Essen. Die Liste der Vergehen von NFL-Star Antonio Brown ist lang. Am Sonntag gibt er sein Debüt für den Super-Bowl-Sieger New England Patriots.

Als Antonio Brown in diesem Jahr zum ersten Mal die Bühne betrat, trug er ein Nilpferd-Kostüm. Doch der Auftritt als verkleideter Sänger im Rahmen der TV-Sendung „The Masked Singer“ blieb seitdem der charmanteste Moment für den Skandal-Profi der American-Football-Profiliga NFL. Am Sonntag erlebt der 31-Jährige seinen vorläufigen Höhepunkt 2019: Er trägt am zweiten NFL-Spieltag erstmals das Trikot des aktuellen Super-Bowl-Siegers New England Patriots.

Im Januar stand Brown, der hochbezahlte Passempfänger, noch bei den Pittsburgh Steelers unter Vertrag. Seit 2010 spielt der US-Amerikaner in der NFL, wurde sieben Mal ins Allstar-Spiel „Pro Bowl“ berufen, 2014 und 2015 fing keiner mehr Pässe als er, 2018 erzielte keiner mehr Touchdowns. Antonio Brown, der die Rückennummer 84 trägt, ist „AB84“. So wie Cristiano Ronaldo im Fußball „CR7“.

Für die NFL ist Entertainment fast so wichtig wie die sportliche Leistung. Erfüllt ein Spieler beide Faktoren: noch besser. TV-Experte Patrick Esume erklärt das im Gespräch mit dieser Zeitung so: „Du brauchst einen Good Guy, einen Bad Guy. Sonst wäre die NFL lahm. Du brauchst auch Spieler, die nicht immer sagen: ,Der Ball ist rund und elf Freunde müsst ihr sein.‘ Nur mit Vernünftigen kannst du nicht gewinnen.“

Und AB84 ist ein Bad Guy. Ein böser Junge.

Die Liste seiner Vergehen ist lang: 2017 übertrug er die Feier nach einem Steelers-Sieg über Facebook live ins Internet. Die Geldstrafe dafür: 10.000 Dollar. Später kam heraus: Facebook hatte ihm 244.000 Dollar für die Aktion bezahlt.

Wechsel zu den Oakland Raiders - vorübergehend

2018 rastete er zu Hause aus, warf Möbel aus seinem Fenster. Es kam nicht nur dort zur Klage. Regelmäßig verstieß er mit teuren Autos gegen Verkehrsregeln. Zu Gerichtsterminen erschien er selten.

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Als er im Dezember 2018 den legendären Steelers-Quarterback Ben Roethlisberger in der Kabine mit einem Football bewarf, hatte das Management genug: der hochbegabte Brown, Idol der Fans, nervte inzwischen. 30 NFL-Teams konnten um Brown buhlen – nur den großen Rivalen New England Patriots ließ Pittsburgh nicht mitbieten.

Die Steelers gaben Brown schließlich im März an die Oakland Raiders ab. Ein Team, das 2018 so schlecht spielte wie Hannover 96 in der Bundesliga. Brown sollte 50 Millionen Dollar für drei Vertragsjahre bekommen. Kein schlechter Deal. Er erschien im Heißluftballon zur Präsentation. Doch Interesse an den Raiders zeigte er nie.

Anfang August trug er im Rahmen einer Kyrotherapie in einer Kältekammer bei minus 150 Grad das falsche Schuhwerk. Folgen: Frostbeulen und eine Trainingspause. Wieder fit zettelte er einen Streit an. Er wollte mit seinem gewohnten Helm spielen und nicht den nun vorgeschriebenen neuen Helm tragen. Brown schwänzte das Training. „Für mich ist es wie das Warten auf Santa Claus“, sagte Raiders-Trainer Jon Gruden. Vor einer Woche hatten die Raiders genug. Sie entließen Brown.

Und AB84? Der präsentierte nur sechs Stunden nach seiner Entlassung seinen neuen Klub – ausgerechnet die Patriots mit Quarterback-Idol Tom Brady. Es ist das neue Traum-Duo der NFL. Um 19 Uhr deutscher Zeit gibt es am Sonntag sein Debüt bei den Miami Dolphins, einer Mannschaft, die zuletzt 10:59 gegen das Mittelklasse-Team Baltimore Ravens verlor.

Die Wetten laufen. Es könnte ein Rekordsieg für die Patriots werden.