Essen. . Die Schwimmer Lisa Höpink und Damian Wierling träumen von Olympia. Lesen Sie hier, wie ein Tag im Leben der zwei Essener Leistungssportler aussieht.

Fünf Uhr morgens. Im Essener Sportinternat Helmholtz schellt in Zimmer 312 der Wecker. Draußen ist es stockfinster. Umdrehen, unter der Decke bleiben – für die 17-jährige Lisa Höpink keine Option. Sie muss aufstehen, die Treppe runter und 250 Meter um die Ecke ins Schwimmzentrum Rüttenscheid. Ihr Alltag beginnt. Vertraute Wärme und leichter Chlorgeruch liegen in der Luft. 30 Minuten nach dem schrillen Ton des Weckers springt der Teenager ins Wasser. Höpink ist eines der großen Schwimmtalente der Startgemeinschaft (SG) Essen. „Manchmal fragen mich Freunde, wieso ich mir das alles antue“, erzählt sie. Was sie antwortet? „Weil es Spaß macht“, kommt die Antwort prompt. Sie träumt von einer Teilnahme an Olympischen Spielen.

POTTenzial: Schwimmer Wierling und Höpink

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    Ein paar Stunden später, nebenan im Kraftraum, trainiert Damian Wierling. „Don’t use mashines, become one“ steht an der Wand. „Benutze keine Maschinen, werde eine.“ Aus der Box in der Ecke schallt Hip Hop. Damian Wierling geht in die Knie. Dem Mülheimer liegen 100 Kilo auf den Schultern. „Kooooooomm – Stabiiiiiiiiiil“, schreit ihn Trainer Arthur an. Es ist neun Uhr. Auf dem Programm: eine zweistündige Krafteinheit. Auch er, der 20-jährige Student, ist Schwimmer der SG Essen. Auch er gilt als ein Talent mit Olympia-Ambitionen.

    SG Essen zieht Talente an

    Die Schwimmer Lisa Höpink und Damian Wierling sind Leistungssportler. Niemand sieht, wie hart die zwei Talente jeden einzelnen Tag für ihren Olympia-Traum arbeiten. Trotz Schule. Trotz Studium. Sie lächeln fast immer.

    Beide zählen zum „Perspektivteam 2014-2020“. Das Team wurde 2013 gegründet, als die deutschen Beckenschwimmer ein Jahr zuvor keine Olympia-Medaille in London gewonnen hatten. Das Ziel jetzt: 2020 soll bei den Spielen in Tokio bei jedem Endlauf ein deutscher Schwimmer auf dem Block stehen.

    Bei den Deutschen Meisterschaften, die bis Sonntag in Berlin stattfinden, geht es um die Tickets für Rio de Janeiro im August.

    Lisa Höpink kämpft mit Außenseiterchancen über 200 Meter Schmetterling (Einzel) und Freistil (Staffel). Sie müsste ihre Bestzeiten um zwei Sekunden unterbieten. Bei Damian Wierling ist die Lage besser. „Wenn er seine Leistung abruft, sind die Chancen gut“, sagt seine Trainerin Nicole Endruschat. Wierling hofft über 50 Meter (Einzel) und 100 Meter (Staffel) Freistil auf die Qualifikation.

