickeligkeiten zu sein. Als die Wage 111,2 Kilogramm bei Goles und 107,8 bei Korte anzeigt, stehen die beiden Schwergewichte sich gegenüber, schauen sich tief in die Augen – und reichen sich die Hand, umarmen sich, klopfen auf die jeweils andere Schulter. Hitzig könnte es erst im Ring werden. Wohl auch, weil der Lokalmatador Korte sich auf die volle Unterstützung der Zuschauer verlassen kann – über 3000 Karten wurden bereits verkauft.

Ablenken lassen möchte sich Korte davon allerdings nicht, zumal der Respekt vor Goles hoch ist: „Er kommt nach Essen und hat hier gar nichts zu verlieren“, sagt Korte und fügt an: „Wir gehen stark davon aus, dass der Kampf in den ersten fünf Runden entschieden wird, weil wir beide viel Schlagkraft besitzen und ziemlich offensiv boxen.“