Paris. . Deutschlands bester Tennisprofi Alexander Zverev scheitert bei den French Open früh. Der ehemalige Weltranglistenerste Mats Wilander übt Kritik.
Keine fünf Minuten, nachdem er sich nach der Niederlage bei seinem ersten Auftritt auf dem Court Central von den Leuten verabschiedet hatte, saß Alexander Zverev schon auf einem Stuhl in der Pressekonferenz. Was er dort zu sagen hatte nach einem Spiel über zwei Tage und vier Sätze (4:6, 6:3, 4:6, 2:6), lässt sich ausführlich beschreiben oder aber in jenem einen Satz zusammenfassen, mit der er die Frage beantwortet hatte, worin der Unterschied zwischen ihm selbst und dem Sieger Fernando Verdasco aus Spanien bestanden habe. Denn dieser Satz ging so: „Ich hab absolut scheiße gespielt.“
Verdasco forderte Spielabbruch
Als das Spiel am Montagabend gegen 20.30 Uhr auf Drängen beider Spieler abgebrochen wurde, nachdem Zverev den ersten Satz verloren und den zweiten gewonnen hatte, sah es so aus, als habe er die Sache nach ganz gut im Griff. Ob es die richtige Entscheidung war, sich in dieser Situation dem Spanier anzuschließen, der in einer längeren Diskussion mit dem Oberschiedsrichter forderte, für diesen Abend Schluss zu machen? Wer einen Satz gewonnen hat und im Vorteil ist, der nutzt normalerweise den gefühlten Vorteil und drängt darauf, weiterzuspielen, so lange es geht – das Licht hätte mindestens noch für eine weitere halbe Stunde gereicht. Der Schwede Mats Wilander, ehemals Nummer eins und dreimal Sieger der French Open, fand, das sei ein Anfängerfehler gewesen.
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Zverev sah das nicht so und meinte, es wäre richtiger gewesen, das Spiel noch früher abzubrechen, er habe den Ball schon länger nicht mehr richtig erkennen können.
Tags darauf ließ Zverev die wenigen sich bietenden Chancen allesamt liegen. Er versuchte spät, die Punkte zu erzwingen. Zverevs Innenleben spiegelte sich wider, als er seinen Schläger zuerst auf den Boden drosch und ihn dann per Hand knickte.
Aus der Grube kam er nicht mehr raus, und mit dem letzten seiner 50 Fehler ohne Not endete die Partie nach insgesamt knapp drei Stunden. Bei anderen Gelegenheiten hatte Zverev im verbalen Nachspiel bisweilen nicht die beste Figur abgegeben, nicht nur nach Niederlagen. An seinem Auftritt diesmal gab es nichts auszusetzen. Er würdigte die Leistung des Gegners, erklärte seine Sicht der Dinge zur Diskussion um den Abbruch, gab zu, dass er schlecht gespielt hatte.
Nächster Start in Halle
Natürlich ging es auch um die Frage, ob es schwierig gewesen sei, nach dem Erfolgen in den vergangenen Wochen – dem Titel bei den BMW Open in München, aber vor allem eine Woche vor den French Open beim Turnier in Rom –, konzentriert zu bleiben. Mit Rom habe das nichts zu tun gehabt, antwortete Zverev, vielleicht eher mit den ungewohnten Bedingungen auf dem Court Central, dem Wind und anderen Dingen. „In Rom hab ich fantastisch gespielt. Hier habe ich schlecht gespielt und in der ersten Runde verloren. So ist das halt, und davon bleibt die Welt nicht stehen.“
Er wird sich nun überlegen, ob er vor dem geplanten Start bei den Gerry Weber Open in Halle noch bei einem anderen Rasenturnier aufschlagen wird. Die Niederlage aus Paris jedenfalls ändert nichts an Aussichten und Perspektiven; die bleiben für den besten deutschen Tennisspieler erstklassig.