Oberhof. Nadine Horchler ist beim Debakel mit Platz 34 noch die beste DSV-Skijägerin. Laura Dahlmeier fehlt dem Team weiterhin.
Ole Einar Björndalen kam in der Oberhofer Arena nur schleppend voran, so viele Autogrammwünsche musste der norwegische Rekord-Olympiasieger erfüllen. Dabei hat der 44-Jährige seine Karriere schon beendet. Laura Dahlmeier ist als Titelträgerin der Winterspiele von Pyeongchang noch im Geschäft, hatte allerdings ihren Start beim Biathlon-Weltcup im Thüringer Wald mit dem Hinweis auf eine Erkältung abgesagt. Aber auch sie war in Oberhof so präsent, als wäre sie am Start gewesen. Denn selten wurde eine Skijägerin so sehr vermisst. Die deutschen Biathlon-Frauen sind nämlich schlecht ins neue Jahr gestartet.
„Jeder läuft sein eigenes Rennen“, sagte Kristian Mehringer als Trainer der deutschen Frauen auf die Frage, wie sehr Dahlmeier dem Team gefehlt hat. Die siebenfache Weltmeisterin hatte im Dezember mit Rang zwei im Sprintrennen in Nove Mesto für den bislang einzigen Podestplatz der deutschen Frauen in diesem Winter gesorgt.
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Nun also erlebten die einheimischen Biathletinnen beim 7,5 Kilometer langen Sprint als Auftakt des ersten Weltcups des neuen Jahres einen Fehlstart. Es war ein historisches Debakel: Kein deutsche Biathletin kam unter die besten 30 – so schlecht war das Team noch nie. Karolin Horchler aus Clausthal-Zellerfeld war mit einem Rückstand von 1:28 Minute auf die Siegerin Lisa Vittozzi auf Platz 34 die beste deutsche Biathletin an diesem gebrauchten Nachmittag.
Die Laufzeit stimmt bei Herrmann
Mit einem nahezu identischen Rückstand war Denise Herrmann aus Oberwiesenthal ins Ziel gekommen. Die 30-Jährige musste allerdings bei beiden Schießeinlagen jeweils zweimal in die Strafrunde. Das bedeutete Platz 36. Mit einem fehlerfreien Schießen wäre Herrmann ganz nach vorne gelaufen, weshalb Trainer Mehringer auch von einer guten läuferischen Leistung sprach. Immerhin.
Mit der Waffe aber produzierten die deutschen Frauen unzählige Fehler. Bei den insgesamt 60 Schüssen verfehlten zwölf Patronen die Scheiben. Eine zu große Hypothek. „Wir sind sehr enttäuscht, denn wir hatten hohe Erwartungen“, sagte der Frauen-Trainer. Franziska Preuss, die dreimal in die Strafrunde musste und nur Platz 45 erreichte, wirkte ratlos. „Es war einfach richtig schlecht am Schießstand“, sagte die Frau aus Oberbayern, die im Weltcup auf Platz elf liegt und gereizt auf die Fragen nach der fehlenden Laura Dahlmeier reagierte. „Uns nervt es, dass das Thema kein Ende nimmt. Biathlon ist ein Einzelsport.“
Franziska Hildebrand aus Clausthal-Zellerfeld auf Platz 40 und Nadine Horchler (Willingen) als 41. waren ebenso chancenlos wie Anna Weidel (Kiefersfelden), die als 80. sogar das Verfolgungsrennen am Samstag verpasste.
Perfekte Bedingungen beim Weltcup in Oberhof
Dabei präsentierte sich das manchmal so raue Oberhof von seiner besten Seite. Klare Sicht, ausreichend Schnee, kaum Wind und sogar ein paar Sonnenstrahlen zum Ende des Rennens sorgten für perfekte Bedingungen. Mit diesen kam Lisa Vittozzi am besten zurecht. Die 23 Jahre alte Italienerin, die noch nie zuvor ein Weltcup-Einzelrennen gewinnen konnte, siegte vor Anais Chevalier aus Frankreich sowie der schwedischen Olympiasiegerin Hanna Oeberg, die am Schießstand allesamt ohne Fehler geblieben waren.
Für das Verfolgungsrennen am Samstag (12.45 Uhr, ZDF und Eurosport) müssen sich die deutschen Frauen hinten anstellen. „Wir müssen es schaffen, mit guten Leistungen wieder Selbstvertrauen zu sammeln“, sagt Bundestrainer Mehringer. Ansonsten bleibt die Hoffnung auf die Rückkehr von Laura Dahlmeier. Wahrscheinlich am Montag will die Olympiasiegerin mit den Trainern entscheiden, ob sie beim Weltcup in Ruhpolding (ab 15. Januar) dabei sein wird