Essen. Football-Experte Patrick Esume geht auf aktuelle und künftige Gesprächsthemen ein, spricht über die Favoriten für Superbowl LII in Minneapolis und die Lage der deutschen Spieler.

Ehre, wem Ehre gebührt: Der Meister New England Patriots eröffnet in der Nacht zu Freitag (ab 2.10 Uhr deutscher Zeit, Pro Sieben) die 52. Saison in der National Football League, erster Gegner für die Mannschaft um Superstar Tom Brady sind die Kansas City Chiefs. Patrick Esume, als erfolgreicher Football-Trainer auch Coach Esume genannt und Experte bei den Liveübertragungen bei Pro Sieben Maxx in Deutschland, gibt vor dem Auftakt einige Prognosen zur neuen Saison ab.

Darüber spricht man noch immer seit der letzten Saison.

Über Colin Kaepernick, seit März arbeitsloser ehemaliger Quarterback der San Francisco 49ers. Der 29-Jährige hatte mehrfach gegen Rassismus in den USA protestiert, blieb beim Abspielen der Hymne vor Spielen demonstrativ sitzen oder ging auf die Knie. US-Präsident Donald Trump bezeichnete ihn als unpatriotisch, Kaepernick solle sich ein anderes Land suchen. Bei diversen Probetrainings klappte es nicht mit einem neuen Vertrag, obwohl Klubs nach einhelliger Meinung mit deutlich schlechteren Spielmachern als dem für sein Laufspiel bekannten Kaepernick in die Saison gehen. „Als Trainer muss ich sagen: Das ist sportlich eine Farce“, erklärt Esume. „Und es ist ein Artmutszeugnis für das Land und die Liga, dass sie sich das als ,Land of the free, home of the brave‘ nicht zutrauen.“ Gewalt gegen Frauen und Kinder (schon häufig kamen Spieler mit dem Gesetz in Konflikt) werden von den Teambesitzern nicht toleriert – Proteste gegen Rassismus offenbar auch nicht.

Über wen wird in fünf Wochen gesprochen?

„Mit Sicherheit von Tampa Bay und Tennessee“, sagt Esume. „Sie haben das Potenzial, weit nach vorne zu kommen“, also die Play-offs zu erreichen. Im Rampenlicht stehen aber auch zwei Liga-Neulinge auf der wichtigen Position des Quarterbacks: Der hoch gehandelte DeShone Kizer ist im Draft zwar in die zweite Runde gerutscht, wird nun aber der Starter für die Cleveland Browns sein. Mitchell Trubisky wurde von den Chicago Bears sogar schon an zweiter Stelle gepickt. Esume: „Wenn man so ein großes Investment mit einem hohen Draft-Pick eingeht, erwartet man auch gleich, dass der Spieler ein Star wird.“

Wer erlebt seinen Durchbruch?

Geht es nach Coach Esume, werden die Quarterbacks Marcus Mariota (Tennessee Titans) und Jameis Winston (Tampa Bay Buccaneers) von sich reden machen. „Von ihnen erwarte ich einen Schritt nach vorne. Sie haben beide für ihr Alter schon gut gespielt.“ Vor allem Winston hat mit Mike Evans, DeSean Jackson und O.J. Howard „ein paar richtige Waffen am Start“.

Alle schauen auf die Quarterbacks. Wer sind die Stars?

Zur Elite der Werfer gehören natürlich Tom Brady (New England Patriots), Aaron Rodgers (Green Bay Packers), Matt Ryan (Atlanta Falcons), Ben Roethlisberger (Pittsburgh Steelers), Drew Brees (New Orleans Saints) oder Russell Wilson (Seattle Seahawks). Neben den genannten Mariota und Winston gibt es aber auch noch weiter junge, überaus talentierte Spielmacher, die schon bald zu den Besten der NFL gehören dürften: Derek Carr (Oakland Raiders) oder Dak Prescott (Dallas Cowboys).

Holt sich Tom Brady seinen sechsten Ring?

