London. Die Siebenkämpferin Carolin Schäfer hat bei der Leichtathletik-WM in London die erste Medaille für Deutschland geholt. Sie gewann Silber.
Noch bevor die Siebenkämpferinnen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in London am Sonntagabend zu ihrer letzten Disziplin antraten, dem 800-Meter-Lauf, gab es bereits die erste Medaille für die deutsche Mannschaft zu feiern. Jennifer Oeser aus Leverkusen wurde mit Silber geehrt, die Britin Jessica Ennis-Hill erhielt Gold. Nachträglich, weil die Siegerin der Titelkämpfe 2011 in Daegu/Südkorea, die Russin Tatjana Tschernowa, inzwischen des Dopings überführt worden ist. Es sollte nicht bei diesem einen Edelmetall für Deutschland bleiben.
Nach dem ersten Tag lag Schäfer auf Gold-Kurs
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Allerdings wurde der Wettbewerb von 2017 noch zu einer unerwarteten Zitterpartie für Carolin Schäfer. Nach den vier Disziplinen des ersten Tages lag die 25-Jährige auf Gold-Kurs vor Olympiasiegerin Nafissatou Thiam. Nach der ersten Übung des zweiten Tages, dem Weitsprung, rutschte sie auf den Silber-Rang hinter der Belgierin, den sie nach dem Speerwerfen gar noch an Anouk Vetter zu verlieren drohte. Die Niederländerin war bis auf drei Punkte an sie herangerückt. Doch im abschließenden 800-Meter-Lauf sicherte sich die Hessin, die für die LG Eintracht Frankfurt startet, mit 6696 Punkten Platz zwei und vergoss Freudentränen. Silber. Die erste Medaille für das Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes in London am dritten Tag. Gold gewann Thiam (6784).
Schäfer setzt damit eine erfolgreiche deutsche Tradition fort. Oeser hatte auch 2009 bei der WM in Berlin Silber gewonnen. Die Wattenscheiderin Sabine Braun wurde 1991 und 1997 sogar Weltmeisterin, holte 1993 Silber. Auch bei den Olympischen Spielen 2012 in der britischen Hauptstadt war in der Paderbornerin Lilli Schwarzkopf eine Deutsche auf dem Silberrang gelandet.
Robert Harting nur WM-Sechster
Diskus-Riese Robert Harting zeigt auch in der Niederlage Größe. „Das sind coole Jungs. Ich freue mich für sie, wie sie sich angetrieben haben“, sagte der 32-Jährige, nachdem er bei der WM Sechster geworden war. Mit einer Weite von 65,10 Metern, die nicht annähernd reichte, um dem neuen Weltmeister Andrius Gudzius aus Litauen (69,21), dem Schweden Daniel Stahl (69,19) oder dem Amerikaner Mason Finley (68,03) die Medaillen streitig zu machen.
Harting blickte schnell nach vorn. Am 8.8.2018 steht bei der EM in Berlin das Diskus-Finale an, das sein Karriere-Abschluss werden soll: „Die Acht ist meine Lieblingszahl, war sie schon immer.“
Schäfer konnte zufrieden sein, vor allem mit ihrem ersten Tag. 6836 Punkte hatten sie im Mai beim Meeting in Götzis auf Rang zwei der Weltjahresbestenliste katapultiert, ein Ergebnis in diesem Bereich schien auch am Samstagabend möglich zu sein. Persönliche Bestleistung im Hochsprung mit 1,86 Metern eingestellt, eine neue im Kugelstoßen mit 14,84 Metern erzielt. Auch die 13,09 Sekunden im 100-Meter-Hürdenlauf sowie die 23,58 Sekunden über 200 Meter waren stark. „Ich bin total happy mit meinem ersten Tag“, sagte die Junioren-Weltmeisterin von 2008. Am Sonntag jedoch hatte sie mit 6,20 Metern im Weitsprung keinen besonders gelungenen Start, ihr Speerwurf auf 49,99 Meter war nicht schlecht, aber auch nicht berauschend. Vorn war Thiam unerreichbar, aber hinter ihr schöpfte die Konkurrenz Mut, besonders Anouk Vetter, die den Speer auf 58,41 Meter schleuderte. Aber im 800-Meter-Lauf wehrte die Olympia-Fünfte aus Deutschland den Angriff der Niederländerin ab und sicherte sich die Silbermedaille. Claudia Salman-Rath (Frankfurt/6362) belegte als Schnellste über 800 Meter am Ende Rang acht.