Kitzbühel. Im österreichischen Ski-Mekka Kitzbühel rutschte Slalom-Spezialist Felix Neureuther auf Platz sechs. Bei der WM will er sich zurückmelden.

Rosi Mittermaier konnte aufatmen. Dieses Mal stiefelte Sohn Felix nach seinem Rennen mit festem Schuhwerk durch den Zielauslauf. Ganz anders vor sieben Jahren, als er den bedeutenden Slalom von Kitzbühel gewonnen hatte. Da war er in leichten Turnschuhen durch den dicken Schnee gelaufen und die Mutter war entsetzt. „Meine Eltern wollten mich mit ihrem Besuch überraschen. Als ich ihnen zufällig begegnet bin, hat meine Mutter als erstes auf meine Schuhe gezeigt“, sagt Felix Neureuther und schüttelt heute lächelnd den Kopf. Bei der Auswahl seiner Kleidungsstücke bewies er also am Sonntag ein besseres Händchen, doch sportlich lief es damals runder.

Neureuther gab sich alles andere als resigniert

In diesem Jahr verließ der Deutsche den Ganslernhang, den diskreten Nachbarn der schrillen Streif, als Sechster. Doch zuvor wurde er Zeuge eines Wintersportwunders: Ein Brite war schneller als große Teile der Weltspitze. Ein Engländer! Landsmann von Eddie the Eagle, dem ehemaligen Hobbyskispringer und hauptberuflichen Verlierer. Dave Ryding aus der Nähe von Manchester also ging als Führender in den zweiten Durchgang und fuhr als erster Brite seit 36 Jahren auf das Podest bei einem Weltcuprennen. Erst mit zwölf Jahren hatte der heute 30-Jährige zum ersten Mal Schnee unter den Skiern, zuvor war er ausschließlich über Matten gefahren. Ein verrückter Lebenslauf, der mit Platz zwei bei einem der bedeutendsten Termine des Skiwinters seinen vorläufigen Höhepunkt fand. Nur der österreichische Slalomspezialist Marcel Hirscher verhinderte mit einer sagenhaften Aufholjagd den Titel des Außenseiters und rauschte noch vorbei auf Platz eins. Kitzbühel, dieses Örtchen, das seine alpine Tradition hegt und pflegt, klang erleichtert.

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Auch Felix Neureuther gab sich alles andere als resigniert. „Es ist nicht mehr viel, das mir noch fehlt. Im Training hat’s zuletzt schon gut funktioniert. Ich bin auf dem richtigen Weg“, sagt Deutschlands erfolgreichster Slalommann und rechnet fest damit, dass er pünktlich zur Weltmeisterschaft in St. Moritz (6. bis 19. Februar) wieder der Alte ist, der dort steht, wohin sich gerade eben der Engländer verlaufen hat. Oder gerne auch davor oder notfalls direkt dahinter.

Tiefverschneite Hänge, eine klare, kalte Winterluft und im Tal ein uriges Bergdorf, scheinbar komplett mit Puderzucker überzogen. Kitzbühel hat es einem in diesen Tagen des Ski-Weltcups leicht gemacht, es zu lieben. Da störte er die meisten der rund 25 000 Zuschauer am finalen Wettkampftag wenig, dass satte 27 Fahrer bereits im ersten Durchgang eingefädelt, weggerutscht, ausgeschieden waren. Prominentester Vertreter der Glücklosen: Der Norweger Henrik Kristoffersen, hinter Hirscher nun Zweiter im Slalom-Klassement.

Streif-Wochenende gilt auch als Fetengipfel

Die Party ging trotzdem weiter. Denn das Streif-Wochenende zählt nicht nur zu Österreichs wichtigsten Sportterminen des Jahres, es gilt auch als Fetengipfel, den Arnold Schwarzenegger, Niki Lauda, Andreas Gabalier und DJ Ötzi, die großen Vier der österreichischen Spaßgesellschaft, keinesfalls verpassen dürfen.