Bei Superbowl LI Anfang Februar in Houston gewann der Patriots-Star als erster Quarterback seinen fünften Meisterschaftsring. „Es könnte darauf hinaus laufen, dass Titel Nummer sechs kommt“, sagt Esume. „Die Patriots haben im Draft alles richtig gemacht, dazu ist Rob Gronkowski wieder zurück. Brandin Cooks ist ein guter Ersatz für den verletzten Julian Edelman. Jetzt haben sie auch noch Philip Dorsett aus Indianapolis geholt. Für Cooks und Dorsett gilt: Kaum sind die Receiver bei Brady, macht er alle besser.“

Wer ist noch Kandidat für das 52. Finale am 4. Februar 2018 in Minneapolis?

Die Liga ist unterteilt in zwei Divisionen, jede stellt am Ende einen Finalisten. In der American Football Conference (AFC) dürften die Pittsburgh Steelers mit ihren vier Bs – Quarterback Big Ben (Roethlisberger), Running Back Le’Veon Bell sowie den Wide Receivern Antonio Brown und Martavis Bryant – ärgster Widersacher der Patriots werden. Aber auch die Oakland Raiders mit Rückkehrer Marshawn Lynch (erlief sich vor seinem einjährigen Auszeit in Seattle Kultstatus) sind ein heißer Superbowl-Anwärter. In der National Football Conference (NFC) sind die Atlanta Falcons, Green Bay Packers und Seattle Seahawks Favoriten für das Minneapolis-Ticket.

Mit Kasim Edebali ist nur noch ein deutscher Spieler übrig geblieben. Wirkt sich das auf das Interesse hierzulande aus?

Der erste deutsche Superbowl-Sieger (Sebastian Vollmer), der erste Deutsche mit einem Touchdown (Markus Kuhn), der erste deutsche Erstrundenpick im Draft (Björn Werner) – alle haben sie ihre Karrieren in der NFL beendet. Und kurz vor Saisonstart gaben auch noch die Minnesota Vikings Moritz Böhringer und die Dallas Cowboys Mark Nzeocha den Laufpass. „Ich glaube nicht, dass es Auswirkung auf den Beliebtheitsgrad der Liga haben wird“, sagt Esume, der gleichzeitig auf das Durchbruchsjahr für Defensive End Edebali bei den Denver Broncos hofft. „Die Stars, die die Menschen auch bei uns lieben, sind: Russell Wilson, Odell Beckham jr., Marshawn Lynch, Tom Brady. Einen Local Hero zu haben, ist immer von Vorteil, aber die werden auch wieder zurückkommen. In den nächsten Jahren werden wieder mehr Deutsche in der NFL landen, da bin ich mir sicher.“

Was ändert sich für die Fans vor dem Fernseher?

Den Liga-Auftakt (Freitag, 2.10 Uhr deutscher Zeit) und einige ausgewählte Spiele im Laufe der Saison wird man in Deutschland auf Pro Sieben verfolgen können, in der Regel aber überträgt Pro Sieben Maxx sonntagabends zwei Livespiele. Eine dritte Paarung gibt es noch als Livestream auf ran.de. Neu ist vor allem der Dienstagabend (am 12. September um 22.30 Uhr, danach immer um 22.15 Uhr auf Pro Sieben Maxx) mit „Coach’s Corner“: „Wir gucken genauer auf das Sunday und Monday Night Game, oft sehr interessante Spiele, die wir sonst nicht im Free-TV haben“, erklärt Patrick Esume. Gemeinsam mit Netman Icke Dommisch hat er zudem die Möglichkeit, „viele Dinge, über die man während der Spiele nicht spricht, zu beleuchten: Themen wie Kaepernick oder der anvisierte Team-Move von Oakland nach Las Vegas. Wir haben nun ein Format, bei dem wir in Ruhe darüber sprechen können und natürlich auch die Fans ins Boot holen können.“ Die ersten Sonntags-Livespiele auf Pro Sieben Maxx sind am 10. September die Paarungen Miami Dolphins gegen Tampa Bay Buccaneers (19 Uhr) und Green Bay Packers gegen Seattle Seahawks (22.25 Uhr). Cincinnati Bengals gegen Baltimore Ravens wird ab 19 Uhr im Internet übertragen.