London. Usain Bolt konnte das letzte Rennen seiner Karriere nicht gewinnen. im 100-Meter-Finale der Leichtathletik-WM siegte stattdessen Justin Gatlin.

Zwei Große der Leichtathletik haben am Samstagabend in London Abschied von der Weltmeisterschafts-Bühne genommen. Nachdem sich Robert Harting, der Olympiasieger von 2012, im Diskuswerfen beim Sieg des Litauers Andrius Gudzius (69,21) mit dem sechsten Platz mit 65,10 Metern begnügen musste, musste 90 Minuten später Usain Bolt im letzten Einzel-Lauf die bitterste Niederlage seiner Karriere hinnehmen.

Vor dem Startschuss war es mucksmäuschenstill im Stadion. Viele Zuschauer hörten allerdings ihren eigenen Herzschlag, der vor dem großen Showdown in die Höhe ging. Ein letztes Mal wollte Bolt zeigen, wer der König der Sprinter ist. Aber in 9,95 Sekunden wurde der Superstar in seinem letzten Einzelrennen nur Dritter. Gold gewann der schon zweimal wegen Dopings gesperrte US-Amerikaner Justin Gatlin (9,92), Silber ging an Gatlins Teamkollegen Christian Coleman (9,94). Während Bolt noch lange nach seinem letzten Rennen gefeiert wurde, gab es laute Pfiffe gegen Gatlin. Ausgerechnet der Ex-Doper gewann. Kein guter Tag für die Leichtathletik.

Trotz der Niederlage war es die große Bolt-Party

Es war trotz seiner Niederlage die große Bolt-Party. Noch nie hat ein Leichtathlet zuvor einen solchen Abschied gegeben. Und noch nie hat ein solcher Auftritt eine solche weltweite Aufmerksamkeit erregt. 60000 Gäste waren in das Stadion gekommen, in dem Bolt vor fünf Jahren drei Olympiasiege gefeiert hatte. Vor der Arena tummelten sich die Schwarzmarkthändler, um ein letztes großes Geschäft mit dem Superstar zu machen.

Und der Gastgeber tat schon vor dem großen Finale alles, um sein Publikum noch einmal bestens zu unterhalten. Sobald Bolt auf dem Nebenplatz mit dem Aufwärmen begann, wurde sein Auftritt auf die Videowand im Olympiastadion übertragen. Simples Traben wurde zu einem Top-Act. Und der Hauptdarsteller machte noch einmal ein paar Mätzchen. Bolt weiß, was die Leute sehen wollen.

Im Halbfinale deutete sich an, dass es in diesem Jahr nicht so einfach für Bolt würde, der Konkurrenz die Hacken zu zeigen. Mit 9,98 Sekunden konnte der Jamaikaner zwar die Zehn-Sekunden-Marke unterbieten, doch der US-Amerikaner Coleman stürmte eine Hundertstelsekunde vor Bolt über die Ziellinie. Hatte er Coleman gewinnen lassen oder hatte er einfach nicht mehr drauf? Bolt war wie so oft in seiner Karriere nicht richtig aus dem Block gekommen, dann kam er an die Konkurrenten heran und überholte alle. Bis auf Coleman.

Der 21-jährige US-Amerikaner ist die Entdeckung der Saison. Mit 9,82 Sekunden reiste er als Erster der Weltjahresbestenliste nach London. Aber Gatlin gewann.