New York. Der krisengeschüttelte Tennis-Profi Alexander Zverev startet am Dienstag in die US Open. Wie lange funktioniert die Familienfirma noch?

Auf einen Mann mit grimmigem Blick und undurchdringlicher Miene muss Alexander Zverev auch in New York nicht verzichten. Auf das Bild zweier Trainer mit Pokerface am Rande des Centre Court allerdings schon. Wenn der ATP-Weltmeister am Dienstag in seine US-Open-Mission startet, gegen den Moldawier Radu Albot, dann ist erstmals seit den New Yorker Ausscheidungsspielen des Vorjahres Ivan Lendl nicht mehr als Supercoach bei einem Grand-Slam-Turnier im Team Zverev dabei – das Gastspiel des ehemaligen Weltranglisten-Ersten war eine eher flüchtige Episode im Leben von Zverev junior.

Ganz anders als die bisher lebenslange Arbeit mit Vater Alexander Zverev, dem Mann mit dem spärlichen Mienenspiel. „Zwei Trainer sind einer zu viel“, hatte Zverev senior inmitten des Kabale-und-Hiebe-Spiels hinter den Zverev-Kulissen gesagt und letztlich den Prozess in Gang gesetzt, der zu Lendls schnödem Abgang führte.

Während des Hamburger Turniers verkündete der gebürtige Tscheche und ehemalige Weggefährte von Daddy Zverev in einem unfreundlichen Akt über Nacht den Abschied. Eine andere Frage wird Zverev bei diesen US Open dennoch begleiten: Wird die Vater-Sohn-Beziehung allen Stürmen trotzen? Wird der Vater auch dann der Hauptverantwortliche im Team Zverev bleiben, wenn die Krise des Sohnes sich fortsetzt?

McEnroe sieht Situation skeptisch

Zverev erscheint in diesem Jahr nicht nur auf den Center Courts meistens in der Defensive, sondern auch abseits des Platzes. Vielen in der Branche kommt der junge Deutsche in seiner ganzen Erscheinung nicht mehr wie der stürmische Newcomer vor. „Zverev ist für mich in einem Prozess der Stagnation begriffen“, sagt John McEnroe, der ehemalige Genius und heutige TV-Experte, „sein Spiel entwickelt sich nicht weiter.“ McEnroe, und nicht nur er, stichelt damit natürlich auch unterschwellig gegen Daddy Zverev, den ewigen Wegbegleiter des Sohnes.

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Alle großen Spieler haben früher oder später ihre Entdecker und auch Eltern aus der Karriere-Verantwortung verabschiedet. Auch Maestro Roger Federer beendete Trainerbeziehungen, allerdings meist im Erfolg. Tony Godsick, Federers langjähriger Agent, wird nun bald auch Zverevs Geschäftsbesorger, als Chef der Agentur „Team8“, die er mit Federer ins Leben gerufen hat. Man darf gespannt sein, was Godsick seinem Klienten zu sagen hat.