London. . Rekordspieler Roger Federer kann nach dem Halbfinale von Wimbledon die Koffer packen. Stattdessen steht jetzt erstmals ein Kanadier im Finale: Milos Raonic.

Vor drei Wochen standen sie nach dem Finale des Turniers im Londoner Queen’s Club am Netz, Milos Raonic gratulierte Andy Murray zum Sieg und zum Titel und sagte dann: „Ich hoffe, du gibst mir bald ´ne Revanche.“ Er brauchte nicht allzu lange zu warten. Sonntag wird der Kanadier den Schotten auf dem Centre Court in Wimbledon wiedersehen und er wird mit aller Kraft versuchen, seinen ersten Titel bei einem Grand-Slam-Turnier zu gewinnen, dem ersten für Kanada.

Unter den Augen von Heidi Klum

Es hätte nicht viel gefehlt, und nicht Raonic, sondern Roger Federer wäre zum elften Mal im Finale gelandet. Nach dem großen Sieg zwei Tage zuvor gegen Marin Cilic, bei dem er einen 0:2-Satzrückstand aufgeholt und drei Matchbälle abgewehrt hatte, hatte man sich Sorgen um Federers Form gemacht. Ein einziges Mal war es ihm in in den vergangenen vier Jahren gelungen, nach einem Spiel von mehr als drei Stunden Dauer die folgende Partie zu gewinnen. Ausgerechnet jetzt, nach einer von Verletzungen und Pausen geprägten Saison, sollte er das schaffen? In der Spielerbox auf der Tribüne war kein Platz mehr frei; in Federer Hälfte saß neben seiner Familie der Schwede Stefan Edberg, der ihn eine Weile lang betreut hatte, zu Raonic’ Anhang gehörten unter anderem Heidi Klum. Zwei Coaches auf beiden Seiten - beim Schweizer dessen langjähriger Freund Severin Lüthi und Ivan Ljubicic, bei Raonic der Spanier Carlos Moya und der Italiener Riccardo Piatti. John McEnroe, den er zumindest während der Championships als Berater verpflichtet hatte, kommentierte das Spiel das Spiel seines Partners derweil für die BBC.

Federer hadert mit sich wegen eines Doppelfehlers

Nach dem verlorenen ersten Satz kam Federer immer besser in Gang, und gegen Ende des vierten Satzes schienen ihm nur noch ein paar Schritte zum Sieg zu fehlen. Doch beim Stand von 5:6 im vierten Satz verspielte er bei eigenem Aufschlag eine 40:0-Führung, unter anderem mit zwei Doppelfehlern, und beim dritten Breakball für Raonic spielte er dem direkt auf den Schläger, der die Gabe mit einem Passierball dankend annahm. Hinterher sagte Federer, wegen diese Doppelfehler sei er extrem sauer auf sich, er sei so kurz vorm Sieg gewesen, und diese Chance habe er dem Gegner niemals geben dürfen.

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Er versuchte alles, doch gegen die hammerharten Aufschläge und die übrige Artillerie seines Gegners fehlte ihm auch die Kraft. Federer stolperte und rutschte aus, er lag am Boden, doch obwohl er beim nächsten Punkt wieder einen Zauberball spielte, konnte er Raonic nicht mehr stoppen und verlor (3:6, 7:6, 6:4, 5:7, 3:6). Federer verabschiede sich von seinem geliebten Centre Court auch mit der Sorge, ob er sich bei einem Sturz am linken Knie verletzt haben könnte; das will er nun so schnell wie möglich checken lassen. Aber natürlich habe er vor, im nächsten Jahr wiederzukommen, sagte er, bevor er ging. Andy Murray landete ohne Sturz und Drama im dritten Wimbledonfinale seiner Karriere. Beim Sieg gegen Tomas Berdych (6:3, 6:3, 6:3) deutete er an, dass es für Britannien nach einer Reihe eher wenig erfreulicher Erlebnisse zur Abwechslung vielleicht mal wieder Grund zum Feiern geben könnte.