    Der Traum von Olympia in Rio

    Die Schwimmer der SG Essen Damian Wierling und Lisa Höpink trainieren mehrmals die Woche im Schwimmzentrum Rüttenscheid in Essen. Sie wollen an den Olympischen Spielen teilnehmen.
    Die Schwimmer der SG Essen Damian Wierling und Lisa Höpink trainieren mehrmals die Woche im Schwimmzentrum Rüttenscheid in Essen. Sie wollen an den Olympischen Spielen teilnehmen. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Morgenstund hat Gold im Mund: Für Lisa beginnt das erste Schwimmtraining bereits um 5.30 Uhr.
    Morgenstund hat Gold im Mund: Für Lisa beginnt das erste Schwimmtraining bereits um 5.30 Uhr. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    So früh morgens geht es nur über den Seiteneingang ins Schwimmzentrum.
    So früh morgens geht es nur über den Seiteneingang ins Schwimmzentrum. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Die Schwimmer trainieren in Essens einzigem 50-m-Becken.
    Die Schwimmer trainieren in Essens einzigem 50-m-Becken. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Das Schmetterlingsschwimmen gilt als besonders anstrengender Schwimmstil: Durch das Nachvornewerfen der Arme verringert Lisa den Widerstand im Wasser.
    Das Schmetterlingsschwimmen gilt als besonders anstrengender Schwimmstil: Durch das Nachvornewerfen der Arme verringert Lisa den Widerstand im Wasser. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Beim Frühtraining betreut Mitja Zastrow die Schwimmer. Er hat selbst schon Olympia-Erfahrung.
    Beim Frühtraining betreut Mitja Zastrow die Schwimmer. Er hat selbst schon Olympia-Erfahrung. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Zwei Meter reichen den Schwimmern, tiefer werden sie nicht tauchen.
    Zwei Meter reichen den Schwimmern, tiefer werden sie nicht tauchen. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Bis 7.15 Uhr dauert das Frühtraining. Dann muss sich Lisa beeilen.
    Bis 7.15 Uhr dauert das Frühtraining. Dann muss sich Lisa beeilen. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Um 7.45 muss sie im Helmholtz Gymnasium sein. Für ein langes Frühstück bleibt da keine Zeit.
    Um 7.45 muss sie im Helmholtz Gymnasium sein. Für ein langes Frühstück bleibt da keine Zeit. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Nur wenige Meter vom Schwimmzentrum entfernt drückt Lisa die Schulbank. Mathe LK steht auf dem Programm.
    Nur wenige Meter vom Schwimmzentrum entfernt drückt Lisa die Schulbank. Mathe LK steht auf dem Programm. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Mit Schweiß zum Erfolg? Um 10 Uhr beginnt Damian Wierling mit dem Krafttraining.
    Mit Schweiß zum Erfolg? Um 10 Uhr beginnt Damian Wierling mit dem Krafttraining. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Um sich aufzuwärmen, fährt er  ein paar Kilometer auf dem Spinningrad.
    Um sich aufzuwärmen, fährt er ein paar Kilometer auf dem Spinningrad. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Kraftaufbau ist essentiell: Das Training mit Hanteln steht mehrmals in der Woche auf dem Programm.
    Kraftaufbau ist essentiell: Das Training mit Hanteln steht mehrmals in der Woche auf dem Programm. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Von nichts kommt nichts: Bei Klimmzügen hängt er sich zusätzliche Gewichte an den Körper.
    Von nichts kommt nichts: Bei Klimmzügen hängt er sich zusätzliche Gewichte an den Körper. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Arthur Janowski trainiert und motiviert Damian beim Gewichtheben im Kraftraum des Schwimmzentrums.
    Arthur Janowski trainiert und motiviert Damian beim Gewichtheben im Kraftraum des Schwimmzentrums. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Um 16.30 Uhr beginnt für Lisa das Krafttraining: Mit leichten Rückenübungen startet sie in den Nachmittag.
    Um 16.30 Uhr beginnt für Lisa das Krafttraining: Mit leichten Rückenübungen startet sie in den Nachmittag. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Auf dem Schwimm-Ergometer simuliert Lisa Bewegungen aus dem Wasser: Hierbei trainiert sie Arme und Schultern.
    Auf dem Schwimm-Ergometer simuliert Lisa Bewegungen aus dem Wasser: Hierbei trainiert sie Arme und Schultern. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Mehr als nur ein Motto:
    Mehr als nur ein Motto: "Benutze keine Maschinen, werde selbst eine." © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Um 18 Uhr treffen sich Damian und Lisa zum abendlichen Training.
    Um 18 Uhr treffen sich Damian und Lisa zum abendlichen Training. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Bevor es losgeht, witzeln beide vertraut miteinander: Die Schwimmtalente sind ein Paar und verbringen auch außerhalb des Beckens Zeit miteinander.
    Bevor es losgeht, witzeln beide vertraut miteinander: Die Schwimmtalente sind ein Paar und verbringen auch außerhalb des Beckens Zeit miteinander. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Rückenschwimmen gehört zu den Trainingseinheiten.
    Rückenschwimmen gehört zu den Trainingseinheiten. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Das Schwimmen gegen die Zeit: Jede Hundertstel kann über Sieg und Niederlage entscheiden.
    Das Schwimmen gegen die Zeit: Jede Hundertstel kann über Sieg und Niederlage entscheiden. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Damian und Lisa zählen zu dem „Perspektivteam 2014-2020“.
    Damian und Lisa zählen zu dem „Perspektivteam 2014-2020“. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Auf den Bahnen kann es auch schon einmal eng werden, wenn alle Talente der SG Essen trainieren.
    Auf den Bahnen kann es auch schon einmal eng werden, wenn alle Talente der SG Essen trainieren. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Eine Kamera zeichnet die Bewegungen der Schwimmer unter Wasser auf.
    Eine Kamera zeichnet die Bewegungen der Schwimmer unter Wasser auf. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
    Auf diese Weise kann man gezielt an der Schwimmtechnik arbeiten.
    Auf diese Weise kann man gezielt an der Schwimmtechnik arbeiten. © Daniel Tomczak / Funke Foto Services
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    Was beide eint: die Anstrengung, Tag für Tag Höchstleistungen abzurufen. Beim Schwimmen. Bei Stabilisationsübungen. Bei Kraft-Einheiten. In der Schule. Sobald die Elftklässlerin Höpink ihr Frühpensum mit 5,6 Kilometern im Wasser absolviert und ein Frühstück verschlungen hat, sitzt sie im Helmholtz-Gymnasium. Um 7.45 Uhr beginnt der Unterricht.

