New York. Die Mutter von Alexander Zverev ist eine Tennisexpertin. Die große Kulisse belastet sie - wie bei den US Open. Dort steht Zverev in Runde zwei.
Als Alexander Zverev Mitte August in Toronto den großen Roger Federer schlug, ging Mutter Irina einer gewohnten Beschäftigung nach: Sie führte eine gute Stunde lang den drolligen Familienpudel Lovik aus, in einer kleinen Schleife immer rund um das Stadion herum. Immer wenn ihr jüngerer Sohn in ganz großen Duellen um den Sieg kämpft, braucht die Mama dringend Ablenkung. Auf dem Centre Court würde ihr die Nervenanspannung zu groß, deshalb zieht sie mit dem Hündchen von dannen.
Lobeshymne auf eine starke Frau
Irgendwann klingelt dann das Handy, meist ist ihr Mann am anderen Ende, er ist der Überbringer der immer häufiger werdenden guten Nachrichten. Aber manchmal auch noch der Bote, der Niederlagen mitzuteilen hat. Oft schafft sie es noch zu den Siegerehrungen in die Arenen, so wie bei den herausragenden Triumphen in dieser Saison. In Toronto nach dem Federer-Match war dann auch dieser Satz des jungen Champions zu hören: „Meine Mutter ist der Fels in unserer Familie. Sie hält alles zusammen, sie hat mir so unheimlich viel beigebracht.“
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Weit ist es gekommen für Alexander Zverev, der in der Late-Night-Show der US Open am Montag seine Erstrundenaufgabe gegen den aus Barbados stammenden Darian King mit einiger Mühe löste, beim 7:6, 7:5, 6:4-Sieg unter Flutlicht im größten Tennisstadion der Welt, bis um 2.04 Uhr morgens. Aber eben auch für Mutter Irina, die 50-jährige Chefin des erstaunlichen Familienunternehmens, die von der „New York Times“ als Herz und Kopf der Wandertruppe Zverev geadelt wurde. Beiden Söhnen, auch dem 30-jährigen Mischa (er gewann sein Erstrundenmatch ebenfalls, gegen den Amerikaner Thai-Son Kwiatkowski), hat die ehemals viertbeste Spielerin Russlands die Tennislektionen von Kind auf erteilt, in Tausenden Stunden auf den Courts in Hamburg. Bei Sascha ist nicht nur die technische Handschrift der Mama zu erkennen, jene grundsolide Ausbildung in allen Schlägen, sondern auch ihr Charakter. „Meine Frau ist eine große Fighterin gewesen“, sagt Alexander Zverev senior, „und jetzt schauen sie sich Sascha an.“
Vier Tage nach der Geburt nahm Mutter Zverev ihren Jüngeren das erste Mal mit auf den Tennisplatz, er ist später stets dabei gewesen, wenn Bruder Mischa um die Welt tourte. „Er hat schon als Kleinkind mit vielen Stars zum Spaß gespielt. Mal mit Nadal, mal mit Federer“, sagt die 50-Jährige, „er ist in dieses Leben hereingewachsen.“
Die Eltern, Vater Alexander und Mutter Irina, ließen Alex mehr Freiheiten in seiner Karriere als zuvor Bruder Mischa. Den größten Druck machte sich stets „Sascha selbst“, erinnert sich die Mama, „wir mussten ihn bremsen“.
Schon früh Berater ins Team geholt
Um das Talent optimal zu fördern, wurden schon früh Berater und Servicekräfte angeheuert, allen voran Manager Patricio Apey. Später folgten Fitnesstrainer Jez Green oder Physiotherapeut Hugo Gravil. Den spanischen Ex-Profi Juan Carlos Ferrero holte Sascha Zverev selbst an Bord, zur angenehmen Überraschung der Familie. „Es ist für mich ein Zeichen, wie erwachsen Sascha geworden ist“, sagt Apey. Vielleicht sogar so reif, dass Mamas Jüngster schon in New York zum großen Schlag ausholt.