Melbourne. Die Schwestern Serena und Venus Williams stehen im Finale der Australian Open. Schon 1998 spielten sie in Melbourne gegeneinander.

Beide trugen Perlen in den Haaren, als sie vor 19 Jahren bei den Australian Open zum ersten Mal auf der Tennis-Profitour gegeneinander spielten. Es war in Runde zwei. Venus Williams, damals 17 Jahre alt, und die kleine Schwester Serena, damals 16. Venus gewann, wie sich das für die Ältere gehört, doch fand, diese Begegnung sei ziemlich merkwürdig gewesen. Vielleicht, so meinte sie danach, sei es am besten, sie würde mit der Schwester einen Pakt schließen, immer die Nummer eins und zwei zu sein, um sich in Zukunft nur in Endspielen begegnen zu müssen. Ziemlich lange funktionierte dieser Pakt, dann schien er nicht mehr möglich zu sein. Doch fügt sich nun alles auf eine kaum glaubliche Art. Am Samstag (9.30 Uhr/Eurosport) werden Venus und Serena Williams am Ort des Beginns wieder aufeinander treffen. Diesmal im Finale.

Acht Duelle bei Grand Slams

Hatte es eine Zeit lang nicht so ausgesehen, als sei die Geschichte der Schwestern, die die Idee ihres Vaters erfüllten und die Tenniswelt eroberten, zu selbstverständlich? Venus und die 15 Monate jüngere Serena gewannen Titel wie am Fließband; achtmal spielten sie bei Grand-Slam-Turnieren miteinander und gegeneinander um den Titel, und manch einer dachte damals: Okay, wieder ein Endspiel der Schwestern.

Comeback nach Krankheit

Aber wer hätte allen Ernstes gedacht, dass die beiden 19 Jahre nach der ersten Begegnung als Profis auf der Tour in der selben Arena noch mal um den Titel spielen würden? Dass Serena auch in diesem Jahr wieder beim letzten Spiel dabeisein würde, konnte man spätestens nach dem Ende der ersten Woche ahnen. Die verblüffende Variante dieser Geschichte geht auf das Konto der älteren Schwester.

Nachdem vor fünfeinhalb Jahren bei Venus Williams das Sjögren Syndrom, eine Autoimmunkrankheit, festgestellt worden war, hatte es so ausgesehen, als nähere sich die Karriere der Älteren dem Ende. Die großen Endspiele schien danach nur noch für Serena reserviert zu sein, Venus gehörte zwischenzeitlich in der Weltrangliste nicht mehr zu den besten 50. Umso bemerkenswerter war es, als sie 2015 im zarten Alter von 34 Jahren unter die Top Ten zurückkehrte und dass sie im vergangenen Jahr noch einmal das Halbfinale in Wimbledon erreichte.

Wenn Serena nun sagt, dieses Finale am Samstagabend in der Rod Laver Arena gegen die Schwester werde vermutlich der beste Moment der gemeinsamen Karriere sein, dann hat diese Behauptung einen massiven Wert. Sie selbst beendete im Halbfinale die berührende, unendlich inspirierende Erfolgsgeschichte von Mirjana Lucic-Baroni mit einem klaren Sieg.

Verblüffend hingegen wirkte die Art, wie Venus gegen die dritte Amerikanerin der Halbfinals gewann, Coco Vandeweghe. Sie steckte den Verlust des ersten Satzes weg, änderte danach ein wenig ihre Taktik und brachte die Bezwingerin von Angelique Kerber aus dem Konzept. Am Ende machte Williams, die elf Jahre Ältere, den frischeren, den mutigeren Eindruck. Innerlich sei sie ja wirklich noch ein Kind, meinte sie hinterher. „Sport“, sagte sie, „das ist Triumph und Desaster in Echtzeit. Da gibt es keine Wiederholung, keine Neu-Aufnahme, keinen neuen Text. Die Leute erkennen einen Champion, aber sie können auch mit demjenigen, der nicht gewinnt, was anfangen, weil wir schließlich alle solche Momente erleben.“

Größter Traum für Serena Williams

Serena versichert, einen größeren Traum habe man ihr mit diesem Finale nicht erfüllen können. „Was immer auch passiert – dieses eine Mal habe ich das Gefühl, dass ich nicht verlieren kann und dass auch sie nicht verlieren kann.“