    2009 war das Talent aus Wanne-Eickel vom SV Neptun 28 Recklinghausen zur SG Essen gewechselt. Mit 13 Jahren folgte der Umzug ins Sportinternat, das zwischen Schule und Schwimmhalle liegt. Sie machte alles freiwillig. „Meine Eltern haben mich das entscheiden lassen“, sagt Höpink.

    Damian Wierlings Weg ins Becken begann mit fünf Jahren und überraschend. „Ich hatte große Angst vor Wasser, selbst Duschen war ein Problem.“ Vor der Einschulung wollten seine Eltern das ändern. Eine Schwimmlehrerin nahm ihm schließlich mit viel Fingerspitzengefühl die Angst.

    Schnell wurde deutlich: Wierling hat Talent. „Die Trainerin hat mich dann zur SG Mülheim mitgenommen.“ 2011 schloss sich auch Wierling der SG Essen an.

    Mittlerweile ist es halb fünf. Nach der Schule blieb am Nachmittag eine gute Stunde für Hausarbeiten. Höpink absolviert eine ihrer Stabi-Einheiten, bevor es am Abend zurück ins Becken mit dem gesamten SG-Team geht.

    Um 20.30 Uhr geht der Tag zu Ende

    Irgendwann nach sechs, Höpink und Wierling trainieren auf einer Bahn im Schwimmbecken, spulen ihre Trainingskilometer ab. Kurze Verschnaufpause am Beckenrand: Beide quatschen vertraut miteinander. Die Schwimmtalente sind ein Paar. „Es hilft, dass wir beide den gleichen Sport machen“, sagt Höpink. „Sonst würde es schwer, sich regelmäßig zu sehen.“ Wohl wahr: Um 20.30 Uhr verlassen sie die Schwimmhalle.

    Ein langer Tag geht zu Ende.