Antholz. Biathletin Laura Dahlmeier hat beim Sprint-Weltcup in Antholz das Podest knapp verpasst. Sie belegte Rang vier − und war zu Scherzen auflegt.
Eine knappe Stunde nach ihrer dramatischen Zielankunft war Laura Dahlmeier schon wieder zu Scherzen aufgelegt. "Die letzten Meter waren brutal, ich bin gewankt wie ein Besoffener", sagte die Königin der Biathleten und fügte lächelnd an: "Ich habe sogar kurz überlegt, in das VIP-Zelt abzubiegen". Sie tat es freilich nicht - und stürmte beim Weltcup in Antholz zu einem beeindruckenden vierten Rang.
Den hatte die Doppel-Olympiasiegerin, die in dieser Saison schon mehrfach gesundheitliche Rückschläge erlitt, mit letzter Kraft erkämpft. Unmittelbar nach der Ziellinie sackte Dahlmeier zusammen, sie lag eine ganze Weile lang ausgepumpt im Schnee und musste von Betreuern gestützt in die Umkleide gebracht werden. Dafür, dass ihr sogar die Kraft für die Siegerehrung fehlte, wirkte Dahlmeier wenig später aber relativ gelassen.
Tschechin Davidova gewinnt in Antholz
"Als Leistungssportler will man an seine Grenzen gehen, ich konnte das in letzter Zeit ja nicht", sagte Dahlmeier, die im spannenden Sprint nur 4,2 Sekunden hinter der Siegerin Marketa Davidova (Tschechien) landete: "Und dann ist mir eben plötzlich der Kreislauf zusammengesackt. Aber das war nicht gefährlich, hier sind ja überall Ärzte."
Die kümmerten sich offenbar so gut um die siebenmalige Weltmeisterin, dass ihre Angriffslust für das Verfolgungsrennen am Samstag (13.30 Uhr) rasend schnell wieder geweckt war. "Die paar Sekunden, die will ich natürlich aufholen!"
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Dahlmeiers Zuversicht kam gewiss nicht von ungefähr, bei traumhaften Bedingungen war der Auftritt am Donnerstag vor rund 15.000 Zuschauern von Beginn an ein Mutmacher. Mit einem Lächeln im Gesicht und kräftigen Stockschüben katapultierte sich Dahlmeier auf die Strecke, voller Elan sprang sie auf der ersten Runde die Anstiege hinauf. Ohne Probleme räumte die Bayerin danach die ersten fünf Scheiben ab - Platz vier leuchtete auf.
Dahlmeier gehen die Kräfte aus
Und die Deutsche hielt das Tempo auch auf der zweiten Runde hoch, Tausende Fans am Streckenrand trieben sie an. Als dann auch noch die zweiten fünf Scheiben weiß wurden, war der Erfolg zum Greifen nah. Sie lag auf der Schlussrunde lange Zeit in Führung - auf den letzten Metern gingen ihr dann die Kräfte aus.
"Ich wollte mir das Rennen echt gut einteilen, am Ende bin ich aber nur noch durch die Kurven geeiert", sagte Dahlmeier. Disziplintrainer Kristian Mehringer war dennoch begeistert: "Wir sind natürlich extrem zufrieden."
Dabei hatte der Tag für den Deutschen Skiverband (DSV) nicht gut begonnen. Franziska Preuß (Haag), die am vergangenen Sonntag beim Weltcup in Ruhpolding ihren ersten Karrieresieg gefeiert hatte, trat wegen einer Kehlkopfentzündung bereits die Heimreise an. "Keine Rennen für mich", schrieb die 24-Jährige in den Sozialen Netzwerken unter das Bild, das sie mit enttäuschtem Gesicht zeigte.
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Lesser fehlt noch immer die WM-Norm
Am Freitag beginnt der letzte Weltcup des zweiten Saisontrimesters auch für die Männer, sie sprinten ab 14.30 Uhr (ZDF und Eurosport) über 10 km. Vor allem für den frisch gebackenen Vater Erik Lesser wird es allmählich ernst, ihm fehlt noch immer die Norm für die WM in Östersund.
Wenn es der zweimalige Weltmeister am Freitag nicht schaffen sollte, besitzt er am Wochenende in der Verfolgung (Samstag) und im Massenstart (Sonntag) - sofern er sich für beide Rennen qualifiziert - noch weitere Chancen in Antholz. Danach verabschieden sich die Skijäger in eine kurze Pause, ehe im Februar in Kanada und den USA die WM-Generalproben stattfinden.“ (sid)